🌙Kapitel 4🌙

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"Gibt es irgendwas, was du ihnen persönlich sagen willst?" Aedon sah sie fragend an.
"Mir fällt nichts anderes ein, außer einem riesigen Dankeschön für ihre Hilfe damals und wie sehr mir Malfurions Zauber geholfen hat...", gab Myraièn verlegen lächelnd zu. "Traurig. Seit damals weiß ich nicht, wie ich mit ihnen reden soll. Ich hatte erwartet, sie wie alle anderen in Suramar vorzufinden, und jetzt leben sie in Darnassus und führen die Nachtelfen an. Ich bin froh, dass die beiden so einen Status haben, sie haben ihn verdient..." Sie hielt inne und sah zu dem kritzelnden Stift. "Was schreibst du da?"
"Was du gesagt hast. Sag ihnen einfach, wie du dich fühlst, wenn du sie siehst.", meinte Aedon lächelnd. "So kommst du am besten und am leichtesten auf Gesprächsthemen. Auf gute sogar noch dazu."
"Bist du dir sicher?" Nachdenklich zog Myraièn eine Augenbraue hoch.
"Ja, total sicher. Vertrau mir, sie werden dir beisteuern.", bestätigte ihr Aedon und sein rechter Mundwinkel zuckte nach oben. "Ich habe in den Brief geschrieben, dass du nicht genau weißt, worüber du reden sollst."
"Vielen Dank, Aedon." Myraièn seufzte. "Ich hoffe, dein Plan bewirkt etwas. Ich würde diese Blicke nicht aushalten können..."
"Oh, wenn du Druidin wirst, wirst du Darnassus nur an den Wochenenden sehen können.", grinste Aedon. "Druiden dürfen nämlich an den Wochenenden nach Hause, um persönliche Dinge zu erledigen und am Wochenende könnten dann auch deine Freunde kommen..."
"Aber alles nur, wenn du mich adoptieren darfst.", stöhnte Myraièn. "Es klingt fast wie ein Paradies..."
"Oh, die anderen wurden auch einfach adoptiert..."
"Aber der Draenei war Lunarys Onkel, und der Mann ist bestimmt ein bekannter Lord..."
"Dann sagen wir eben, du bist Malfurions ehemalige Pflegetochter und ich sei sein Bote. Gewissermaßen ist es ja die Wahrheit." Aedon zuckte mit den Schultern.
"Aber was, wenn Malfurion dann deswegen in Schwierigkeiten gerät?"
"Wir erklären ihm, unter welchen Umständen wir dich da rausholen mussten, er wird es sicher verstehen. Wenn du heute Abend zu Elune betest, wird sie dir bestimmt sagen, ob es richtig ist, was wir tun. Du dürftest dich gut an die junge Nachtelfe Hayeya Morgentau erinnern, die durch Elunes Zustimmung Druidin wurde, und das obwohl ihre Eltern sie in einen Tempel voller Priester steckten."
"War bestimmt grauenvoll für sie...", fand Myraièn und sah zu, wie Aedon den Brief an den Postmeister gab und ihm sagte, der Brief müsse bis morgen Vormittag auf jeden Fall angekommen sein.
Dann gingen sie aus dem Häuschen zurück Richtung Magierviertel.
"Oh ja, das war es wirklich.", fuhr Aedon mit ihrem Gespräch fort, als hätte es nie eine Unterbrechung gegeben. "Ihr Mentor konnte sich zu ihrem Glück in sie hineinversetzen und war mit den draeneiischen Techniken vertraut, so konnte er mit einem Zentauren dafür sorgen, das Hayeya fliehen konnte. Allerdings wurde er dafür von den Priestern bei den Kriegern zwangsrekrutiert, das heißt, dass er bei dem nächsten Krieg mit hoher Wahrscheinlichkeit sterben wird. Ganz Darnassus redet davon und Tyrande sucht nach ihm, um ihm zu helfen, aber er wird gut versteckt...es wird in eine Tragödie ausarten, glaub mir."
"Ich glaube ich dir." Myraièn sah sanft lächelnd nach vorn. "Ich hoffe dennoch, dass Elune auf seiner Seite steht und ihn rettet. Einer wie er...hätte das verdient."
"Wahre Worte.", stimmte ihr Aedon zu und starrte auf das glitzernde Wasser der Kanäle. "Er hätte mehr als nur sein Leben verdient." Er schüttelte leicht seinen Kopf. "Nun, nun, lass uns über anderes reden. Zu deiner Kontaktaufnahme mit Ysera rate ich dir, dass du nach deinem Gebet an Elune und vor dem Schlafen ein Bild von ihr malst. Dein Unterbewusstsein wird dich dann in die Welt der Träume bringen. Bist du erst dort, musst du Ysera suchen. Das ist sehr einfach - du musst nur deine Augen schließen und an das Bild von Ysera denken. Dann kommt sie von selbst."
"Klingt, als würde hier ein Spezialist reden...", schmunzelte Myraièn.
"Ich war schon oft da, also kannst du mir vertrauen."
"Ich vertrau dir. Du hast gesagt, du holst mich hier raus. Und du bringst mich zu Malfurion und Tyrande. Außerdem bringst du mich zu den Druiden. Weißt du, wie dankbar ich dir bin?"
"Nein, das weiß ich nicht.", gab Aedon zu. Sie betraten gerade das Magierviertel. "Aber ich weiß, dass du mir dankbar bist. Das genügt mir, Myraièn." Sein Atem stockte kurz, als fiele ihm etwas wichtiges ein. "Macht es dir eigentlich etwas aus, mit Schiffen zu fahren? Die Bravado fährt eine schöne Strecke nach Rhu'Theran..."
"Nein, mir macht es nichts aus."
"Sehr gut. Dann melde ich mich gleich bei der Dockmeisterin und erkläre ihr das mit deiner Illusion. Sonst kommt es zu Missverständnissen."
"Du denkst viel, Aedon. Danke dafür." Myraièn legte ihre Hände auf einander und rieb sie aneinander, als sie die kalte Luft wahrnahm. Es dunkelte bereits.
"Man merkt, wie die kalte Jahreszeit näher rückt...", wisperte Aedon. "In Teldrassil werden sie die Tiere auf den Winter vorbereiten, Vogelhäuser und Futterhäuser aufstellen und dann die Vorbereitungen für ihre eigenen Heime treffen. Und dann kommt der Winter...Ich hoffe, wir können dieses Jahr gemeinsam Weihnachten feiern..."
"Das hoffe ich auch..." Myraièn lächelte und strich über seine Hand. "Mein erstes Weihnachten mit meinem richtigen Ich...mit meinen Pflegeeltern und einem Freund, der Bücher mag..."
Aedon sah in ihr Gesicht.
Ein überraschter Laut entfuhr ihm, dann hob er eine Hand und strich die Träne auf ihrer Wange weg. "Aber?"
"Aber ohne Thanduril...", fügte Myraièn hinzu und noch eine Träne entfloh ihren Augen. "Vierhunderteinundfünfzig Jahre ohne Thanduril..."
Aedon zog sie in seine Arme und schwieg mitfühlend.
Myraièn weinte sich aus, all die angestaute Einsamkeit von vierhundertfünfzig Jahren ließ sie in seinen Armen aus.
Es fühlte sich nach Ewigkeiten an, als sie sich voneinander lösten, und Myraièn rief ihren Besen zu sich.
"Ich muss jetzt zurück zum Waisenhaus. Ich danke dir für deine Hilfe, Aedon." Myraièn baute die Illusion auf und sprach mit ihrer hohen Stimme weiter. "Wir sehen uns morgen!"
"Ja, bis morgen, kleine Myraièn." Aedon grinste schief und verwandelte sich in einen Vogel, um zum Hafen zu fliegen.

Why the druid can't say YesWhere stories live. Discover now