🌙Kapitel 3🌙

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Sofort aktivierte Myraièn ihre Illusion und hoffte inständig, der Druide möge sie nicht siezen.
"Bitte, bitte nicht..." Sie sah flehend zu ihm hoch.
"...siezen. Ist gut." Aedon schmunzelte.
"Hier bist du ja, Myraièn!" Dyros kam keuchend zum Stehen. "Wir sollen uns...autsch!"
Lunary hatte ihm einen Klapps auf den Hinterkopf gegeben. "Beruhig dich, Dyros, und hau nicht gleich alle Informationen raus. Myraièn, wir wurden von Maya hier zu dir geschickt, um dir etwas zu sagen."
"Was denn?"
"Wir wurden..." Ein trauriges Lächeln zierte Lunarys Gesicht. "...adoptiert. Dyros von einem Mensch und ich von einem Draenei. Er sagte, er wäre mein Onkel und selbst wenn nicht, ich sollte etwas über Argus und das Licht lernen...Stell dir vor, Myraièn! Ein echter Paladin mit so einem riesigen Hammer aus Argunit!"
"Bei mir war es ein eher mittelreicher Bürger..." Dyros sah aus als wäre er hin- und hergerissen zwischen Zufriedenheit und Traurigkeit. "Er sagte, ich soll mich auf ein abenteuerliches Leben gefasst machen, was auch immer das heißen soll."
"Dann seid ihr ja beide weg..." Myraièn zitterte.
"Ja, aber sie sagten, wenn wir wollen, können wir dich besuchen kommen! Du wirst doch hier in Sturmwind sein, nicht wahr?" Lunary legte ihr eine Hand auf die Schulter.
"Wahrscheinlich..."
"Vielleicht aber auch nicht.", mischte sich Aedon ein. "Vergiss nicht, dass ich dich adoptieren kann."
"Das würdest du tun?!" Myraièns Augen glitzerten hoffnungsvoll.
"Natürlich." Aedon nickte langsam. "Ich werde morgen kommen und mit dieser Maya reden. Sie ist die Waisenhausmatrone, nicht wahr?"
Die drei Kinder nickten.
"In Ordnung." Aedon lächelte. "Wenn du schon gehst, sage ich mal 'Bis morgen'."
"Sie wird nicht gehen. Wir sollten ihr schnell 'Auf Wiedersehen' sagen und dann zurückkommen.", sagte Lunary und umarmte Myraièn fest. "Viel Glück dir, Myraièn. Wir sehen uns bestimmt wieder."
"Ganz bestimmt." Myraièn drückte sie an sich, dann löste sie die Umarmung auf, um sich Dyros zuzuwenden und auch ihn fest zu umarmen.
"Wir müssen dann jetzt los. Bis bald, Myraièn..." Lunary winkte ihr traurig zu und dann liefen die beiden wieder weg.
Myraièn löste die Illusion wieder auf und setzte sich seufzend zu Aedon an den Tisch.
"Warum tarnst du dich?", fragte er leise.
"Ich wusste nicht, wie ich sonst hätte leben sollen. In Darnassus wurde ich ignoriert und in Sturmwind schief angeguckt, wegen der ganzen Brandmale, die ich hatte."
"Brandmale?"
"Ah, vielleicht sollte ich mal alles von vorne erzählen..." Myraièn schloss die Augen und spielte ihre Erinnerungen durch.
Insgesamt war es ein friedliches Leben gewesen.
Ja, das war es...bis die Dämonen gekommen waren.
"Ja?" Aedons sanfte Stimme zerrte sie zurück in die Gegenwart.
"Angefangen hat es damit, dass meine Eltern auf eine Reise gehen wollten und mich in Lorlathil bei meinen Verwandten zurückließen. Nun waren mir jene nocht sonderlich wohl gesonnen, und ich musste mir mein Essen selbst suchen. Na ja, jedenfalls brachte mich meine Suche immer weiter aus Lorlathil hinaus, Richtung meiner Heimat, wo ich hoffte, meine Eltern zu sehen, aber sie waren nie zurückgekehrt. Also suchte ich weiter und weiter, bis ich auf einer Blumenwiese zusammenbrach und versucht war, einfach ein Tier zu töten, um es zu essen, aber ich traute mich nicht. Also lag ich da und wartete auf mein Ende. Es kam nicht. Stunden später, nach Einbruch der Nacht, kam plötzlich jemand. Ich dachte, es wäre einer meiner Verwandten, aber ich hatte Glück, es waren Cenarius, Malfurion und Tyrande. Es war wie ein Traum für mich. Sie brachten mich zum Tempel der Elune und verpflegten mich. Es waren ein paar Monate, bis Malfurion in den Smaragdgrünen Traum ging. Tyrande war für mich da und sorgte dafür, dass ich bald schon mit meiner Arbeit als Bibliothekarin im Tempel der Elune beginnen konnte. Ich arbeitete dort fast hundert Jahre, bis ich meinen Gemahl traf. Thanduril Windsang ist sein Name. Wir verbrachten weitere fünfzig Jahre gemeinsam, wir waren sehr glücklich, auch ohne Kinder. Dann kam die Brennende Legion. Während das Rabenholdanwesen unter Angriff stand, flüchteten viele nach Suramar. Auch Thanduril und ich schafften es fast, aber ich war leider zu langsam. Thanduril schaffte es, bevor die Barriere ihn in Suramar einsperrte. Ich war draußen und überlebte nur dank einem Zauber, den Malfurion mir beigebracht hatte. Der, der die Haut mit Eisen überzieht. Ich überlebte die Explosion aus Teufelsfeuer nur deshalb und unsichtbar schlich ich davon. In Aszuna traf ich auf Illidan Sturmgrimm, und er teleportierte mich zu den Östlichen Königreichen. Ich kam so nach Sturmwind und verließ die Stadt, als ich diese herabsetzenden Blicke bemerkte. In Darnassus wurde ich ignoriert. Also sorgte ich mithilfe von Kräutern, dass die Brandmale des Teufelsfeuers verschwanden und dann tarnte ich mich mit dieser Illusion, mit der ich mich ins Waisenhaus einschleuste. Zwischen meiner Flucht und meiner Tarnung lagen fast vierhundertfünfzig Jahre. Seitdem verfolgt mich meine Flucht in meinen Träumen. Der Traum, über den ich mit Ysera reden wollte."
"Das war bestimmt eine schlimme Zeit..." Aedon sah sie mitfühlend an.
"Das war es wirklich." Myraièn seufzte wieder. "Wenn Thanduril noch lebt, werde ich ihn finden. Und er lebt noch, ganz sicher. Elune hat es mir gezeigt...in einem Traum. Ich habe ihn gesehen, er war Mitglied der Dämmerlilie. Er war nicht glücklich, aber er war dort, um zu überleben, um mich irgendwann zu finden, obwohl er die Hoffnung aufgegeben hat, dass ich noch lebe. Er hat die Explosion gesehen, und ich hätte ihm gern gezeigt, dass ich noch lebe, aber dann hätten mich die Dämonen erst Recht getötet. Dann war da ein Bild von Suramar, mit fallender Barriere, während die Dämonen in großen Scharen über unsere schöne Stadt herfielen. All das ist vielleicht fünfzig Jahre her. Ich weiß nur nicht, was es heißen soll. Vielleicht finde ich meine Antworten in Darnassus, aber ich habe Angst, dass sie mich wieder ignorieren..."
"Oh, das werden sie nicht!" Aedon grinste. "Ich werde Malfurion und Tyrande eine Nachricht senden. Wenn sie dich in Rhu'Theran empfangen und mit dir durch Darnassus gehen, sieht alles anders aus. Sie werden dich für eine ehemalige Hochgeborene halten, du wirst sehen, dass dich niemand ignorieren wird." Er stand auf und hielt ihr lächelnd eine Hand hin. "Komm, gehen wir zum Postmeister und schreiben wir den beiden. Sie haben es verdient, von dir zu hören. Du kennst den Illidan mit den goldenen Augen. Sie werden froh sein, noch jemanden zu finden, der den Angriff der Legion aus nächster Nähe überlebt hat, sei dir dessen gewiss."
Lächelnd nahm Myraièn seine Hand und folgte ihm.

Why the druid can't say YesWhere stories live. Discover now