🌙Kapitel 7🌙

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Mit nervös zitternden Händen nahm Myraièn die Tasse Tee an und sah zu, wie sich Vater und Sohn der Königsfamilie vor sie setzten.
Hinter Myraièn standen bewaffnete Wachen.
"I...Ist das wirklich nötig?", fragte sie und linste über ihre Schulter zu den zwei der vier Wachen auf der rechten Seite.
"Mir schien, Ihr wisst nichts von den Drachen in Euch, und Deathwings Schwarm hatte ja oft ein...nun, ich nenne es mal...unzähmbares Gemüt." König Varian lächelte schwach und nahm einen Schluck seines Tees, bevor er fortfuhr. "Ich will Euch nicht misstrauen, aber Ihr habt einen schwarzen Teil in Euch, der gerne auch ausrutschen könnte, und ich könnte es nicht ertragen, nach meiner Gemahlin Tiffin auch noch meinen Sohn zu verlieren."
"Ich werde mein Bestes geben, mich im Zaum zu halten.", versprach Myraièn ernst, aber immer noch nervös.
"Ich danke Euch, dennoch werden die Wachen bleiben müssen." König Varians Lächeln wirkte amüsiert.
"Und was, wenn das Eingreifen Eurer Wachen alles nur noch schlimmer macht?"
"Dann sehen wir weiter.", meinte der König. "Nun, sollen wir zum Thema zurückkommen?"
"Oh, ja, verzeiht..." Myraièn sah zerknirscht auf den Tee in ihrer Tasse. "Wo soll ich anfangen?"
"Am besten beim Anfang..."
"Der Anfang meines Lebens oder der Anfang mit dem Angriff der Legion?"
"Mit dem Angriff der Legion.", sagte Anduin.
Varian nickte.
"Also...es war vor fast vierhunderteinundfünfzig Jahren, dass wir aus Val'sharah flüchten mussten, als die Dämonen sich das Rabenholdanwesen vornahmen.", begann Myraièn unsicher. "Ich denke, aus Aszuna sind ebenfalls einige der Lehrlinge nach Suramar geflüchtet. Die Hochbergtauren haben glaube ich, um ihr Überleben gekämpft, ob sie gesiegt haben, weiß ich nicht, aber in Sturmheim waren die Dämonen jedenfalls siegreich. Es gibt Legenden über den Gottkönig Skovald, der sich von der Macht der Legion hat hinreißen lassen. Ein Stamm namens Teufelsskorn treibt nun sein Unwesen in Sturmheim. Aber zurück zu der Flucht aus Val'sharah...", kam Myraièn verwirrt zurück auf das Thema. "Wir liefen fast einen ganzen Tag, aus Angst, die Arkanisten würden uns aussperren. Wir schafften es bis zu der Großen Promenade, als ich - ungeschickt, wie ich bin - stolperte und mein Schicksal besiegelte. Mein Ehemann Thanduril hatte es noch geschafft, hielt mich allerdings für tot, nachdem mich eine Explosion aus Teufelsfeuer traf. Der Grund, warum ich heute noch lebe ist jener: Ein Zauber, den Malfurion mir beigebracht hatte. Eisenhaut oder ähnlich nennt man ihn. Jedenfalls half mir die Eisenhaut zu überleben, und ich konnte dank meiner Unsichtbarkeit bis nach Aszuna fliehen, wo ich auf den Anführer der Mondwache traf, Illidan Sturmgrimm, ein ehrwürdiger Elf mit unglaublichem Talent gegenüber dem Arkanem. Er teleportierte mich und viele andere Flüchtlinge nach Kalimdor, wo wir lange blieben und uns dann aufteilten. Nun wurde ich aber wegen der Brandmale der Explosion - auch die Eisenhaut hat Schwachstellen - in Sturmwind schief angesehen und in Darnassus ignoriert. Dann suchte ich Heilkräuter und schaffte es, mich der Wunden zu entledigen. Zwischen meiner Flucht und meinem Eintritt in das Waisenhaus vor fünf Jahren liegen vierhundertfünfzig Jahre. Eure nächste Frage ist bestimmt, warum ich das tat. Nun, ich gebe zu, ich wusste nicht, wohin mit mir. Die anderen hätten mich erkannt und wahrscheinlich schief angeguckt. Also tarnte ich mich mit der Illusion eines kleinen Mädchens, und konnte so mein Leben quasi von vorne anfangen. Allerdings hat sich meine Illusion seit einem Besuch bei Ysera deutlich verändert. Ich werde schon bald nicht mehr verhindern können, dass andere durch die Illusion sehen können, so wie Ihr, Majestät."
"Eigentlich habe ich nur aus dem Gespräch des Dämons und Euch geschlossen, dass eine so junge Elfe nicht so viel über Azeroth wissen kann und außerdem ist der letzte Angriff der Legion schon Jahre her.", meinte Varian. "Und ihr Elfen seid bekannt für Euer Geschick in der Zauberkunst. Es konnte nichts anderes als eine Illusion sein."
"So ist das..." Myraièn lächelte verlegen.
"Was hatte es eigentlich mit dem 'Großmaul' auf sich?", fragte Anduin.
"Ach das..." Myraièn seufzte. "Ein kleiner Unfall meinerseits. Ich hatte ihn als Spion der Legion enttarnt und ihn vorher ein wenig beleidigt. Dafür nannte er mich bei meiner Flucht Großmaul, weil ich seiner Meinung nach vor ihm weggelaufen bin. Er hat offensichtlich die zweihundert anderen Verdammnislords übersehen." Ihr entfuhr ein spöttischer Laut. "Diese Dämonen werden nicht gewinnen. Vorher liegen sie alle in ihrem eigenen Blut und fragen sich, was sie falsch gemacht haben und dann..."
Ein Dolch fuhr über ihren Arm.
Blut, nicht gerade wenig, floss aus der Wunde, die sich über ihren gesamten Arm zog.
Der Schmerz sorgte wieder für Klarheit in Myraièns Kopf.
Schuldbewusst drückte sie eine Hand auf die Wunde, in der Hoffnung, es würde aufhören.
Das tat es allerdings nicht.
Anduin stand halb auf, eine leuchtende Hand leicht von sich gestreckt, er wollte sie wohl heilen, doch Varian hielt ihn zurück.
"Und dann?", wandte er sich mit zusammengekniffenen Augen an Myraièn.
Sie sah ihn verwirrt an. "Wie, und dann?"
Varian nickte Anduin zu und der Prinz schloss die Wunde mit einem Zauber.
Myraièn nickte ihm dankbar zu. "Und jetzt?"
"Ich denke, wir können sie gehen lassen, Vater.", meinte Anduin und sah fast enttäuscht zu Varian, wenn Myraièn den Ausdruck im Gesicht des Prinzen richtig deutete. "Es sei denn, du lässt mich erklären, was es mit ihren Schuppen auf sich hat..."
Varian brütete vor sich hin, dann nickte er. "Aber auf keinen Fall alleine. Die vier Wachen werden Euch begleiten."
Mit hängenden Schultern gab sich Anduin geschlagen. "Na schön. Kommt mit, Lady Myraièn."
Myraièn stand auf und folgte ihm.
Der Prinz führte sie durch eine Tür zu einem großen Raum, in dem viele Adelige saßen und mit Zauberkunststücken unterhalten wurden. Dahinter lag ein hoher, breiter und langer Flur, der von riesigen Lampen und den altertümlichen Fackeln erhellt wurde.
Wachen standen in regelmäßigen Abständen dort und durchbohrten die ohnehin nervöse Nachtelfe mit ihren misstrauischen Blicken.
Warum geht so eine Bettlerin mit dem Thronfolger durch Burg Sturmwind? sagten ihre Blicke.
Genau wie damals, als ihre Blicke fragten, was zur Hölle eine Elfe mit Brandmalen in der edlen Hauptstadt zu suchen hatte.
Endlich erreichten sie den Thronsaal.
Anduin wandte sich nach links und betrat einen Garten voller Blumen, um den sich ein überdachter Korridor wand.
"Lasst uns hier reden." Anduin sah sich zufrieden lächelnd um. "Dieser Ort wäre einer Kal'dorei würdig, nehme ich an."

Why the druid can't say YesWhere stories live. Discover now