🌙Kapitel 10🌙

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Grinsend schlug Senan zu.
Myraièn rieb sich ihre rote Wange mit glitzernden Augen, reagierte allerdings nicht wütend darauf.
Senan lachte spöttisch und rief: "Da guckst du doof! Gefällt es dir, geschlagen zu werden?"
Myraièn blieb ruhig.
"Einsame klasse.", meinte Senan und hielt ihr wieder freundlich lächelnd eine Hand entgegen. "Du lernst ja ziemlich schnell, Myraièn."
"Findest du?" Sie ließ sich auf die Füße ziehen und lächelte ebenfalls. "Man sagt ja, Schmerz ist ein guter Lehrer." Ihr Lächeln wuchs zu einem schiefen Grinsen an. "Oft genug geschlagen hast du mich ja auch schon."
"Es tut mir wirklich leid.", entschuldigte sich Senan und pflückte eine Friedensblume und hielt sie Myraièn hin. "Glaub mir, ich schlage andere Leute nicht so gern wie es scheint. Es sei denn, sie machen mich wirklich wütend. Passiert aber nur einmal im Monat. Da schlage ich den und den gerne mal lazarettreif."
"Das geht mit Berserker bestimmt gut.", grinste Myraièn.
"Da sagst du was!" Senan lachte herzlich. "Lass uns zurückgehen. Bestimmt wollen Lady Tyrande und der Druide dich noch auf deine Reise vorbereiten."
"Hoffentlich. Ich wüsste nicht, was ich sonst anziehen könnte...außer dem einen Kleid hier." Sie sah seufzend an sich herab. "Ich fühle mich wie ein Schandfleck in dieser Burg. Als wäre ich nicht mal würdig genug, in den Ställen zu arbeiten."
"Du bist würdig genug.", widersprach ihr Senan. "Du kennst den alten Illidan. Nicht nur das, sondern auch deine unglaubliche Überlebenskunst macht dich mehr als nur würdig, hier zu sein."
"Überlebenskunst? Meine viel zu knappe Flucht und dieses Hungern nennt ihr Überlebenskunst? Ohne Malfurion, Cenarius und Tyrande wäre ich verhungert. Ich verdanke ihnen mein Leben."
"Aber du hast es so lange geschafft. Und hältst du es wirklich für Zufall und nicht..." Senan lächelte geheimnisvoll. "...für eine schicksalhafte Wendung?"
"Meinst du Elune?", fragte Myraièn verwundert. "Glaubst du an sie?"
"Glauben? Ich weiß, dass es sie gibt. In Desolace war sie ja ganz deutlich am Werk, als Kayn einen Elf namens Furien gerächt hat. Da konnte man ja mit den Seelen von Elunes Priesterinnen einen Vortex beschwören. Das heißt ja, das man Elunes gute Kraft kurzzeitig in eine schlechte Kraft umwandelt. Damit hat er den gesamten Stützpunkt der Allianz in Desolace zerstört."
"Du wusstest es..." Myraièn zog ihre Augenbrauen zusammen. "...und hast ihn nicht aufgehalten?"
"Sagen wir...ich habe es versucht. Aber weißt du, ein Fluchkind, das gerade Berserker benutzt..." Senan seufzte. "...kann man nicht leicht umstimmen, erst Recht nicht mit Elfen, die hinter ihm stehen und ihn unterstützen. Nun ja, weil ich mich ihrer Meinung nicht anpassen wollten, setzten sie mich einfach auf einen Drachenfalken und schickten ihn nach Feralas. Dann durfte ich den ganzen Weg durch Ogerterritorium zurück nach Desolace und Kayn suchen. Ich fand ihn unverletzt in den Ruinen des Lagers der Allianz."
"So ist das. Verzeih mir mein Misstrauen."
"Gern. Aber nicht wütend auf Kayn sein. Er hat es später ernsthaft bereut und angefangen, die Monster aus den halb zerfallenen Tempelgeländen in der Nähe zu vertreiben - mit Erfolg ausgemerzt."
"Keine Sorge, Senan." Myraièn lächelte schwach. "Ich habe gar nicht das Recht, dich oder Kayn dafür zur Rechenschaft zu ziehen. Es sei denn, Elune befiehlt es mir."
"Und wenn Elune dir befiehlt, Kayn zu töten?", fragte Senan ängstlich. "Würdest du das tun?"
"Elune würde niemanden grundlos töten. Auch Kayn nicht. Er hat es immerhin bereut."
Senan stieß erleichtert die Luft aus, die sie angehalten hatte.
Myraièn lachte daraufhin und zeigte auf die Burg. "Komm, Senan. Wer zuerst da ist, hat gewonnen!"
"Dann hast du verloren!", lachte Senan.
Ihre Augen wurden rot und dann schwebte eine Staubwolke anstatt der Elfe neben Myraièn.
"Hey, Senaaan!" Myraièn lachte weiter und streckte ihre Flügel aus, um der Staubfahne hinterherzufliegen.
"Hey, Myraièn! Fliegen ist unfair!", tönte es zu ihr herauf.
"Berserker ist unfair!", rief sie zurück.
"Gut gekontert!", lachte die Staubwolke und blieb stehen.
Senan schlitterte noch ein wenig über den Boden und wartete in dem exotischen Garten in der Burg.
Dann sah sie erwartungsvoll zu Myraièn hoch, die die Hochelfe belustigt musterte.
"Senan, wie kannst du dich in so einem Kleid nur so gut bewegen?", fragte sie mit einem kecken Lächeln.
"Was?" Senan sah an sich herunter.
Das rote Kleid war auf beiden Seiten ihrer Beine gerissen, sodass es fast aussah wie ein Lendentuch.
Senan lachte und stellte sich mit einem verführerischen Lächeln in eine fast lockende Pose. "Schön luftig.", bemerkte sie, ohne den Ausdruck in ihrem Gesicht zu ändern. "Das habe ich gebraucht. Meinst du es steht mir? Vielleicht kann Kayn dann ja nicht mehr widerstehen..."
"Es steht dir, ja." Myraièn kicherte. "Pass lieber auf, sonst kann bald nicht nur einer widerstehen."
Tatsächlich sahen zwei Wachen in ihre Richtung.
Wieder lachte Senan.
Sie deutete in das Burginnere und ging weiter.
Leise fragte sie: "Du und dieser Druide...eine Liebesbeziehung habt ihr nicht, oder?"
"Nein, ich habe schon einen Ehemann. Thanduril Windsang, er ist Krieger in Suramar."
"Suramar?" Senan machte große Augen. "Nie davon gehört. Wie sieht es da aus?"
"Also..." Myraièn fuhr mit ihrer Zunge über ihre Lippen. "Suramar ist eine Hafenstadt und hat viele Kanäle mit Gondeln darin, die von selbst fahren. Die Dächer sind weit oben und violett, und mit Silber geschmückt. Die Dächer sind auch nur kuppelartig. Wir haben sehr viele interessante Gebäude und unsere Stadt ist stufenweise aufgebaut. Das Anwesen der Lunastres ist genau neben der Großen Promenade, die Arkwein-Herstellungsplätze sind eine Stufe darunter und ganz unten zum Beispiel ist das Immermondviertel. Dort wurde ich geboren, aber meine Eltern zogen bald nach Val'sharah, nahe von Lorlathil. Als sie auf eine Reise gehen wollten, hinterließen sie mich bei meinen Verwandten, die mich allerdings nicht mochten, also suchte ich mein Essen selbst. Als ich nichts mehr fand, wurde ich kurz vorm Verhungern von Malfurion, Cenarius und Tyrande gefunden. So kam ich zu ihnen. Tyrande schleuste mich bald in den Dienst der Bibliothek im Tempel der Elune ein, wo ich dann Thanduril kennenlernte. Er war Krieger, allerdings hatte er sich noch bei keiner Armee angemeldet, obwohl er durchaus ein guter Kämpfer war. Dank Elune weiß ich, dass er jetzt beim Orden der Dämmerlilie ist. Ich freue mich schon darauf, ihn wiederzusehen. Und ich würde mich freuen, dich über die Inseln der Fünf Reiche zu führen."
"Darüber würde ich mich auch freuen!", pflichtete ihr Senan glücklich bei. "Und diesen Thanduril würde ich auch gern kennenlernen."
"Das kannst du." Myraièn lächelte. "Wir vertreiben die Dämonen gemeinsam."
"Gemeinsam!" Senan nahm ihre Hand und lächelte entschlossen.

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⏰ Last updated: Oct 29, 2017 ⏰

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