Chapter Sixteen: An den Wurzeln des Yggdrasil

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Das Museum sah von außen wunderschön alt aus. Dicke Säulen trugen ein gigantisches Vordach, unter dem sich der Eingang befand. Zusammen mit Jenny und Liam stiegen wir die helle Marmortreppe hinauf und gesellten uns zu den anderen Wartenden. Es war ein wunderschöner Morgen. Schon die Herfahrt war ein Traum gewesen. Die Sonne strahlte von einem wolkenlosen Himmel, ein sachter Wind hielt die Hitze im Zaun. Irgendwie hatte ich es in den letzten Tagen doch tatsächlich geschafft alle Sorgen zu vergessen und so gut gelaunt zu sein, wie schon seit gefühlten Ewigkeiten nicht mehr. Sogar Cole hatte ich soweit verziehen, dass wir wieder ein normales Gespräch führen konnten. Just in diesem Moment stieß er zu uns und ich war erstaunt zu sehen, wie er sprachlos an den Säulen in die Höhe starrte. "Also wenn das da drinnen auch so atemberaubend aussieht, dann bin ich wirklich froh nicht krank gemacht zu haben", lachte er. Ich musste grinsen. "Dass Cole Belham mal noch so etwas beeindrucken kann, hätte ich nicht für möglich gehalten."

Jen und Liam fingen neben uns an zu kichern. "He seht ihr das etwa auch so?", Cole war spielerisch empört. "Als ob ich nichts anderes im Kopf hätte als Partys und so." Da wurde das Lachen nur noch lauter. Er hatte den Nagel auf den Kopf getroffen. "Pfff", gab er nur noch von sich und lief weiter zum Eingang, an den Aidan gerade erschien.

Wir folgten ihm und versammelten uns in der Eingangshalle. Sie war genauso hoch wie das Vordach und mit wunderschönen nordischen Mustern verziert. Ich konnte es kaum erwarten mehr zu sehen.

Doch erst einmal wollte unser Dozent ein paar Worte an uns richten. "Guten Morgen alle zusammen. Es freut mich sehr zu sehen, dass fast alle scheinbar den Weg hier her gefunden haben. Ich habe lange überlegt, wie ich den Tag hier drin wohl am besten gestalten könnte. Ich dachte erst, dass ich euch zu einigen Ausstellungsstücken Geschichten erzählen werde, doch ich glaube, dass da wohl die wenigsten von euch wirklich zuhören werden. Deswegen werde ich euch alleine gehen lassen. Schaut euch um, lest die Informationen auf den Schildern und sucht euch die Abteilung aus, die euch am besten gefällt, um den Tag zu verbringen. Ich möchte am Ende nur eins: das jeder von euch einen kurzen Bericht über eines der Stücke schreibt, welches euch am besten gefallen hat. Sucht dazu Informationen im Internet und in Büchern und gebt ihn bitte spätestens nächste Woche Montag in der Stunde bei mir ab. Viel Spaß euch."

Damit waren wir entlassen und die meisten Studenten liefen etwas lustlos in irgendeine Richtung. Aidan verschwand um eine Ecke und ich wartete darauf, dass sich meine Freunde in Bewegung setzten.

Ich folgte ihnen für eine Weile durch einige Austellungsräume. Doch als wir in einen größeren Saal kamen in dem einige Wikingerschiffe standen, gab es kein Weiter mehr für die Jungs. Liam bekam ganz große Augen und rannte um das erste Schiff herum. "Cole komm schnell. Hier kann man hinein gehen", rief er und quiekte wie ein kleines Kind. "Geil", rief Cole zurück und schon war er ebenfalls verschwunden. Jenny zuckte mit den Achseln, was so viel heißen sollte wie 'Jungs halt' und folgte den beiden.

Ich fand die Schiffe zwar auch echt cool, aber irgendwie zog es mich weiter in den nächsten Raum. Ich war sowieso viel lieber alleine unterwegs, da konnte ich mir so viel Zeit lassen, wie ich wollte.

Die nächste Abteilung war viel kleiner und der Boden zwischen den einzelnen Vitrinen mit rotem Stoff ausgelegt. Aufmerksam musterte ich jedes einzelne Stück hinter dem Glas und suchte nach etwas, was ich für den Bericht auswählen konnte. Doch hier gab es nur Waffen und alte Helme, Teile von Rüstungen aus grob behauenem Metall und Leder hingen an den Wänden, alte verrostete Schwerter lagen sorgsam auf Samt und viele andere Werkzeuge waren um eine künstliche Feuerstelle verteilt worden. Langsam lief ich weiter in den nächsten Raum. Hier gab es alles zum Thema Thor, was bedeutete Hämmer, Hämmer und noch mehr Hämmer. Mjölnir als riesige Figur, als Halskette, am Knauf einer Waffe, auf Gemälden in der Hand von Thor... Nein, das war auch nicht das Richtige. Ich fand die Figur des starken Thors, der die Menschen beschützte einfach zu simpel und nicht vielschichtig genug. Ich wollte etwas außergewöhnliches.

Also ging die Suche weiter. In der darauffolgenden Halle, waren die Wände voller Gemälde. Ich lief langsam erst an einer Wand entlang, dann ander anderen. Heimdall, Freyr, Odin, Hönir... All die Namen erkannte ich aus den Vorlesungen wieder und ich fand es schön nun neben den 3D-Vorstellungen von Aidan auch noch die Sichtweise von den Menschen zu haben, die damals wirklich an die nordischen Götter geglaubt hatten. Doch ein Gemälde war auch nicht das Richtige. Am liebsten hätte ich etwas über Loki gefunden, den Aidan anscheinend sehr mochte, doch irgendwie gab es da nicht sonderlich viel. Er war auf einigen Kunstwerken zu sehen, wurde aber scheinbar nicht so verehrt wie die anderen.

Im nächsten Raum war das Licht gedimmt. Grüner Schein tauchte einen künstlichen Baum in eine unheimliche Atmosphäre. Wobei Baum nicht ganz das richtige Wort war. Die Decke des Saals begann dort, wo eigentlich der Stamm wäre. Hier unten, es kam mir so vor, als wäre ich unter der Erde, konnte man nur das Wurzelwerk sehen, welches über meinem Kopf angebracht war. Neben der Tür konnte man lesen, dass es sich um den Yggdrasil Baum handelte und alles, was sich zu seinen Wurzeln befand. Die langen verschlungenen Wurzeln reichten durch den ganzen Raum. Man konnte einem Weg folgen, indem man über einige Teile des Baumes stieg und sich dann wieder unter einer Wurzel hindurchbückte. So gelangte man an das Zentrum des Raumes, wo auch eigentlich der Stamm nach oben ragen würde. Unter dem dichten Wurzelwerk war ein Hohlraum, in dem ein Glaskasten stand. Ich trat näher heran, um zu sehen, was sich darin befand, doch musste ich feststellen, dass die Vorrichtung leer war. In dem roten Samt war eine Mulde, wo sonst ein kleiner quadratischer Gegenstand reinpassen würde. Diese Form, die Größe. Mir kam einer böser Verdacht. Ich lief um die Vitrine herum. Auf der anderen Seite fand ich ein Schild. Ein Aufkleber erklärte mir, dass der Inhalt gestohlen wurde und darunter stand in schön geschwungener Schrift: 'Die Schatulle von Mimir.'

"Einfach atemberaubend die gewaltigen Ausmaße des Weltenbaums nicht wahr. "Mir entfuhr ein Schrei, den ich versuchte mit meiner Hand zu dämpfen. Aidan stand hinter mir und lächelte mich an. "Oh mein Gott Aidan. Sie haben mich fast zu Tode erschreckt", entfuhr es mir.

Wo war er plötzlich hergekommen? Mein Herz schlug mir bis zum Hals, aber nicht nur weil er mich so überrascht hatte, nein ich wusste ganz genau, was dort normalerweise hinter Glas liegen sollte. Ich hatte verdammtes Diebesgut bei mir Zuhause beherbergt, es durch die Gegend getragen. Das hier wurde mir allmählich alles etwas zu viel. Nicht nur, dass Aidan irgendetwas von mir zu wollen schien und ich doch ernsthaft einen magischen Gegenstand in meinen Händen gehalten hatte, der aus einem Museum stammte und mehrere hunderte Jahre alt sein musste, nein ich wusste auch noch wer der Dieb war. Er stand direkt vor mir.

Langsam machte ich einen Schritt zurück. Ich wollte hier nicht alleine sein. Im Dunkeln, mit ihm. Plötzlich bekam diese mysteriöse Seite an ihm eine Richtung zugewiesen, die ich nicht erforschen wollte.

Er beobachtete mich wieder genau, wie er es immer tat. Schien meine Gedanken zu erforschen. Natürlich wusste er, dass ich es wusste. Er war nicht dumm und ich nicht schlau genug es besser zu verbergen.

"Ich wollte dich nicht erschrecken oder gar verängstigen", versuchte er die Stimmung zu lockern. "Eigentlich wollte ich nur sehen, wo du bist, haben sich doch die anderen schon vor Stunden verabschiedet und sind nach Hause gegangen. Deine Freunde haben mir gesagt, dass sie dich nicht finden konnten und dass ich dir doch sagen solle, dass sie eben schon ohne dich gegangen sind. Du sollst Jennifer anrufen und sie holt dich ab."

Wie bitte? Vor Stunden gegangen? Das konnte ich nicht so recht glauben. Verwirrt bahnte ich mir einen Weg zwischen den Wurzeln hindurch in den Raum mit dem vielen Gemälden, wo sich auch einige Fenster befanden. Fasslungslos starrte ich nach draußen. Es war bereits dunkel!

Hiii,
So langsam wird's spannend (hoffe ich) :D
Was denkt ihr wird Elaine nun tun? Kann Aidan/Loki auf sie einreden?

Und ich hoffe euch fallen meine gewollten Wortspiele auf, wie 'oh mein Gott Aidan, sie haben mich fast zu Tode erschreckt' :'D
Hehe

Euch einen wunderschönen Abend, Morgen oder wann auch immer ihr das lesen werden.

LG eure Cristina

Ragnarök - Frühlingssonne✔Where stories live. Discover now