Chapter Twenty-Two: Brennen sollt ihr

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Lokis Sicht:

Das Licht war gleißend hell, als ich die Augen aufschlug. Stöhnend kniff ich sie sofort wieder zusammen und versuchte erst mit meinen anderen Sinnen meine Umgebung zu ertasten.

Ich lag auf dem Rücken, höchst unbequem auf einem harten Untergrund. Die Luft war stickig und schwül. Ich konnte kaum atmen. Vorsichtig versuchte ich mich zur Seite zu drehen, ließ aber auch das gleich wieder bleiben, als ein brennender Schmerz aus meinem Nacken durch meinen ganzen Körper schoss.

Freki, Geri. Stück für Stück kehrten meine Erinnerungen zurück. Elaine. Was sollte sie von mir denken? Wie lange war ich schon fort?

Ich war noch immer so benommen, dass ich kaum einen klaren Gedanken fassen konnte. Mein Kopf dröhnte, fühlte sich an wie in einen Schraubstock gespannt. Ich konnte mich nicht mehr daran erinnern, wann ich das letzte Mal so stark verletzt gewesen war. Die Wunde in meinem Nacken pochte unaufhaltsam, ich schien Fieber zu haben. Warum hatte ausgerechnet Freki mich beißen müssen? Das Gift in seinem Speichel war zwar nicht tödlich für mich, schwächte und beeinträchtigte meinen Körper doch sehr viel länger, als eine normale Wunde es jemals tun könnte. Als ich mit meinen Fingern vorsichtig über meinen Nacken strich, spürte ich das zerfetzte Fleisch, die Hitze, das angetrocknete Blut. Es hätte noch schlimmer kommen können. Das meiste war schon zusammen gewachsen. Doch der Schmerz und das Gift in meinem Blut hielt noch sehr viel länger an.

Ich nahm alle meine verbliebenen Kräfte zusammen und rollte mich auf den Bauch. Einen leisen schmerzerfüllten Schrei konnte ich nicht ganz unterdrücken. Mit dem Gesicht Richtung Boden, getraute ich mich dann doch langsam meine Augen zu öffnen.

Als erstes erkannte ich den grauen Steinboden unter mir. Voller Staub und Dreck. Langsam kam ich auf die Knie - mein Knöchel und der Arm waren komplett geheilt - und analysierte die Umgebung. Ich befand mich in einer kleinen Lagerhalle mit einer hohen Decke. An den Wänden rings um mich herum befanden sich Regale voll Werkzeuge und Gerümpel. Eingestaubte und teils zum Schutz abgedeckte Maschinen standen dazwischen. Die Sonne schien unbarmherzig durch das verglaste Dach und sorgte hier drin für mindestens 50 Grad. Es musste Mittag sein, also mindestens ein halber Tag vergangen sein, seitdem ich ohnmächtig geworden war. Der Schweiß rann bereits meine Schläfen hinab. Meine Kleidung klebte an meinem Körper wie eine zweite unangenehme Haut. Während ich aufstand, strich ich mir meine vom Blut und Schweiß verklebten Haare aus dem Gesicht. Noch etwas wackelig auf den Beinen erkundete ich meine Umgebung genauer.

Als erstes lief ich auf das große doppelflügelige Eisentor zu - natürlich war es verriegelt. Und genug Kraft, um es zu öffnen besaß ich im Moment noch nicht. Also nutzte ich die Zeit jedes Gerät und jeden Gegenstand genau zu betrachten und seinen Nutzen für mich abzuwiegen.

Die zwei Wölfe würden wieder kommen und mit ihnen sicherlich auch noch jemand, der das Ganze geplant hatte. Ich wollte gar nicht erst erfahren, um was er hier ging. Ich wollte einfach nur weg und das ohne viel Kämpfen zu müssen. Auch wenn meine Kraft mit jeder Sekunde etwas mehr zurückkehrte und ich durch das Laufen einen klaren Kopf bekam, würde ich nicht gewinnen können. Es machte mich wütend so hilflos gewesen zu sein. Ich gestand mir eine Schwäche ungerne ein. Beim letzten Mal hatten sie mich überrascht, diesmal würde es anders laufen. Noch nie hatte es jemand geschafft mich irgendwo lange gefangen zu halten und hier auf der Erde, auf der es so wenig Magie gab, würde es ein Kinderspiel werden. Ich würde hier raus kommen und sobald meine Energie wieder aufgeladen war, würde ich zurückschlagen und Freki würde mehr als nur verbranntes Fell und Fleisch davontragen. Meine Welt war eine grausame. Schmerzen, Verrat und Hass waren ein stetiger Begleiter. Elaine und die Menschen, die so schwach und einfältig waren, hatten mich für einen Moment unvorsichtig werden lassen.

Ragnarök - Frühlingssonne✔Where stories live. Discover now