Chapter Seventeen: Was mir am schwersten fällt

781 82 10
                                    

Lokis Sicht:

Es war nicht fair gewesen sie auf so eine Weise zu manipulieren. Ihr ihr Zeitgefühl zu nehmen und sie so lange in den Hallen gefangen zu halten, bis ich ganz alleine mit ihr war. Doch ich hatte keinen anderen Ausweg gesehen. Was auch immer ich getan oder gesagt hatte, was sie dazu gebracht hatte mich vollkommen zu ignorieren seit einer Woche... Ich hatte mich dem Ziel so nahe gesehen und nun schien sie viel weiter entfernt von mir und der Magie als jemals zuvor.

"Es tut mir wirklich sehr leid, dass ich dich erschreckt habe." Sie schien so schreckliche Angst zu haben seitdem sie entdeckt hatte, dass ich die Schatulle hier entwendet hatte. Ich hatte eigentlich nicht das damit erreichen wollen, als ich ihr Unterbewusstsein in diesen Raum lotste. Eigentlich wollte ich, dass sie mehr über das Kästchen erfuhr und mir endlich wieder Fragen stellte. Dass wir voran kamen und sie vielleicht endlich zu glauben begann. Doch ich hatte alles noch so viel schlimmer gemacht. Das war so typisch von mir. Meine Ungeduld sorgte dafür, dass ich nicht besonders sensibel mit den Dingen umging. Natürlich konnte sie nicht anders reagieren. Schließlich war ich in dieses Gebäude eingebrochen und hatte etwas gestohlen. Für mich eine Kleinigkeit, für sie wahscheinlich die größte Straftat, die sie in ihrem Leben bis jetzt direkt erfahren hatte. Wie sollte ich mich da nur wieder rauswinden ohne sie für immer zu verlieren?

Sie wollte schon Anstalten machen zu gehen. Aus einem Impuls heraus packte ich sie leicht am Arm und zog sie zurück. "Bleib bitte, ich kann dir das alles erklären", bat ich sie. Doch ihr Blick war kalt. "Lassen Sie mich sofort los", sagte sie schroff und zog ihre Arm aus meinem Griff. "Ich weiß nicht, was das hier werden soll, aber ich will mich nicht weiter hineinziehen lassen."

Sie fing an zu laufen. Verdammt was sollte ich nun tun? In so eine verzwickte Situation war ich nun wirklich noch nie gekommen. Die dort oben in ihrer Götterburg krümmten sich wahrscheinlich gerade vor Lachen. Wie dumm und hilflos ich mich anstellte, musste für sie wirklich eine wunderbare Unterhaltung sein. Am liebsten würde ich hier und jetzt vollkommen die Fassung verlieren. Alles in mir sträubte sich gegen den Gedanken weiter so menschlich und nett zu sein. Diese Fassade, die ich unbedingt aufrecht erhalten musste,bwiderte mich an. So war ich einfach nicht. Wie sollte ich jemals erreichen, was ich wollte, wenn ich nicht einmal ansatzweise mein Wissen und die Macht nutzte, die ich mir in den letzten Jahrtausenden angeeignet hatte? Ich wusste, wie ich zwischen den Welten reisen konnte ohne den Bifröst zu benutzen, konnte mich in jede erdenkbare Kreatur verwandeln, in jedes Gebäude der Welt gelangen ohne gesehen zu werden. Doch mit einem Menschen reden, der nicht sehen sollte, was ich wirklich war... Es war seit Ewigkeiten ein Grundsatz der Götter sich nicht mehr den Menschen zu zeigen. Früher war es normal gewesen auf die Erde zu fahren und sich etwas 'vergöttern' zu lassen, aber mit dem immer kleiner werdenden Glauben der Menschen an uns schwand auch unsere Präsenz. Es war einfach nicht mehr wie früher, man konnte sogar sagen, dass es gefährlich geworden war sich zu zeigen. Und wie sehr ich auch die Ideale der Asen verabscheute und wie gerne auch ich mich hatte anbeten lassen. In diesem einen Punkt musste ich ihnen Recht geben. Würde ich mich den Menschen hier und jetzt zeigen. Auf der Welt würde das Chaos ausbrechen, vorrausgesetzt sie hielten mich nicht für einen Verrückten und erkannten die Existenz der Götter an und das wäre ja nur der Anfang.

Und all die Gedanken, die ich mir machte, all die Sorgen die ich hegte, das lag alles nur daran, dass sie mir so viel bedeutete, dass ich nicht grob werden konnte. Offenbaren war nach meinen Überlegungen keine Option mehr, also was blieb mir noch viel? Sie gehen zu lassen war auf jeden Fall nicht die richtige Entscheidung. Ich würde nie wieder die Chance bekommen ihre Meinung über mich zu ändern.

"In Ordnung, ich geb ja zu, dass ich sie mir 'ausgeliehen' habe. Aber ich hatte doch keine Wahl", rief ich ihr hinterher.

Und sie blieb stehen.

'Super Loki, erster Schritt getan, jetzt vermassele es ja bloß nicht. Eine nächste Chance bekommst du nicht mehr.' Langsam lief ich hinter ihr her. Hielt aber genügend Abstand. Ließ ihr Freiraum. Elaine drehte sich zu mir um:" man hat immer eine Wahl."

"Das mag vielleicht stimmen, aber in diesem Fall habe ich keine andere Möglichkeit gesehen." Ich begann mir eine Geschichte an den Haaren herbei zu ziehen. Halb die Wahrheit, halb für Menschenohren und Verstand erfunden.

"Ich komme aus den Norden von Europa. Dort studierte ich und unterrichtete meine ersten Jahre. Doch ähnlich wie hier, wollten meine Schüler mir einfach keinen Respekt zollen. Ich war kurz davor aufzugeben, doch dann erinnerte ich mich an meinen Vater, der mich einst bei allen meinen Wünschen und Zielen unterstützt hatte, bis bei diesem einen. Die nordische Mythologie. Mein Glaube und meine Entscheidungen konnte er nicht akzeptieren und da meine ganze Familie stets hinter ihm stand wurde ich schnell zum Außenseiter. Sie lachten mich aus und ich schwor mir, dass ich erst nach Hause zurück kehren würde, wenn sie mich endlich respektieren würden. Mich und wie ich war. Ich war so voller Optimismus, als ich hier an kam, doch schon nach wenigen Tagen, in denen ich einfach nur die Menschen um mich herum beobachtet hatte, bemerkte ich, dass es hier nicht viel besser um meinen Erfolg stand.

Ich wusste jedoch von dieser Schatulle und dass sie mir helfen würde. Also nahm ich sie an mich. Du kannst ja sehen, was sie für einen Erfolg brachte. Ich hatte nie vor sie für immer zu behalten. Und glaube mir, wenn ich dir sage, dass ich dir das nur gezeigt habe,weil ich dir vertraue und deine Meinung wissen wollte. Von all den Menschen da draußen bist du die erste und einzige, die wahres Interesse zeigt, das kann ich doch sehen."

Nun schien sie doch tatsächlich mit sich selbst zu ringen. Sollte sie mir glauben und vielleicht ihre Meinung ändern, oder blieb sie dabei und ich hatte das große Spiel der Asen bereits jetzt verloren?

"Nun gut ich glaube Ihnen, dass Sie nichts Böses tun wollten", antwortete sie schließlich und mir fiel ein Stein vom Herzen. Ich war selten in meinem Leben so erleichert gewesen. Ich ging einige Schritte auf Elaine zu. "Ich danke dir. Du weißt gar nicht, was es mir bedeutet, dass du mich verstehst." Ich war fast bei ihr angekommen. Kurz vor ihr blieb ich jedoch abrupt stehen, als sie die Hand abwehrend hob.

"Ich habe gesagt, dass ich Ihnen glaube, dass es Sie nur mit guten Absichten gehandelt haben. Dass Sie Anerkennung wollen und Respekt, das kann ich verstehen. Doch es sind so viele unbeantwortete Fragen in meinem Kopf, die sich jetzt nur noch verdreifacht haben. Und ich bin mir absolut nicht sicher, ob ich darauf überhaupt eine Antwort haben möchte."

Wie verwirrt sie doch sein musste, so viel mehr, als ich zu begreifen vermochte. Ihr Horizont war so beschränkt durch die Menschen, ihre Vorstellung vom Leben, den Regeln, Gut und Böse, so eingefahren durch die Gesellschaft. Wie sollte sie da jemals wirklich offen sein für all das Neue?

"Ich weiß wie merkwürdig das alles für dich klingen mag, doch wenn du mir gestattest dich nach Hause zu fahren, dann werde ich, das verspreche ich dir, auf dem Heimweg alle deine Fragen ehrlich und ohne Umschweife beantworten. Wenn du nichts wissen willst, dann werde ich auch das akzeptieren. Ich möchte nicht, dass du Angst vor mir hast oder den Dingen, die gerade geschehen."

Ich setzte wohl das liebste und unschuldigste Lächeln aller Zeiten auf, denn sie antwortete doch tatsächlich: "also schön, bringen Sie mich nach Hause."

Hiii,
Und weiter gehts mit ein paar Flunkereien von Loki. Dieses Kapitel war sehr dialog- und gedankenlastig und hoffe euch hat es trotzdem gefallen auch mit kaum Handlung.

Bald wird mehr passieren das verspreche ich euch.
Denn das zu schreiben finde ich recht schwer. Den Mittelweg bei Elaine zwischen Angst und Liebe zu finden, dass es auch glaubwürdig rüber kommt.

Einen schönen Abend oder Tag euch

LG eure Cristina

Ragnarök - Frühlingssonne✔Where stories live. Discover now