Kapitel 8

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"Wir alle sind Schöpfer, Weltschaffende, wenn wir lieben." ~ Gertrud Simmel


In dieser Nacht träumte ich schlecht. Ich träumte von einem großen starken Löwen, mit goldener Mähne und einem lauten durchdringenden Knurren. Und von einem schwarzen Wolf mit grauen Augen. Beide kämpften einen erbitterten Kampf doch warum war mir ein Rätsel.

Als ich völlig verschwitzt aufwachte war es draußen noch dunkel. Regen peitschte gegen die Fenster. Draußen stürmte es gewaltig.

Meine Füße fanden den Weg aus dem Bett und leise schlich ich mich aus dem Zimmer in den dunklen Flur. Überraschenderweise sah ich einen winzigen Lichtschimmer. Vorsichtig folge ich dem Schein durch das Wohnzimmer, eine Wendeltreppe hinauf bis vor eine angelehnte Tür. Ich öffnete die Tür einen kleinen Spalt und sah.

Mein Blick viel auf einen hell erleuchteten Raum. In der Mitte stand ein großer Tisch auf dem viele Papiere lagen. Überall an den Wänden hingen ebenfalls verschiedene Papiere, Zettel mit Notizen und Karten. Ich traute mich den Raum zu betreten denn er schien leer zu sein. Weit und breit niemand zu sehen. Bei genauerer Betrachtung stellte ich fest, dass die Karten an den Wänden Vergrößerungen eines Stadtplans waren auf den wild roten Pfeilen und Kreise gemalt wurden.

Fasziniert ließ ich meinen Blick über den Tisch schweifen. Das Bild eines Wolfkopfes ließ mich erschaudern. Er sah genauso aus wie der Wolf aus meinen Träumen. Schwarz, mit messerscharfen Zähnen und einem wilden, mörderischen Blick. Auf einem Klebezettel unter der Zeichnung stand: Zeichen der Wolfs (Untergrund, eventuelle Gefahr).

Was hatte das zu bedeuten. Wer oder was war Wolfs? War das etwa noch eine Gang? So wie die Blacks?

Ich hatte keine Zeit mehr weiter darüber nachzudenken denn meine Gedanken wurden von einem wütenden Schnauben unterbrochen: „Was zum Teufel suchst du hier?". Erschrocken drehte ich mich um und sah direkt in die kalten wütenden Augen von Adam. „Ich...Entschuldigung ich konnte nicht schlafen u-und d-da dachte ich...ich könnte...also ähm i-ich...", stammelte ich entsetzt. „Du dachtest was??? Du könntest hier einfach ein bisschen rumlaufen und in meinem Arbeitszimmer rumschnüffeln?", ängstlich wich ich vor seiner wütenden Stimme zurück. Meine Entschuldigungen klangen schon in meinem Kopf so lächerlich, dass ich mich fast gar nicht traute sie auszusprechen: „I-Ich...Arbeitszimmer? Es tut mir leid ich wollte nicht...". „Verschwinde! Raus hier! Verschwinde von hier! RAUS!!!", schrie er mich an.

Geschockt und völlig verängstigt machte ich auf dem Absatz kehrt und rannte aus dem Raum, die Treppen hinunter durch das Wohnzimmer in den Flur und sprang panisch in die geöffneten Türen des Fahrstuhls. Hektisch drückte ich die Taste für die unterste Etage und sah zu wie sich die Türen quälend langsam schlossen. Genau in dem Moment steckte Luis seinen Kopf durch eine Zimmertür um zu sehen was hier los war. „Belle?", war das letzte was ich hörte ehe sich die Türen schlossen und der Fahrstuhl sich in Bewegung setzte.

Erleichtert atmete ich aus und lehnte mich gegen die kühle Wand. Erst jetzt bemerkte ich, dass ich schwitzte. Angeekelt rümpfte ich die Nase und richtete mich wieder auf. Einige Sekunden später war ich unten angekommen, die Türen öffneten sich und ohne nach links oder rechts zu sehen stürmte ich durch die Eingangshalle nach draußen in den kalten Regen. Ich ließ ein paar verdutze Männer hinter mir und rannte über die Straße in ein nahes gelegenes Waldgebiet.

Hinter mir hörte ich ein paar Rufe, doch ich konnte nicht genau verstehen was sie sagten. Ich rannte einfach weiter, stolperte über Wurzeln und prallte ständig gegen Bäume.

Keuchend verlangsamte ich mich und kam kurzerhand zum Stehen. Ich lehnte mich an einen dicken Baum und atmete erstmal tief durch. Meine Kleidung und meine Haare sind komplett durchnässt. Das kühle Wasser fand seinen Weg meinen Rücken. Unaufhaltsam floss der Regen meinen Nacken hinab und hinterließ ein unangenehmes Gefühl.

Plötzlich viel mir etwas an den Stamm auf. Jemand hatte einen Wolfskopf in die Rinde geritzt. Es war nicht irgendein Wolf, sondern der, den ich schon bei Adam im Arbeitszimmer gesehen hatte. Was hatte das zu bedeuten? Warum war hier ein Wolf in den Stamm geritzt? Schnell lief ich weiter um so viel Abstand wie möglich zwischen mich und den Baum zu bringen. Es war dunkel, es regnete in Strömen und vermutlich waren die Männer von Adam hinter mir her. Oder vielleicht auch völlig fremde Menschen. Ich hatte Angst. Panische Angst. Ich wollte einfach nur nach Hause. Irgendwie musste ich doch hier rauskommen?

„Na wen haben wir denn hier?", hörte ich plötzlich eine mir unbekannte Stimme. Drei junge Männer traten aus dem Gebüsch um mich herum und kreisten mich ein. Ich saß in der Falle. Scheiße! In der Dunkelheit konnte ich leider schlecht erkennen wie sie aussahen nur, dass sie graue Jacken und schwarze Hosen trugen. „Du bist aber ein hübscher kleiner Fang. Wo kommst du denn her kleines Vögelchen?", wie Raubkatzen liefen sie um mich herum. Betrachteten meinen durchnässten, zitternden Körper. „Lasst mich in Ruhe.", tatsächlich klang ich überhaupt nicht überzeugend. Und ich meine niemand hätte mir helfen können. Es war niemand da außer die Männer und ich. „Beruhige dich Täubchen. Wir werden dir nichts antuen. Wir wollen unserem Kumpel „Biest" nur eine Nachricht übermitteln. Du scheinst perfekt dafür zu sein.", grinste der größte der Bande. Ich nahm all meinen noch vorhandenen Mut zusammen und sah ihn an. „Was habt ihr mit diesem „Biest" zu tun? Ich werde nicht noch einmal zu ihm gehen.", antwortete ich schwach und versuchte wenigstens ein wenig bestimmt zu klingen, woran ich lediglich scheiterte. „Oh das Vögelchen kennt ihn also schon. Jetzt wird es interessant.", lachte einer. „Wir haben keine Zeit für Spielchen. Los Mädchen. Zieh deinen Pulli und die Hose aus!", ein anderer stand nun mit einem Messer vor mir und bedrohte mich. „Bitte...Bitte tut das nicht.", wimmerte ich erschrocken. „Sag mal hörst du schlecht? Du sollst deinen Pulli und deine scheiß Hose ausziehen.". Wiederwillig kam ich seiner Forderung nach und stand kurze Zeit später zitternd und nur in Unterwäsche vor ihnen. „Und jetzt mach das du davonkommst. Ach Ja und richte „Biest" aus, dass der Wolf ein Auge auf ihn hat. Wenn er nicht kooperiert wird er bald tot sein.", mit diesen Worten schubsten mich die Jungs wieder in die Richtung aus der ich gekommen war und verschwanden lachend im Unterholz.

Ich musste hier so schnell wie möglich weg. Doch mir war so kalt. Meine Füße setzten sich nur langsam in Bewegung und meine Beine schmerzten so sehr. Ich lief einfach frierend, fast blind durch den Wald. Ich hatte mir meine nackte Haut an einigen Stellen aufgeschnitten durch Büsche und kleine Äste. An den Rändern meines Blickfeldes machten sich bereits schwarze Punkte sichtbar. Diese breiteten sich aus und schon bald tanzten viele schwarze Sternchen vor meinem Auge. Ich konnte nicht mehr. Meine Kräfte waren verschwunden. Ich wollte einfach nur, dass mich jemand finden würde. Ich stürzte, doch diesmal blieb ich einfach auf dem kalten, nassen Boden liegen und sah hinauf.

Das letzte was ich vernahm war, dass mich ein Lichtstrahl traf und jemand meinen Namen rief. Doch das wanderte in die Kategorie Einbildung ehe ich mein Bewusstsein verlor.


Beast and his BeautyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt