Kapitel 12

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"Das Schicksal unterstützt die Mutigen" ~Emily Dickinson

Gebannt sah ich Adam an. War das wirklich sein Ernst? Wollte er mir wirklich alles erzählen?

„Nun ja zu Anfang müssen wir ein paar Jahre in die Vergangenheit gehen. Früher gab es in dieser Stadt zwei Gangs. Die von deinem Vater und die Blacks. Deren Anführer ich vor einiger Zeit wurde. Kurze Zeit später tauchte eine dritte Gruppe auf. Sie hielten sich im Untergrund aber versuchten dennoch an die Macht zu kommen in dieser Stadt. Sie nennen sich „Die Wölfe". Sie versuchten immer wieder durch billige Tricks uns zu stürzen. Dein Vater und wir standen immer locker dagegen an. Bis zu dem Tag an dem sie dich fanden. Du warst glaub ich wieder nachts unterwegs und irgendwie hatten sie herausgefunden, dass du Dons Tochter bist. Naja dann haben sie angefangen deinen Vater um Schutzgeld zu erpressen. Dein Vater sollte haufenweise Geld bezahlen damit dir nichts geschieht. Und da komm ich ins Spiel. Nach ein paar Monaten hatte Don nicht mehr genug Geld um zu zahlen. Also bat er mich darum ihm welches zu leihen. Er versprach mir auch es zurück zu zahlen. Sobald er die Wölfe los geworden sei würde ich mein Geld wiedersehen. Tja...als das nicht geschah musste ich zu anderen Mitteln greifen um an meine Kohle zu kommen. Ich nehme an den Rest der Geschichte kannst du dir denken.", mit diesen Worten endete Adams Vortrag.

Schockiert sah ich zwischen Adam und Luis hin und her. Adam hatte sich auf seine Oberschenkel gestützt und sah zu Boden während Luis mich nur mitleidig ansah. Eine kleine Träne bildete sich in meinem Auge als mich die Erkenntnis traf: „Er...er wird überhaupt nicht kommen um mich zu holen oder? Mein Vater wird mich nicht suchen.". Wie ein Schlag traf es mich. Mein Vater wusste ungefähr wo ich war. Die Wölfe nicht. Mein Vater wusste, dass ich mehr oder weniger sicher war und so musste er auch kein Geld zahlen. Langsam bahnten sich die ersten Tränen über mein Gesicht. Sofort schloss Luis mich in seine Arme ein und strich mir sanft über den Rücken. Meine Umgebung verschwamm und verkroch mich einfach in Luis Brust. Ich ließ meinen Tränen einfach freien Lauf. Es hatte doch sowieso keinen Sinn mehr.

Ich musste mich meinem Schicksal hingeben. Meine Zukunft war ab jetzt hier. Hier in diesem Gebäude. Eingeschlossen von Mauern. Mit ihm unter einem Dach. Mit Adam. Was würde geschehen? Würde ich bis ans Ende meiner Tage hierbleiben müssen? Würde er mich irgendwann frei lassen? Oder mich einfach umbringen wenn ich ihm zu lästig werden würde? Diese ganzen Gedanken bereiteten mir Kopfschmerzen und ich erinnerte mich daran, dass ich immer noch Fieber hatte.

„Ich weiß wie schwer sich das für dich anfühlen muss. Es tut mir leid, dass es so enden musste. Ich weiß auch noch nicht wie es weiter gehen soll.", Adam hatte zum Glück das Wort ergriffen bevor mich diese Stille umbrachte. „Okay...Ich würde jetzt gerne ins Bett, wenn das okay ist? Mir ist ganz schwindelig.", gestand ich schüchtern. Mir war diese Situation mehr als unangenehm und ich wusste einfach nicht mehr was ich denken oder tun sollte. Ich wollte einfach nur allein sein, mich unter einer Decke verkriechen und nie wieder rauskommen.

Luis löste sich von mir und wünschte mir noch eine Gute Nacht. Adam erhob sich und stützte mich sogar auf meinem Weg zurück in mein altes Zimmer. Als ich es mir schließlich auf der Matratze gemütlich gemacht hatte, setzte er sich noch einmal zu mir ans Bett. „Die ganze Sache hier muss sich furchtbar anfühlen. Glaub mir ich hatte das auch alles anders geplant.", müde lächelte er mich an. Ich legte meine Stirn in Falten und sah ich kritisch an. Versuchte er gerade sich bei mir zu entschuldigen? „Warum kannst du mich dann nicht einfach gehen lassen?", flüsterte ich. Sofort lagen seine Augen wieder auf mir und er funkelte mich wütend an: „Da draußen ist eine Gruppe von Leute, die mich und meine Gang stürzen wollen. Was glaubst du wohl wie das ausseht, wenn ich eines meiner Opfer einfach wieder gehen lasse? Es ist sowieso schon riskant genug das du hier in Quartier mit drin bist.". Betrübt sah ich auf meine Bettdecke. Er hatte Recht. Er war immer noch der Boss einer gefürchteten Gang und ich war immer noch hier um die Schulden meines Vaters zu begleichen. „Tut mir leid aber ich dachte..." „Was? Was dachtest du? Jetzt wo ich nicht deinen Vater hier hab, sondern dich werde ich dich verschonen. Bist du naiv genug zu glauben, dass ich dich leben lasse nur weil du freiwillig für deinen missratenen Vater hier bist?", schnitt er mir das Wort ab. Seine Stimme war so beißend, dass ich dachte sie könnten mich nicht nur innerlich, sondern auch äußerlich verletzten. „Sprich nicht so über meinen Vater! Mein Vater ist ei guter Mann!", fauchte ich nun. Ein Funkeln glitt durch seine Augen und für einen kurzen Moment sah es so aus als würde ich ihn amüsieren. „Dein Vater ist vor allem eins...und zwar schwach! Oder warum war es wohl so einfach Schutzgeld für dich zu erpressen?". Leider lag in jedem seiner Worte ein wenig Wahrheit. Auch wenn ich es nicht glauben wollte aber es stimmte. Wäre mein Vater wirklich in der Lage mich zu beschützen dann wäre ich vielleicht gar nicht hier.

„Warum hast du dann eingewilligt, dass ich an seiner Stelle gehe?", ich traute mich kaum diese Frage zu stellen da Adam eh schon wütend war und ich seine Entscheidung damit in Frage stellte. Doch Adams sonst so harte Gesichtszüge wurden plötzlich ein wenig weicher, fast schon sanft.

„Belle, ich bin kein absoluter Unmensch. Ich trage vielleicht den Titel „Biest" aber ich würde niemals jemanden umbringen der es nicht wirklich verdient hat. Deine Entscheidung war sehr mutig und in dem Moment wollte ich mehr über dich erfahren. Ich wollte wissen, wer das Mädchen ist auf den dein Vater nicht aufpassen kann. Ich wollte wissen warum die Wölfe ausgerechnet dich bedrohen. Vielleicht hatte ich auch als Hintergedanken dich gegen sie einzusetzen. Vielleicht werde ich sie los, wenn ich dich ihnen ausliefere."

Bam...diese Worte trafen mich tief. Er würde mich nicht einfach nur umbringen. Er würde mir schlimmeres antun.


Beast and his BeautyWhere stories live. Discover now