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,,Soll ich dich wirklich hier raus lassen? Du weißt, dass ich dich auch bis vor die Schule fahren kann", murmelte meine ältere Schwester Naomi.

Ich winkte ab. ,,Nein, schon ok. Du musst doch auch los zur Arbeit", kommentierte ich. Naomi nahm ihre Sonnenbrille ab und sah mich lächelnd an. ,,Ach Binnie, du weißt, dass ich noch genügend Zeit habe. Dich bis zum Tor zu fahren ist kein großer Umweg."

,,Trotzdem", murmelte ich, öffnete die Tür und stieg aus. Ich winkte Naomi zum Abschied und sah dabei zu, wie der rote Ferrari nicht gerade unauffällig im Straßengewirr unterging. Meine Schwester hatte echt einen schlechten Autogeschmack.

Ich schüttelte den Kopf und schaute mich um. Hier war niemand mit meiner Uniform. Erleichtert seufzte ich. Das wurde mir langsam zu stressig. Vielleicht sollte ich demnächst einfach mit dem Bus kommen.

Als ich zum Eingang ging, entdeckte ich diese nervigen Typen von Gestern. Sie waren gerade dabei einer jüngeren Schülerin das Geld abzunehmen. Wütend schnaufte ich.

Trotzdem tat ich nichts und ging einfach in die Schule, ohne von den Jungs entdeckt zu werden. Keine Ahnung, ob ich mich irgendwie schlecht dabei fühlte, aber das Mädchen ging mich eigentlich nichts an. Niemand hier tat das wirklich.

Drinnen ging ich erstmal zu meinem Spind. Wir hatten Erdkunde und ich hatte meine Sachen hier vergessen, so dass ich meine Hausaufgaben nicht machen konnte.

Im Klassenraum war schon sehr viel los. Anscheinend war ich nicht der einzige, der seine Hausaufgaben nicht gemacht hatte, denn da saßen eine Hand voll Schüler, die sich die diese bei einem Freund kopierten.

Jämmerlich.

Auf meinem Platz fing ich an mir die Aufgabe durch zu lesen und zu überlegen, was ich machen musste.

,,Morgen, Changbin", grüßte mich Hyorin. Ich grüßte zurück. ,,Hast du deine Hausaufgaben vergessen?", lachte sie. ,,Hab meine Sachen in der Schule gelassen, deswegen", murmelte ich, während ich anfing, den ersten Satz zu schreiben.

,,Soll ich dir meine Hausaufgaben geben? Dann wärst du schneller", meinte sie, doch ich lehnte dankend ab. ,,Ich mach sie lieber selber, sonst lerne ich nichts daraus."

Hyorin legte schmunzelnd ihren Kopf schief und betrachtete mich. ,,Ist was?", fragte ich. Hyorin schüttelte nur ihrem Kopf. ,,Die meisten hätten es angenommen. Du scheinst echt in Ordnung zu sein", lächelte sie, verabschiedete sich dann von mir und lief dann auf ihre beste Freundin zu, die mir böse Blicke zu warf.

Mädchen!

Ich ignorierte sie einfach und machte mich an meine Aufgaben ran.

°°

Im Endeffekt waren die Aufgaben viel einfacher als gedacht, weswegen ich nicht einmal fünf Minuten gebraucht hatte. Während ich dann also, wie sonst auch immer, gelangweilt durch die Gegend starrte, fiel mir etwas auf.

Minho war noch nicht da. Generell, wenn ich so daran zurück dachte, kam er immer erst kurz vor dem ersten Gong in die Klasse. Keine Ahnung, ob er immer so spät erst in die Schule kam oder ob er die Zeit vor der Schule immer mit seinen Freunden verbrachte.

Ich konnte mir die zweite Möglichkeit sehr gut vorstellen. Schließlich standen sie sich Gestern sehr nah und hatten sich echt gut verstanden. Ein wenig Neid verspürte ich schon.

Ich wollte auch zu meinen Freunden in die Parallelklassen gehen, mit denen abhängen, sie zu mir einladen und einfach mal morgens nicht so müde sein.

Ich seufzte. Wann hatte ich das das letzte Mal gemacht? Mich mit irgendwelchen Freunden verabredet.

Viel zu lange her. Wäre ein Wunder, wenn sie sich überhaupt noch an mich erinnern würden. Na ja, war ja nicht so, als hätte ich je richtige Freunde gehabt.

Traurig, aber wahr. Selbst schuld.

Geknickt ließ ich mein Kopf auf die Tischplatte sinken und schloss meine Augen.

Das erste Mal, seitdem ich die Schule gewechselt hatte, wünschte ich mir Freunde. Welche, die sich um mich sorgen und mich aufmuntern, wenn ich einmal deprimiert war.

Ich wusste gar nicht, dass ich das so unbedingt wollte.

,,Hey, Changbinnie Hyung! Geht es dir gut?", fragte mich plötzlich jemand.

Mein Herz pochte kurz schneller. Ich sah auf und blickte in das strahlende und gleichzeitig besorgt aussehende Gesicht von Felix.

Als hätte er meine Gedanken gehört.

Ist er ein Stalker?

The One Called Pabo|| ChanglixWo Geschichten leben. Entdecke jetzt