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Wovon redeten sie? Ich verstand allein schon von der Akkustik her weniger als die Hälfte. Warum sprachen sie in Englisch? Noch besser, woher konnten sie so gut Englisch?

,,Felix, don't cry. You'll get your chance someday", flüsterte Chan wieder und ich vernahm ein paar Geräusche, als würde sich jemand bewegen, dann war alles wieder ruhig.

,Felix, wein nicht.'

Der erste ganze Satz, den ich verstanden hatte. Und war da etwas mit einer Chance? Ugh, konnten sie nicht einfach in unserer Sprache sprechen?

Was interessiert dich das eigentlich?

Ich zuckte zusammen. Was machte ich überhaupt hier? Welches Recht hatte ich hier zu sitzen und die beiden zu belauschen? Nachdem sie so nett zu mir waren.

Langsam stand ich auf und streckte mich. Na toll, was sollte ich nun die nächsten vier Stunden tun? Die andere Bibliothek war langweilig. Die einzigen guten Bücher dort, hatte ich entweder schon vorher einmal gelesen oder ich hatte sie mittlerweile auch schon fertig.

Vielleicht sollte ich mich einfach wirklich meinen Hausaufgaben widmen. Viel hatte ich zwar nicht, aber ich konnte mich ja für die nächsten Stunden vorbereiten.

Ich lächelte gequält. Ich klang wie ein richtiger Streber.

Ich seufzte innerlich und wollte gerade gehen, als mein Fuß gegen das Schloss, dass ich bis jetzt nicht gesehen hatte, stieß und es unglaublich laut rasselte.

Shit.

,,Hallo? Ist da jemand?", fragte Chan schon und wieder vernahm ich Geräusche, die sich dieses Mal auf mich zu bewegten. Verdammt! Ich hatte genau drei Sekunden Zeit mir zu überlegen, was ich tun sollte.

Wegrennen und riskieren dabei erkannt zu werden oder hier bleiben, behaupten gerade erst gekommen zu sein und damit riskieren auf zu fliegen.

Ach, shit!

Ich nahm all meinen Mit zusammen und stieß die Tür auf und meinte: ,,Oh, ihr seid hier. Äh, stör ich?"

Chan, der nur ein paar Schritte hinter der Tür stand blickte mich überrascht an. ,,Changbin! Hey, du kannst ja anscheinend nicht warten, huh?"

Sein Blick wanderte einmal kurz zur Seite, vermutlich, um Felix anzuschauen, doch da dieser genau hinter ihm saß und Chan es anscheinend nicht zu offensichtlich aussehen lassen wollte, drehte er sich nicht zu ihm um.

,,Äh, nein du störst nicht. Wir haben nur nicht erwartet, dass jemand heute noch kommen würde", erklärte er mir.

Ich nickte langsam. ,,Soll ich... euch alleine lassen?", fragte ich vorsichtig. ,,Nein! Bleib ruhig hier und mach das, wofür du her gekommen bist!", sagte Felix so glücklich, wie sonst und strahlte mich an.

Ich dachte, er hätte geweint. Auf seinem Gesicht, war nicht die kleinste Rötung zu erkennen und auch keine nassen Stellen auf seiner Uniform oder sonst wo. Er sah so sehr aus wie immer, dass ich allmählich bezweifelte, ob ich das, was ich vorher gehört hatte, wirklich richtig interpretiert hatte.

,,Sicher?", fragte ich. Felix nickte und stand auf. ,,Wir waren sowieso fertig. Übrigens die Bücher, die du dir ausgesucht hast, sind klasse!", meinte er und klopfte mir im Vorbeigehen auf die Schulter. Danach verließ er den Raum.

Chan starrte ihm hinterher. Sein Gesicht war nicht, wie sonst, mit der üblichen Freude beschmückt. Dennoch konnte ich sein Ausdruck nicht ganz zu ordnen. Es war wie eine Mischung aus Mitleid, Verständnis, aber auch ein wenig Stolz.

,,Viel Spaß noch", sagte er schließlich und verließ dann ebenfalls die Bibliothek.

Aus irgendeinem Grund fühlte ich mich verlassen und alleine, als in in den leeren Raum sah. Anders als heute morgen, schien die Sonne dieses Mal nicht und tauchte alles in ein trübes Licht, das irgendwie kalt wirkte.

Ich hätte es normalerweise genossen, allein zu sein, meine ich. Doch dieses Mal quälte es mich.

Wieso war es so ein verdammt bedrückendes Gefühl eine so fröhliche und unschuldige Person mit einem Mal so traurig zu erleben?

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The One Called Pabo|| ChanglixWo Geschichten leben. Entdecke jetzt