I just wanted it

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Der Schmerz breitete sich aus und ich hörte wie durch Wasser meine eigenen Schreie. Ich wusste nicht wie lang ich in diesem Zustand verweilte, aber irgendwann hatte sich das Feuer in mir auf mein Herz beschränkt und dieses verlor den Kampf. Ich hörte es ein letztes Mal schlagen ehe es für alle Zeiten verstummte. Ich lag in Finsternis und hoffte, alles würde gut werden. Ich schlug mühsam die Augen auf und erblickte eine verzierte Decke, an der ich jeden noch so kleinen Schnörkel erkennen konnte. Mein Blick huschte nach rechts und ich sah eine Tür die wohl aus diesem Zimmer führte. Vorsichtig wollte ich aufstehen, als ich auch schon an der Wand angekommen war. Ich war schnell. Das gefiel mir. Meine Hand umfasste die verzierte Türklinke und schon befand ich mich in einem altertümlichen Gang, ähnlich dem durch den ich zum Thronsaal gelangte. Eine männliche Person trat in mein Blickfeld. Kurze blonde Haare, arrogante Haltung und, natürlich, rote Augen prägten seine Gestalt. Und gleichzeitig lag ein Funken Interesse in seinen Augen. „Du bist erwacht", stellte er fest. „Wie erklärst du dir dein Aussehen?", fragte er mich nun und ich wunderte mich, da ich nicht das Gefühl hatte, es hätte sich etwas geändert. Als er meinen fragenden Blick zu bemerken schien, wandte er sich von mir ab. „Wir ziehen am besten die Meister zu Rat, ich sollte dich ohnehin zu ihnen geleiten. Mein Name ist übrigens Demetri. Darf ich dich bitten mir zu folgen?" Ohne auf eine Antwort zu warten eilte er voraus und ich ihm wohl oder übel hinterher.

Als wir die schweren Türen zum Thronsaal durchtraten, zog ich augenblicklich die uneingeschränkte Aufmerksamkeit aller Vampire, einschließlich der Meister, auf mich. „Das ist...überaus interessant", stellte Aro fasziniert fest als er mich musterte. „Verzeiht Meister, ich verstehe nicht. Was ist so interessant?" War das wirklich meine Stimme gewesen? Sie klang so melodisch, kein bisschen mehr nach alter Frau.

Aro schmunzelte amüsiert. „Wäre jemand so freundlich und bringt Caroline einen Spiegel?", fragte er in die Runde, wobei er seinen Blick die ganze Zeit auf mich fixiert hatte. Eine Wache verschwand kurz, nur um kurz darauf mit einem Ganzkörperspiegel vor mir zu stehen und ihn vor mir abzustellen.

Ich riskierte einen Blick und war überaus überrascht. Ich blickte in das Gesicht meines jüngeren, zwanzigjährigen Selbst, mit dem Unterschied, dass ich nun rote statt grüne Augen besaß. Meine Haare fielen in ihrer alten, blonden Pracht sanft meinen Rücken hinab und mein Gesicht wirkte makellos. Meine Kurven wirkten perfekter als je zuvor, geschweige denn mein Dekolte.

„Ich sollte anmerken, dass es keinesfalls normal ist, das Alter während einer Verwandlung zu verändern", sagte Aro fasziniert. „Es muss also etwas mit deiner Gabe zu tun haben", schlussfolgerte er und streckte fordernd seine Hand aus. Also wieder Gedanken lesen. Meine Gabe. Ich fragte mich, was sie ist? Ich legte meine nun junge und ebenfalls marmorartige Hand in seine und wartete ab. Aro driftete in meine Gedanken ab, währenddessen musterte ich die beiden anderen Meister. Marcus schien sogar leicht interessiert zu schauen, während Caius mich einfach nur anfunkelte. Echt sympathisch...nicht. Der Druck an meiner Hand ließ nach und ich wendete mich dem erstaunten Gesicht Aros zu, der jetzt mit einer creepy Lache seine Hände zusammen schlug. „Fantastisch! Die Gabe der Willenskraft! Du musst es nur stark genug wollen und schon schaffst du es. So hast du insgeheim den Wunsch gehegt wieder jünger zu sein und deine Gabe war dir dabei behilflich. Dies war anscheinend möglich, da du in der Phase der Verwandlung warst. Ob es dir jetzt noch möglich ist etwas an deinem Körper zu ändern bleibt abzuwarten.

Du bist eine fantastische Bereicherung für den Clan!" Ich lächelte ihn an. Darüber war ich froh und ich war froh die Erwartungen zu erfüllen. „Das bleibt abzuwarten Bruder. Morgen wird deine Einweihungszeremonie sein", meldete sich Caius zu Wort. „Ich rate dir uns nicht zu enttäuschen." Ich schluckte und antwortete mit einem „Ja Meister". Aro schritt zu seinem Thron zurück. „Demetri wird dich zu deinem Zimmer zurück bringen. Du hast bis morgen Freizeit. Ich würde dir empfehlen, diese zu nutzen um deine Gabe zu testen. Du darfst gehen." Er nickte mir zu und lies sich auf seinem Thron nieder. Ich verbeugte mich und folgte Demetri aus dem Thronsaal.

An meinem Zimmer angekommen drehte mich nochmal kurz um und bedankte mich, was er nur mit einem Nicken abtat und kurz darauf um die Ecke verschwand. Kopfschüttelnd betrat ich mein Zimmer, welches ich nun zum ersten Mal richtig unter die Lupe nahm. Rote Vorhänge und ein gleichfarbiges Himmelsbett fielen mir sofort in Auge. Komisch, ich dachte Vampire schlafen nicht? Zumindest ging das aus einigen Sagen hervor. Naja, vielleicht ist es ja einfach zum Ausruhen. Ich sah ebenfalls ein großes Bücherregal, worüber ich mich sehr freute, denn so konnte ich die Ewigkeit leichter verbringen. Ein Schreibtisch, ein begehbarer Kleiderschrank mit integrierten Spiegel, sowie einige kleinere Möbelstücke wie Lampen und ein Nachttisch befanden sich auch noch in dem Zimmer. Außerdem führte eine weitere Tür zu einem Bad mit einer riesigen Badewanne, einer Wasserfalldusche und Regale mit gefühlt Tausenden Ölen und Parfüms und Tonnen von Schminke. Die würde ich wohl kaum brauchen, ich schminkte mich eher selten. Allerdings könnte ich es schon ausnutzen, dass ich meine jugendliche Gestalt wieder hatte und ein bisschen auf den Putz hauen, zumindest morgen Abend bei der Zeremonie. Caius würde bestimmt blöd gucken, malte ich mir aus. Moment? Warum denke ich darüber nach? Egal. Ich verlies das Badezimmer wieder und setzte mich auf das Bett, nur um der Bitte Aros nachzukommen, ich könne doch meine Gabe testen. Also ich hatte keinen richtigen Plan wie ich das während meiner Verwandlung angestellt hatte, aber das war ja auch unterbewusst geschehen. Aro meinte, ich müsste es mir fest vorstellen und es auch wollen. Hm, was Könnte ich denn, machen? Vielleicht erstmal was vergleichbar einfaches. Mein Blick schweifte durch den Raum und blieb an meiner Deckenbeleuchtung hängen. Die Lampe war ausgeschaltet da es Tag war und der Lichtschalter war am anderen Ende des Raumes. Ein Versuch war es ja wert. Ich fokussierte mich auf die Lampe, auf das Licht das erscheinen sollte. „Ich will das du angehst, blöde Lampe", murmelte ich als es nicht gleich funktionierte. Ich kniff konzentriert die Augen zusammen und versuchte es mir bildlich vorzustellen. Licht. Licht in der Lampe. Die Lampe soll an sein.

Zögernd öffnete ich meine Augen und konnte feststellen, dass sie tatsächlich an gegangen war. Ich kicherte in mich hinein und freute mich, dass ich es geschafft hatte. Natürlich war das nichts, was den Volturi helfen könnte, aber man muss ja klein anfangen und sich langsam hocharbeiten. Ich stand auf und ging zum Bücherregal, taumelte allerdings kurz und musste mich am Schreibtisch abstützen. Was war denn los, ich fühlte mich in diesem Moment kurz sehr erschöpft jedoch verflog das schnell und ich setzte meinen Weg fort, nur um mir ein Buch zu greifen und es auf meinem Bett zu lesen. So merkte ich gar nicht wie die Zeit verflog und als ich das nächste Mal auf die Wanduhr blickte, war es bereits 11 Uhr morgens als ich das Buch beendete. Ja es war eben sehr spannend gewesen. Ich legte es auf meinen Nachttisch und überlegte was ich noch bis heute Abend machen könnte. Es wäre wirklich schön, wenn ich meine Geige hier hätte. Moment mal, warum eigentlich nicht? Ich setzte mich in den Schneidersitz und stellte mir bildlich vor, da es das letzte Mal auch so geklappt hatte, wie meine Geige in diesem Zimmer vor mir auf dem Bett liegt. Ich wollte es wirklich da ich mir die Zeit vertreiben musste und somit gelang es mir auch. Das war ja fast Zauberei. Ich nahm meine Geige samt Bogen und fing an zu spielen, obwohl wieder das Schwindelgefühl von vorhin wieder kam. Ich ignorierte es und stand auf um weiter zu spielen. Ich konnte mich an all meine Stücke erinnern, die ich jemals gespielt hatte ohne die Noten zu sehen. Ich liebte mein neues Ich. Ich war zu so viel mehr fähig als früher. Sowohl geistig als auch körperlich.

Shadows in paradise (Volturi ff/ Deutsch)Onde histórias criam vida. Descubra agora