Das Gesetz muss eingehalten werden

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Als wir die Wachpläne von Felix erfahren hatten, machten wir uns auf den Weg in unsere jeweiligen Zimmer. „Versprich mir Bescheid zu sagen, wenn fest steht wann ihr heiratet! Dann können wir uns um ein Brautkleid kümmern", sagte Chelsea energisch und grinste mich an. „Jaja, du wirst es schon erfahren", wimmelte ich sie ab und verabschiedete mich schnell von ihr. In Caius und meinem Gemach angekommen, schloss ich die Tür hinter mir und stieß einen leisen Seufzer aus. Chelsea war echt lieb und es war auch irgendwie süß, wie viele Gedanken sie sich um die Hochzeit machte, aber ich wollte das alles lieber in meinem Tempo angehen. Und das bedeutete, dass ich mir und Caius keinesfalls Stress bereiten würde. Wir hatten es bis jetzt mit der Hochzeit ausgehalten, da würden uns auch ein paar weitere Wochen nicht stören. Ich meine, natürlich wollte ich ihn heiraten, aber wie gesagt: Stress konnte ich noch nie ausstehen.

Ich beschloss mich ein bisschen abzureagieren, während Caius seine Besprechung hatte. Also schlüpfte ich in bequeme Klamotten aus unserem riesigen Kleiderschrank und machte mich auf den Weg zum Trainingsraum in der Nähe der Kerker. Ich wusste nicht, wann ich das letzte Mal trainiert hatte, aber es kam mir wie Ewigkeiten vor. Auch wenn Vampire es körperlich nicht nötig hatten, war es doch wichtig für Strategien und Techniken in Kämpfen, auch wenn ich hoffte, solche nicht mehr allzu oft erleben zu müssen. Ich lief mich ein paar Runden warm und übte anschließend meine Treffergenauigkeit an einem verstärkten Box Sack. Zu meiner Zufriedenheit klappte dies ausgezeichnet und meine Schläge waren zielsicher.

Nach circa einer Stunde Training lief ich zurück in mein Zimmer, streifte meine Sachen ab und schlüpfte unter die Dusche. Auch wenn ich natürlich nicht schwitzen konnte, fühlte ich mich nach einer Dusche nach dem Training irgendwie besser. Vielleicht war das noch eine alte Gewohnheit. Ich zog mir ein neues, dunkelrotes Kleid mit langen Ärmeln an und trocknete meine Haare per Willenskraft. Das war wirklich praktisch, dass ich meine Gabe jetzt auch ohne Bedenken für unwichtige Sachen benutzen konnte.

Gerade als ich mir ein Buch aus dem Bücherregal holen wollte, schwang die Tür auf und ein erboster Caius stürmte herein. Dieser blickte sich erzürnt um, bis sein Blick den meinen traf und er sich ein wenig zu beruhigen schien. „Was ist los, Liebster?", fragte ich in sanft und berührte ihn leicht an den Schultern. Er schien sich kurz zu sammeln, um nicht die Beherrschung zu verlieren, bevor er mir antwortete. „Die Cullens", knurrte er bedrohlich. „Sie haben eins unserer ältesten Gesetze gebrochen." Schockiert musterte ich ihn. Klar, ich konnte nicht alle aus diesem Clan unbedingt leiden, aber sie hatten uns geholfen. Wir waren zumindest für kurze Zeit Verbündete. Und nun sollen sie etwas getan haben, was das wiederhergestellte Gleichgewicht der Vampirwelt in Gefahr brachte? Ich konnte mir dies einfach nicht vorstellen.

„Bist du dir sicher?", fragte ich ihn deshalb vorsichtig und er nickte. „Gerade erhielten wir Kunde von Irina, einem Mitglied des Denali-Zirkels. Sie hat ein unsterbliches Kind bei der Neugeborenen der Cullens gesehen." „Ein unsterbliches Kind?! Wahrhaftig? Das ist ja furchtbar!" Jetzt verstand ich seinen Ärger. Jedoch war mir die Absicht der Cullens hinter dieser Tat immer noch nicht klar. Sie wussten von diesem Gesetz und ich wusste auch, dass sie die Volturi respektierten, im Gegensatz zu manchen anderen Vampiren. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass sie einfach ein unsterbliches Kind erschaffen würden. „Wisst ihr, warum sie dies taten?", fragte ich Caius. Dieser runzelte verwirrt die Stirn.

„Wer weiß schon, was in diesen Tiersaugern oder wie sie sich selbst nennen Vegetariern, vor sich geht. Sie haben ein Gesetz gebrochen, das ist das Einzige was zählt. Deshalb müssen sie vernichtet werden", antwortete er erbost. „Aber warum sollten sie das tun? Sie respektieren euch und verstehen, dass es diese Gesetze geben muss, um unsere Geheimhaltung aufrechtzuerhalten!" „Mich interessiert nicht, warum sie tun was sie tun! Das ist der Moment auf den ich gewartet habe! Viel zu lange schon tanzt uns dieser Zirkel mit seiner Lebensweise auf der Nase herum, zerstört das Ansehen eines Vampirs und macht unsere ganze Spezies lächerlich! Nur weil sie uns einmal geholfen haben, macht das diese Schande nicht gut. Wir ziehen in den Krieg und damit ist die Diskussion beendet. Aro ist der gleichen Meinung", schrie er mich größtenteils an und ich wich leicht zurück.

Aus seinen Augen sprach der pure Zorn. Als er auf einmal zu realisieren schien, wie laut er geworden war und das ich zurück gewichen war, verschwand der Zorn aus seinen Augen und er trat vorsichtig zu mir heran. „Tut mir Leid, du kannst nichts dafür. Ich hätte dich nicht so anfahren dürfen...Es ist nur...", er schloss kurz die Augen, öffnete sie jedoch gleich wieder und schien sich zu sammeln.

„Einst gab es einen ähnlichen Clan wie die Cullens. Vegetarier, die auf ein friedliches Leben mir den Menschen aus waren. Doch sie hielten sich nicht an alle Gesetze. Sie erzählten ihren menschlichen Freunden von ihrer wahrhaftigen Natur, bekräftigten jedoch, dass sie nie einen Menschen beißen würden. Sie glaubten, sie würden auf Verständnis treffen und könnten die Menschen und Vampirwelt zumindest teilweise vereinen. Doch der schlimmste Alptraum der Volturi bewahrheitete sich: Sie verstanden es nicht. Die Menschen, die angeblichen Freunde des Vegetarier Clans, griffen diese an und wollten sie vernichten und nicht nur sie. Sie würden auch die anderen Vampire ausrotten, weil sie uns als das sahen, was wir auch sind: Kreaturen und Monster der Nacht. Wir setzten dem ein Ende in dem wir alle Menschen töteten, die von uns wussten. Es war ein großes Blutbad, doch es war notwendig. Wir mussten alles beseitigen, auch Schriftstücke, die von den Entwicklungen berichteten. Es war wahrhaft aufwendig und der Vegetarier-Clan musste dafür büßen. Wir zogen gegen sie in den Kampf. Doch auch sie hatten mächtige Gaben in ihren Reihen. Wir gewannen, doch..."

Er machte eine lange Pause, so dass ich kurz dachte, er würde gar nicht mehr fortfahren, doch schließlich tat er es.

„Ich verlor meine Frau in diesem Gefecht." Er blickte zu Boden und alle Wut schien verflogen. Da war nur noch Trauer in seinem Gesicht zu erkennen. „Verstehst du? Ich hab Angst, dass sich dies wiederholt." Beruhigend zog ich ihn in eine Umarmung. „Ich versteh dich, aber es wird sich nicht wiederholen. Die Cullens sind anders. Wir müssen herausfinden was es mit diesem Gesetzesbruch auf sich hat. Wenn wir zu ihnen gehen, lass uns erst mit ihnen reden, bevor wir überstürzt handeln und einen Kampf austragen. Vielleicht hat sich Irina doch geirrt." „In Ordnung, aber wenn ich dort ein unsterbliches Kind sehe, werde ich keine Gnade zeigen", sagte er bedrohlich und ich spürte, dass er es todernst meinte.

Shadows in paradise (Volturi ff/ Deutsch)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt