Die Rückkehr

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Auf meine Umgebung aufmerksam wurde ich erst wieder, als ich draußen mehrere Personen durch die Gänge streifen hörte. Leichtfüßig waren sie und doch vernahmen meine Ohren ihre beinahe geräuschlosen Schritte. Ich nahm an, dass Aro und die Wachen zurückgekehrt waren, dachte mir aber nichts dabei, denn schließlich war es gerade noch mitten in der Nacht, weshalb sie sich vermutlich auch vorerst zurückzogen.

Aber da hatte ich die Rechnung wohl ohne Aro gemacht, denn dieser betrat kurz darauf vorsichtig und aber gleichzeitig elegant 'mein' Zimmer. „Caroline?" Ich erhob mich und blickte in seine blutroten Augen. „Was kann ich für euch tun Meister?", erwiderte ich schon fast monoton. „Ich würde gern den Plan erfahren", meinte dieser und hielt mir, wie früher, seine Hand entgegen. Ich überbrückte den Abstand zu ihm und legte meine Hand in seine. Wieder sank er in seine eigene Welt ab und irgendwie ja auch gleichzeitig in meine. Er schien es wahrlich zu genießen, seine Gabe wieder anwenden zu können. Nach einiger Zeit entfernte er seine Hände wieder und lächelte mir zufrieden entgegen.

„Durchaus sind dies gute Ideen. Ich für meinen Teil kann es kaum erwarten sie in die Tat umzusetzen." Er rieb sich verstohlen die Hände. „Gleichwohl ist mir bereits aufgefallen, auch ohne deine Gedanken zu lesen, dass dich diese Sache sehr bedrückt." Er setzte sich auf das Bett und wies mich an, es ihm gleich zu tun. Ich kam seiner unausgesprochenen Bitte zögernd nach. „Nun, das du Caius vermisst, kann ich dir wohl keinesfalls verdenken, denn dieser Umstand ist durchaus nur natürlich. Dennoch denke ich, du solltest dir nicht so viele Gedanken darum machen und dich lieber darauf konzentrieren, dass unser Vorhaben Erfolg hat. Er wird bestimmt wohlauf sein, es ist immer noch Caius, über den wir hier reden und ich kann dir versichern, dass mein Bruder einen sehr starken Willen besitzt, der deinem wohl ebenbürtig ist."

Er legte mir verstehend eine Hand auf die Schulter. „Auch wenn es für Außenstehende selbstverständlich nicht immer so wirkt, sind wir eine Art Familie und wir lassen uns gegenseitig nicht im Stich", fügte er noch an, zwinkerte mir zu und erhob sich. „Danke, Meister Aro", sagte ich, denn es war schön, Zuspruch und Ermutigung von ihm zu erhalten. „Von nun an erlaube ich dir, das „Meister" wegzulassen. Schließlich haben wir hoffentlich nach der Rückgewinnung unseres Schlosses bald eine Hochzeit zu feiern."

Nochmals zwinkerte er mir vielsagend zu und verließ das Zimmer. Verdutzt schaute ich ihm hinterher. Ich hätte gedacht, dass er mir das frühestens gestatten würde, wenn ich den Status als Meisterin erhalten hätte, aber da hatte ich mich wohl mal wieder geirrt. Lustiger weise fiel mir auf, dass Aro und Vincent sich vom Charakter nicht ganz so unähnlich waren, außer das Aro meines Erachtens oftmals ein bisschen verrückter war, aber irgendwie auf eine positive Art. Die Hochzeit. An diese hatte ich ja überhaupt noch gar keinen Gedanken verschwendet, was mir schon ein bisschen Leid tat, immerhin war Caius Antrag so schön gewesen.

Einige Zeit später, nachdem ich mehrere Stunden mit nachdenken und lesen, es gab einige gute Bücher in dem Regal in diesem Zimmer, und duschen verbracht hatte, sah ich, dass es draußen wieder dunkel wurde. Es war also jeden Augenblick soweit. Ich pfefferte das Buch auf das Bett, stand auf und befand mich innerhalb weniger Sekunden in der Eingangshalle.

Entgegen meiner Erwartungen standen bereits alle dort versammelt und schienen nur auf mich zu warten. Fast schon ein bisschen peinlich berührt trat ich zu Aro und blickte schuldbewusst auf den Boden. Andererseits: Früher hätten wir sowieso nicht losgehen können, immerhin war es in diesem Augenblick gerade erst dunkel geworden. Ich hob meinen Blick also wieder und sah, wie die Anderen sich mit den Cullens schon fast Blickduelle lieferten.

Carlisle räusperte sich. „Also...Wollen wir aufbrechen?" „In der Tat, es wäre wohl an der Zeit", meinte Aro daraufhin nur und wir verließen als erste das Anwesen, dicht gefolgt von den Cullens, deren Blicke ich immer noch in meinem Rücken spürte. Zugegeben, wir hatten es nicht sehr weit bis nach Volterra, allerdings machte sich ein flaues Gefühl in meiner Magengegend breit, weshalb mir der Weg unendlich lang vorkam. Als endlich die Stadttore in unser Sichtfeld rückten, konnte ich es nicht fassen, diese Stadt wieder zu sehen.

Am Stadttor, im Schatten getarnt, erblickten wir die Magier, deren Gesichter auch bereits die Ernsthaftigkeit dieser Situation wiederspiegelten. „Guten Abend", begrüßte Vincent uns und sie schlossen sich uns an, denn es war alles geklärt und es war nicht nötig weitere Worte zu verlieren. Schweigend gingen wir in normaler Geschwindigkeit weiter. Für die Menschen der Stadt musste dies ein seltsamer Anblick sein: Fast ausschließlich schwarz gekleidete Gestalten, und nicht gerade wenig davon, die sich mitten auf der Straße fortbewegten und nicht auf ihre Umgebung achteten, den Blick immer nach vorne gerichtet.

Aber momentan war mir dies völlig egal. Wir kamen schließlich, nach ebenfalls gefühlt endlos langer Zeit, am Schloss an, welches ruhig dort in der Dunkelheit stand. Es war geradezu zu ruhig, selbst für ein eigentliches Vampirschloss. Aro warf mir Blicke zu, die mir verrieten, dass er wollte, dass ich mit Jane und Alec vorging. Ich nickte und die Zwillinge flankierten mich. In ihren Gesichtern blitzte Entschlossenheit auf und ich denke, bei mir sah es nicht anders aus.

Dennoch vorsichtig betraten wir unsere Heimat mitten durch den Vordereingang. Entweder sie hatten nicht erwartet, dass wir durch den Haupteingang kommen würden, oder sie warteten schon auf uns, denn vorerst bekamen wir keine Person zu Gesicht. Das erste Anzeichen dafür, dass etwas hier nicht mit rechten Dingen zuging, war das Fehlen der Empfangsfrau. Wir wagten uns, mit den anderen hinter uns, weiter vor, denn mittlerweile war es ziemlich offensichtlich, dass sie sich wohl im Thronsaal befanden, was Demetri uns sogleich bestätigte.

Nach einem kurzen Blick nach hinten zu Aro, welcher mit bestätigend zu nickte, stieß ich kraftvoll die großen Türen auf, durch die ich schon so oft gegangen war. Mehrere Augenpaare musterten uns als wir in die Mitte des Saals schritten. Mein Blick huschte zu den drei Meistern auf den Thronen und man totes Herz zuckte kurz zusammen, als ich in Caius grinsendes Gesicht sah. Kaum merklich schüttelte ich den Kopf. Mindestens zwei der drei Meister konnten nicht die echten sein und er gehörte dazu. Dennoch trug er den gleichen Gesichtsausdruck wie der Echte und seine Verhaltensweise wirkte täuschend echt.

„Was soll dieser Aufruhr? Wer denkt ihr, wer ihr seid, das ihr das Recht habt, hier einfach unangekündigt hinein zu stürmen?", fragte der falsche Aro erbost. Natürlich, er versuchte weiterhin die Scharade aufrecht zu erhalten. „Betrüger! Sie doch nur Aro", meinte der falsche Caius und wies auf den echten Aro. Überraschung spiegelte sich auf den Gesichtern der 'Volturi' im Saal wieder. Welche davon echt war, war unmöglich zu sagen. „Ihr seid hier die Betrüger!", knurrte ich bedrohlich.

„Ach ja? Und wo sind die Beweise?", fragte 'Aro' und grinste hämisch. Ich ließ meinen Blick umherschweifen und als dieser eine bestimmte Person traf, war es an mir, siegessicher zu lächeln. „Caroline, oder wer auch immer du wirklich bist, warum kommst du nicht hier vor?", sagte ich zu meinem Ebenbild, welches sich hinter 'Caius' Thron befand. „Ich bin Caroline", meinte sie daraufhin und grinste. „Ja klar, natürlich. Wenn du ich bist, dann benutze doch mal deine Gabe!", forderte ich sie auf und ihr Grinsen verschwand.

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Hallo :)

Ich möchte mich bei euch für 5k Reads und 331 Empfehlungen bei dieser Geschichte bedanken. Ihr seid unglaublich und ich kann es dementsprechend fast gar nicht glauben. Am Anfang hätte ich nie damit gerechnet, dass diese Geschichte so vielen gefällt. :)

Also ich kann gar nicht oft genug danke sagen und hoffe, dass das Interesse eurerseits auch nicht nachlässt. Ich hoffe, euch hat das Kapitel gefallen. Jetzt geht es wohl bald mit dem Kampf los, naja man darf gespannt sein, wie das alles ausgeht ;)

Einen schönen Sonntag noch, genießt ihn.

GLG Moka

Shadows in paradise (Volturi ff/ Deutsch)Dove le storie prendono vita. Scoprilo ora