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"Sie haben einen Plan?", fragte ich den Mann neugierig.

"Ja, so einen halben", sagte er zögerlich.

"Okay... Dann sagen sie mir mal ihren tollen Plan", forderte ich meinen Gesprächspartner auf.

"Also zuerst müssen wir herausfinden, was sie wollen. Am besten wäre es, sie würden so tun als müssten sie auf die Toilette, dann können sie mal nachschauen, ob sie irgendwo verletzte dort entdecken. Und vielleicht können sie ja Informationen aus den Entführern herausbringen", erklärte er mir seinen Plan.

Ein Plan, bei dem ich fast mein Leben aufs Spiel setzte.

"Und warum gehen sie nicht?", wollte ich von meinem Gegenüber wissen.

"Weil er ihnen vermutlich eher erlauben wird auf Toilette zu gehen als mir", antwortete er mir.

"Und was machen wir dann?", versuchte ich die ganze Vorgehensweise des Mannes zu erfahren.

"Das überlegen wir uns dann, wenn sie was rausgefunden haben", hörte ich die Stimme meines Gegenübers.

Wow, toller Plan. Aber ich hatte auch keinen besseren.

Und irgendwas musste ich tun, auch wenn es nichts brachte, ich musste es wenigstens versuchen.

"Und machen sie es?", wollte der Mann, dessen Name ich noch nicht einmal kannte, von mir wissen.

Ich überlegte kurz, aber meine Entscheidung stand schon fest: Ich würde es tun. Für die kleine Familie die neben mir saß und anscheinend nichts von dem, was wir hier gerade besprachen, mitbekam.

"Ja, ich tus", gab ich überzeugt von mir, in der Hoffnung, mir würde nichts passieren.

Es war schon riskant einfach aufzustehen, obwohl der Typ mit der Waffe ausdrücklich gesagt hatte, er würde jeden umbringen, der das machte.

Und ich würde noch weiter gehen, nämlich auf die Toilette.

Hoffentlich kam ich da jemals lebend an.

Jetzt wurde mir erst klar, dass das auch mein letzter Tag sein könnte, dass mich der einfach erschießen könnte und ich wäre tot.

Ich dachte an Michael, meinen Verlobten, wie er mir einen Antrag auf einem Familienfest gemacht hatte, vor all den Leuten, mich so fast gezwungen hatte ja zu sagen und daran, dass ich mir nicht mal mehr sicher bin, ob es die richtige Entscheidung war.

Anfangs hatte ich immer dieses Kribbeln im Bauch und das Lächeln im Gesicht wenn er mich küsste, berührte oder einfach nur anschaute.

Mittlerweile ist das fast verschwunden, aber ich konnte ihm das nicht sagen, denn immer wenn ich gerade das Thema ansprechen wollte, sagte er wie er mich liebt oder machte mir irgendein Kompliment.

Ich wollte diese Momente nicht zerstören. Und ihn möchte ich auch nicht zerstören.

"Schön, dann sollten sie sich aber beeilen, wir haben nicht mehr viel Zeit, das Flugzeug würde in sieben Stunden landen. Bis dahin sind wir entweder alle tot oder die Entführer haben ihr Geld oder was sie auch immer wollen", holte mich die Stimme des Mannes aus meinen Gedanken und darüber war ich froh, denn an Michael und meine fast nicht mehr vorhandene Liebe zu ihm zu denke, machte mich traurig.

Ich wollte gerade aufstehen, bevor ich es mir doch nochmal anders überlegte, da viel mir ein, dass ich noch nicht mal den Namen meines Gegenübers wusste.

"Wie heißen sie eigentlich?", fragte ich ihn deswegen.

"Nennen sie mich doch Lukas und duzen sie mich bitte. Und wie heißen sie?", erwiderte er auf meine Frage.

Lukas, der Name passte zu ihm, erinnert mich irgendwie an einen Anwalt.

"Ich bin Chloé. Du kannst mich auch duzen", beantwortete ich ihm seine Frage.

Jetzt wurde es aber Zeit aufzustehen und den Plan in die Realität umzusetzen.

Ich nahm meinen ganzen Mut zusammen, atmete noch ein mal tief ein und aus und stand dann mit zittrigen Beinen und Knien aus Wackelpudding auf.

Dann konnte ich nur hoffen, dass mich der Bewaffnete nicht gleich umbrachte.

Mit diesen Gedanken lief ich auf den Vorhang zu, der den Passagierteil mit dem der Crew trennte und machte mich schon mal auf einiges gefasst.

Acht Stunden bis in den Tod #BeginnerAward2018 #SilenceAward18Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt