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"Warum?", fragte ich den bewaffneten Entführer. Meine Stimme hörte sich diesmal sogar fast ganz normal an, nicht wie von einem ängstlichen fünfjährigen Mädchen.

Während ich dieses eine Wort aussprach, blickte ich meinem Gegenüber fest in die Augen, um zu zeigen, dass ich keine Angst vor ihm hatte.

Ich hatte Angst und zwar ne ganze Menge, aber das brauchte er nicht zu erfahren.

"Warum was?", kam es von Liam spöttisch zurück.

Mich wunderte es, dass er mir nicht gleich eine geklatscht hat und gesagt, dass ich mich verpissen soll.

Aber das tat er nicht, stattdessen schaute er mich mit einem ruhigen Blick in den Augen an.

"Warum macht ihr das hier. Ich meine das Flugzeug zu entführen?", kam es von mir. Wow, diesmal ein ganzer Satz ohne zu stottern. Woher kam auf einmal der Mut?

Liams Miene verdunkelte sich und er schaute etwas böse.

Vielleicht hätte ich das doch nicht tun sollen und einmal in meinem Leben den Mund gehalten.

Ich merkte, wie meine Beine anfingen zu zittern, aber ich schaute ihn weiter fest in die Augen, dass er nicht merkte, wie viel Angst ich gerade bekam.

"Das geht sie gar nichts an. Obwohl es eh keinen Unterschied machen würde, wenn sie es erfahren würden. In vier Stunden seid ihr sowieso alle tot", sagte er drohend mit einem verächtlichen Blick.

Mit meiner Frage hätte ich ihn anscheinend verärgert.

Sie wollten uns alle umbringen?! Aber wieso? Was hatten diese unschuldigen Menschen hinter dem Vorhang den beiden angetan, dass sie die dafür töten wollen?

Ich dachte an die Familie, die auf den Plätzen neben meinem, saßen. Wer könnte so herzlos sein und kleine Kinder oder eine Schwangere umbringen?!

"Was haben Ihnen denn die Menschen da draußen getan, dass sie alle ermorden wollen?!", fuhr ich ihn wütend an.

Gerade war mir egal, was mein Wortlaut für Konsequenzen hatte. Denn dieser Mann hatte nicht das Recht dazu, diese Menschen, einschließlich mir, zu töten.

"Das ist eine lange Geschichte. Diese ganzen, bald toten, Menschen werden die Rache dafür sein, was unserer Familie angetan wurde", sprach er mit überraschend ruhiger Stimme.

Ich hatte schon einen Wutausbruch erwartet, in dem er mich umbringen würde, aber es kam keiner. Stattdessen wirkte er fast schon nachdenklich und in Gedanken versunken.

Er sah ein bisschen aus, wie ein kleiner Junge, der gerade erfahren hat, dass seine Eltern gestorben waren, aber das nur für einen kurzen Moment.

Danach ruhte wieder sein kalter Blick auf mir, der mir jedes mal einen kalten Schauer den Rücken runter jagte.

"Trotzdem können Sie nicht einfach so viele Menschen umbringen. Da sind kleine Kinder dabei! Wollen sie wirklich Kinder auf dem Gewissen haben?", versuchte ich ihn davon zu überzeugen, dass sein Vorhaben falsch war.

Er jedoch sah das anders, das sah ich an seinem Blick, der immer noch ausdruckslos kalt war.

"Denken sie wirklich, so ein paar kleine Kinder würden mich interessieren?!", sagte er zu mir und machte somit alle Hoffnungen, dass er vielleicht noch ein bisschen Menschlichkeit besäße, kaputt.

Am besten wäre, wenn ich jetzt gleich von hier verschwinden würde, bevor er sich es wirklich noch anders überlegte und mir womöglich doch noch etwas antat.

Aber ich hatte noch zwei Fragen:"Wie wollen sie über zweihundert Menschen töten mit nur einer Waffe? Denken sie nicht man schnappt sie gleich, sobald sie landen?"

Ein amüsiertes Grinsen umspielte seine Lippen und ich verstand nicht wieso.

Den Grund dafür, erfuhr ich jedoch jetzt"Denken Sie ernsthaft, dieses Flugzeug wird jemals landen? Auf halber Strecke ungefähr, wird es einfach in den Atlantik stürzen. Ganz einfach, dann sind alle ganz schnell tot", berichtete er mir gelassen, immer noch grinsend.

Oh Gott, sie wollten das Flugzeug einfach abstürzen lassen, das würde den Tod für uns alle bedeuten.

"Selbst wenn sie vorhätten uns aufzuhalten und zu töten, das würde nichts bringen, hier gibt es niemanden mehr der das Flugzeug fliegen könnte, da die beiden Piloten ziemlich... tot sind. Es wird sowieso abstürzen", redete er mir ein wie sinnlos mein Vorhaben doch wäre. Sein Grinsen wurde breiter, als er in mein geschocktes Gesicht blickte.

Die beiden Piloten waren tot?! Daher also die Schüsse von vorhin.

Aber hab es nicht immer einen dritten auf so langen Flügen?

Auch diese Hoffnung zerstörte er:"Der dritte Pilot ist mein Bruder, der im Moment die Maschine fliegt und sie auch zum abstürzen bringen wird."

Dieser Satz war wie ein Schlag mitten in mein Gesicht. Mir blieb die Luft weg. Also hatten wir gar keine Chance mehr, die ganzen Passagiere zu retten?!

Mir wurde übel und der triumphierende Blick meines Gegenübers machte es nicht viel besser.

Geschlagen drehte ich mich ohne ein weiteres Wort um und ging zu meinem Platz zurück, wo ich jetzt die schlechten Nachrichten verkünden konnte.

Acht Stunden bis in den Tod #BeginnerAward2018 #SilenceAward18Where stories live. Discover now