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Ich stand nun vor dem schweren roten Vorhang, hinter dem sich mein Ziel befand: Der Mann mit der Waffe.

Ihn musste ich finden, um dann irgendwie herauszufinden, was er hiermit bezwecken wollte.

Ich konnte viele Blicke in meinem Rücken spüren, von Passagieren, die sich wahrscheinlich fragten, ob ich lebensmüde sei.

War ich das? Vermutlich schon, aber ich musste das tun, ich musste es wenigstens versuchen uns aus diesem Schlamassel zu befreien, auch wenn es mir unmöglich vorkam.

Obwohl mich viele Leute fragend ansahen, sagte niemand etwas. Wahrscheinlich saß Ihnen der Schock der beiden Schüsse und die Ansprache des Bewaffneten noch zu tief in den Knochen, was ich vollkommen verstehen konnte.

Wäre für mich wahrscheinlich besser so jetzt ganz schnell wieder auf meinen Platz zu verschwinden.

Aber das tat ich nicht. Stattdessen zog ich den schweren Vorhang beiseite.

Dahinter befand sich eine verschlossene Türe. Ich atmete noch einmal tief durch und machte einen Schritt nach vorne.

Hinter mir zog ich den Vorhang zu, musste ja nicht jeder sehen was ich machte.

Ich versuchte die graue Tür zu öffnen, aber sie klemmte. Erst beim dritten festen ziehen öffnete sie sich ein bisschen, sodass ich erblicken konnte was sich dahinter befand.

Ich sah ein paar gefesselte und geknebelte Stewardessen auf dem Boden sitzen.

Sie schauten mir mit ängstlichen Blicken in die Augen und fragten sich vermutlich, was ich hier tat.

Mein Blick hob sich und ich erstarrte, als ich direkt in seine eisblauen Augen blickte.

Sie waren noch viel eindrucksvoller als ich sie in Erinnerung hatte. Und diese Augen musterten mich gerade verächtlich aber ich konnte auch ein bisschen Interesse in ihnen entdecken.

"Was haben sie hier zu suchen?", fragte er mich mit einem spöttischen Unterton, wobei er mir direkt in die Augen schaute.

Das brachte mich noch mehr aus dem Konzept. Und ich vergaß fast, warum ich überhaupt hier war. Aber jetzt war es wirklich zu spät für einen Rückzieher, ich musste das jetzt durchziehen.

"I-ich muss mal a-auf die Toilette", versuchte ich mit fester Stimme zu sagen, scheiterte aber kläglich.

Mein Gegenüber verzog seine Lippen zu einem spöttischen Grinsen. Und ich musste zugeben, dass auch das an ihm gut ausschaute.

"Willst du mich verarschen, oder was? Hier gibt's keine Toilette, die ist hinten im Flugzeug. Was willst du wirklich hier?", sagte er mit kalter Stimme, die etwas drohendes mit sich hatte.

Scheiße. Hier gab es gar kein Klo?! Was mach ich denn jetzt? Hätte ich doch bloß vorher mal nachgeschaut und hätte mal nachgedacht bevor ich sowas mache! Aber ein 'hätte' bringt mich jetzt auch nicht weiter.

Der Braunhaarige schaute mich mittlerweile etwas ungeduldig an, ich sollte mir wohl lieber schnell eine Ausrede überlegen!

"Ähm.. I-ich dachte hier wäre eine Toilette. T-tut mir leid", brachte ich wieder nur stotternd heraus.

Man konnte ich nicht einmal wie ein normaler Mensch ohne Sprachfehler reden?!

"Hey, Liam, mit wem redest du da?", hörte ich eine weitere männliche Stimme, die vermutlich aus dem Cockpit kam, wenn das hinter der nächsten grauen Tür war.

Liam, so hieß er also, gut zu wissen. Der Name passte auch irgendwie zu ihm.

Aber das brachte mich auch nicht weiter.

"Mit niemandem", rief Liam zurück. Vermutlich zu seinem Komplizen.

Er hatte sich kurz von mir abgewendet, als er diese zwei Worte sagte.

Gerade erst bemerkte ich in seiner linken Hand eine Waffe. Das lies meine Zuversicht, hier lebend rauszukommen, auf ein Minimum schrumpfen.

Aber was hatte ich anderes erwartet? Vorhin hatte er ja auch eine dabei.

Liam drehte sich wieder zu mir und hatte wieder dieses spöttische Grinsen auf den Lippen, das nichts gutes verhieß.

"Ähm... I-ich geh dann mal w-wieder", brachte ich heraus, um schnell wieder lebend auf meinen Platz zurück zu kommen.

Ich drehte mich gerade um und wollte meinen Rückweg antreten, als mir mein Ziel wieder vor Augen trat.

Hierher gekommen war ich, um Informationen zu bekommen, nicht um wie ein verängstigtes Mädchen einfach aufzugeben.

Das hatte ich mir vorgenommen und das werde ich auch durchziehen!

Mit diesem neu gewonnenen Mut drehte ich mich erneut um, blickte meinen Gegenüber tief in die Augen und begann zu sprechen.

Acht Stunden bis in den Tod #BeginnerAward2018 #SilenceAward18Where stories live. Discover now