~ 2. Weihnachtstag: Teil 1 ~

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Liam saß auf der Rückbank hinter Henry und starrte auf seine graue Hose. Henry schaute in den Rückspiegel. "Alles gut?" "Ja, Sir.", kam die knappe Antwort. Henry nickte und konzentrierte sich wieder voll auf die Straße.

Irgendwann tat Liams Nacken weh, weil er seinen Kopf die ganze Zeit in der selben Postion halten musste, aber er durfte nicht aus der Rolle fallen. Auch wenn sie langweilig grau sind, freute sich Liam, dass er mal keine 'aufreizenden' Klamotten tragen musste. Henry hatte ihn nämlich in schlichte graue Kleidung gesteckt. 

So unauffällig wie möglich versuchte Liam seinen Kopf leicht zu bewegen, um dieses steife Gefühl im Nacken loszukriegen. "Ist alles in Ordnung?", fragte Henry in einem sehr neutralen Tonfall. Liam schluckte. Er kam damit schlecht klar. "Mein Nacken ist nur etwas steif, Sir." Einen Moment sagte Henry nichts und Liam verlor die Hoffnung die Erlaubnis zu bekommen, sich wenigstens etwas zu bewegen. "Ok, du darfst deinen Kopf heben, aber sobald ich es dir sage, gehst du wieder in deine Position zurück." "Ja, Sir. Danke, Sir."

Was das alles soll? Sicherlich nicht, weil Henry und Liam den Streit des Jahrhunderts hatten oder weil Henry plötzlich einen Sinneswandel, der in die Geschichte eingehen wird, hatte. Nein, gestern Abend vor dem schlafen gehen, hatte Henry seinen groben Plan verkündet, wie sie irgendwie den morgigen Tag überlebten. Dann haben sie ihn einen Stunde lang noch verfeinert und sind noch am selben Abend in ihre Rollen geschlüpft, damit sie möglichst daran gewöhnt waren, wenn sie vor den Toren von Henrys Familienhaus standen. 

Am nächsten Morgen haben Liams Eltern nicht schlecht gestaunt, aber als Liam im Auto wartete, hatte Henry ihnen das 'Spiel' grob erklärt. Liam war sich sicher, dass Henry wahrscheinlich bestimmte Details über seine Mutter verschwiegen hatte, um die Beiden nicht zu beunruhigen, und dem war er seinem Dom mehr als dankbar. Falls alles schief gehen würde, konnte Liam immer noch später heulend zu ihnen kommen und alles erzählen. 

"Liam, in deine Position.", sagte Henry nach einiger Zeit. Sofort war Liams Blick wieder nach unten gerichtet. Als Henry das Auto kurz anhielt, lugte Liam ein bisschen nach oben und sah ein riesiges aus massiven Eisen bestehendes Tor. Es sah noch hässlicher aus, als es ihm Henry beschrieben hatte. Mit den hohen Mauern kombiniert, fühlte es sich so an, als würden sie ein Hochsicherheitsgefängnis betreten, aber es handelte sich um das Reichenviertel auf der anderen Seite der Stadt, das zugleich zu den sichersten Gegenden auf diesem Planeten gehörte.

"Hallo, Herr Silver, ich hab Sie schon lange nicht mehr gesehen.", begrüßte der Torwärter Henry fröhlich. "Guten Tag. Es stimmt, es ist schon lange her." Schließlich ging das Tor auf und sie fuhren langsam rein. Aus dem Augenwinkel konnte Liam einige Wachmänner sehen. Bei ihrem Viertel waren immer jeweils zwei Wachen an jedem Tor, hier schien es eine ganze Armee zu sein. Liam richtete seinen Blick wieder voll und ganz auf seinen Schoß, bevor jemand noch seinen Blick bemerkte. Es musste alles perfekt laufen...

Henrys Elternhaus als Villa zu bezeichnen, wäre so, als wenn man einen Karton als Einzimmerwohnung mit Küche und Bad bezeichnen würde. Dieses Teil war ein Palast! Liam schluckte und sagte sich immer wieder, dass er jetzt die Unterwürfigkeit in Person sein musste. Jetzt musste er einfach alles Henry überlassen. Henry wird nicht aus seiner Rolle fallen, genauso wenig würde er es tun.

"Henry!", hörte Liam eine weibliche Stimme, als er sich gerade erst auf den Boden fallen ließ, nachdem sie von einem der Bediensteten reingelassen wurden. "Isabella, lange nicht mehr gesehen." Liam wusste, dass sie sich jetzt umarmten. "Ist das der... Junge...?", fragte sie vorsichtig, aber mit einer leichten Abneigung. "Ja.", antwortete Henry bestimmt und Liam hätte ihr Gesicht nur zu gern gesehen. "Ich geh dann mal in das Esszimmer.", sagte sie sofort und verschwand.

Henry beugte sich etwas zu Liam runter. "Das war Isabella, sie ist meine Cousine und ich kann sie nicht... leiden." Liam nickte und unterdrückte ein Schmunzeln. Dann zog Henry leicht an der Leine und Liam stand auf und folgte seinem Dom. Sie betraten ein Zimmer in dem Liam, mit einem sehr flüchtigen Blick, ein paar Leute gesehen hatte. 

"Henry, Bruderherz." Das war Gina. "Hast ihn heute nicht so schick gemacht?", fragte sie dann etwas leiser, als sie ihn umarmte. Dann kam auch Jeffrey und begrüßte seinen großen Bruder. "Mutter ist noch mit den Subs im Wohnzimmer." Liam spürte, wie Henrys Griff um die Leine etwas fester wurde und sich dann sofort wieder entspannte. "Ich glaub es wäre keine gute Idee ihn zu ihr zu schicken.", flüsterte er. "Ja, du solltest ihn lieber nicht von deiner Seite lassen.", antwortete Jeffrey ebenfalls leise.

Liam schluckte etwas, aber es konnte niemand sehen, weil Liam jedes Mal, wenn Henry stehen blieb, sich auf den Boden kniete. Deswegen war er zum ersten Mal glücklich, mal zu knien. Es sollte niemand wissen, wie nervös er war. Genau, er musste in der Rolle bleiben...

Hallo ^^

Hoffe es gefällt euch :)

Perfekt, gleich von Anfang an herrscht eine angespannte Situation. Ob das gut geht? Ob der Plan gut geht? °-°

LG Soul_Guardian

I will do everything for you (Fortsetzung)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt