💫 4. Kapitel

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Holpernd fuhr der Wagen mit 80 über den Schotterweg, weswegen ich richtig durchgerüttelt wurde. Allerdings schien Kane nicht einmal zu merken, wie schnell wir über die Straße fuhren. Es war, als wäre er in einer anderen Welt. Ängstlich beobachtete ich ihn dabei, wie immer wieder ein Muskel an seinem Kiefer zuckte und seine Hände sich um das Lenkrad krallte. Ein Kloß bildete sich in meinem Hals, als die Bäume nur noch als Schatten an uns vorbeizogen. Doch ich traute mich auch nicht, ihn darauf hinzuweisen, da er nicht so wirkte, als würde er sich im hier und jetzt befinden. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, dass er sich mit jemanden unterhält. Aber das war doch total unmöglich, da er ja überhaupt nicht mit jemanden telefonierte.
Erschrocken keuchte ich auf, da der Wagen in ein Schlagloch fuhr und ich gegen den Sitz flog und meine Beine gegen seine Oberschenkel drückten. Kane schien aus seinem Ausflug in seine eigene Welt zu erwachen und drosselte das Tempo. Sein Blick schnellte zu mir.
»Hast du dir wehgetan?«, fragte er und scannte meinen Körper nach Verletzungen ab. Besorgnis stand in seinem Blick. Ich nickte nur und spürte, wie trocken meine Kehle war, als ich versuchte, eine Antwort rauszubringen. Doch es kam nur ein kleines Krächzen aus meinem Mund. Ich senkte den Blick und sah aus der Windschutzscheibe. Die Bäume flogen nicht mehr so rasend schnell an uns vorbei und der Weg war angenehmer.
»Tut mir leid. Ich war in Gedanken«, sagte er und seine Hand strich für einen kurzen Moment über meine Beine. Seine Berührung löste ein Kribbeln an der Stelle aus, an der seine Hand über meine Beine glitt. Es fühlte sich an, als würde diese Stelle brennen, obwohl noch der Stoff meines Kleides dazwischen war. Ein Kloß bildete sich in meinem Hals. Mir wurde ganz heiß und am liebsten ich ein Fenster geöffnet. Doch dazu kam ich nicht, da Kane schon wieder seine Hand wegnahm und dafür genau in meine Augen sah.

Als wüsste er ganz genau, was er mit mir anstellte. Das sagte mir jedenfalls das siegessichere Funkeln in seinen Augen. »Und du willst wirklich so tun, als würdest du dich kein Bisschen zu mir hingezogen fühlen?«, fragte er mit rauer Stimme und einem frechen Grinsen, welches um seinen rechten Mundwinkel zuckte. Ich schnaubte und verdrehte die Augen, bevor ich den Blick abwandte. »Wer sagt, dass ich nur so tue?« Leise lachte und er und wandte dann wieder den Blick nach vorne. »Wie du meinst, July. Den Menschen fällt es eben schwer, die Wahrheit zu akzeptieren. Sie glauben lieber einer Lüge.« Seine Worte trafen mich, da mir bewusst wurde, wie recht er damit hatte. Wir redeten uns Dinge ein, die besser klangen, als die Wahrheit und glaubten diese dann auch irgendwann. Ich seufzte leise und schloss müde meine Augen. Ich war zu kaputt, um jetzt darüber zu diskutieren. Ich war zu müde, um mir Gedanken darüber zu machen, wen ich mochte und wen nicht. Vor was ich Angst hatte und was morgen passieren würde. Kane strich über meine Beine. »Jetzt ist es zu spät, zu schlafen, July.« Ich öffnete meine Augen und sah ihn verwirrt an. Doch er grinste nur und kaum hatte ich mich versehen, fuhren wir eine kleine Straße den leichten Berg nach oben. Mein Herz setzte aus, als das Heck des Wagens auf dem Schotter für einen Moment ausbrach, als wir über den Schotter fuhren. Mein Herzschlag beruhigte sich aber, als das Haus in mein Sichtfeld fiel.
Von hier aus erkannte man große Fensterfronten. Es sah modern aus. Dann verschwand es allerdings wieder aus meinem Sichtfeld.

»Wieso wohnt ihr auf dem Berg?«, fragte ich leise. So weit ich denken konnte, zogen es viele vor, mitten in einem Ort zu wohnen, wo viel los war. Kaum jemand wollte einsam und alleine auf einem Hügel wohnen, fernab der Leute. Kane sah zu mir und grinste. »Hier ist es schön ruhig und man einen tollen Ausblick auf das Meer und auf die Stadt. Besonders Nachts ist das wunderschön und romantisch«, sagte er. Seine Augen nahmen ein warmes Funkeln an, was die Schmetterlinge in meinem Bauch umherfliegen ließ. »Du hast eine Ahnung von Romantik?« Diese Worte kamen einfach über meine Lippen. Ohne, dass ich sie groß zurückhalten konnte. Kane zog eine Braue nach oben und nickte. »Ist das so unglaubwürdig?« Ich nickte leicht. »Du wirkst nicht wie ein Romantiker.« Er zog die Augenbrauen zusammen und musterte mich, bevor er scharf um die nächste Kurve bog. »Welcher Mann tut das schon? Aber insgeheim sind wir doch alle romantisch. Sei es auch nur für die Person, die wir aufrichtig lieben.« Seine Worte hallten in meinem Kopf wieder und ließen mich rot werden. Ich wusste nicht genau, auf was er hinaus wollte.
Aber die letzten Worte hatte er betont und ich fragte mich, ob er über mich redete. Doch diesen Gedanken verwarf ich schnell. Man konnte jemanden nicht nach ein paar Stunden lieben. Niemals. Das war Blödsinn.

Her destiny ✔Where stories live. Discover now