💫 9. Kapitel

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Erst, als Hunter und ich ein paar Meter gelaufen waren, wurde mir plötzlich bewusst, warum ich wirklich hier war. Mein Herz setzte aus und ich entriss mich Hunters Griff. »Wir müssen Kane finden! Der Wolf könnte-«, fing ich an, doch ich wurde von Hunter unterbrochen. »Kane kann auf sich aufpassen. Außerdem ist er bereits zu Hause.« Ernst sah Hunter mich an. Sein Blick war kühl. So kühl, dass mir ein kalter Schauer den Rücken hinunter rannte. Ein Kloß bildete sich in meinem Hals. War Kane wirklich schon zu Hause? Das kam mir irgendwie komisch vor. »Er ist zu Hause?«, fragte ich nach. Etwas daran konnte ich nicht glauben. Klar, während ich in den Wald gegangen war, hätte er natürlich schon längst nach Hause gehen können, aber irgendwas daran kam mir nicht glaubwürdig vor. »Ja und er hätte mir beinahe den Kopf abgerissen. Also komm jetzt«, sagte Hunter und zog mich wieder hinter sich her. Seufzend folgte ich ihm und sah mich um. Hoffte darauf, dass der Wolf sich noch einmal zeigen würde, aber das geschah nicht. Meine Gedanken fuhren Achterbahn und mir wurde etwas schwindlig. Solche großen Wölfe existierten nicht. Also entweder ich hatte mir das alles nur eingebildet oder diesen Wolf gab es doch. Das Komische war, dass Hunter kein Anzeichen von Angst zeigte und sich auch keine Sorgen zu machen schien.
Das verwirrte mich noch mehr. Und es brachte mich dazu, einige Dinge hier zu hinterfragen. So furchteinflößend Hunter auch wirkte, auch er sollte Angst davor haben. Schließlich war das nur eine normale Reaktion. Jeder würde doch Angst vor so einem großen Wolf haben, außer, man ist selbst so etwas... Ein Zucken durchfuhr meinen Körper. War Hunter etwa... Nein. Vielleicht hätte ich nicht so viel „The Originals" schauen sollen. Das war unmöglich. Es gab keine Werwölfe. Schnell verwarf ich diese Gedanken also wieder. Vielleicht hatte Hunter ja Angst, aber zeigte es nur nicht. Doch ich glaubte immer noch nicht, dass Kane zu Hause war. Denn so wie ich ihn kannte, hätte er nach mir gesucht und nicht Hunter geschickt.

»Wenn Kane zu Hause ist, wieso hat er nicht nach mir gesucht?«, fragte ich also leise nach. Hunter drehte sein Gesicht zu mir. Er sah mich emotionslos an. Mein Herz krampfte sich zusammen und mir wurde kalt. »Er war wütend auf dich, dass du nicht zu Hause geblieben bist. Also wollte er nicht nach dir suchen und hat mich geschickt. Denn er wusste nicht, was er zu dir sagen würde. Er regt sich gerade ab.« Seine Worte trafen mich mehr, als ich zugeben wollte. Doch kaum hatte ich sie sacken lassen, glaubte ich ihm kein Wort mehr. Ich wandte den Blick ab und für den Rest des Weges schwiegen wir. Etwas später, als das Haus in mein Blickfeld geriet, spürte ich, wie mein Herz automatisch schneller schlug. Und als wir den Wald verließen und auf die große, freie Fläche traten, setzte mein Herz aus. Innerlich hasste ich mich für diese Gefühle. Ich wollte das nicht fühlen. Doch ich wusste, dass ich nervös war und mich auf Kane freute. Irgendwie. Ich hatte noch immer ein Hühnchen mit ihm zu rupfen. Den Schmerz in meinen Fußsohlen spürte ich schon gar nicht mehr. So sehr wollte ich ihn zur Rede stellen. Ich konnte nur noch daran denken. Schließlich hasste ich es, wenn man mich belog. Josh hatte es Jahre lang getan. Und wer weiß, wer mich sonst noch belogen hatte. Jeder könnte mich belogen haben.

Selbst meine Tante hätte das tun können. Innerlich seufzte ich. Ich musste aufhören, mir so viele Gedanken zu machen, was gar nicht so einfach war, wenn man bedachte, dass ein Fremder mich dazu gebracht hatte, Josh nicht zu heiraten und wenn man bedachte, dass Josh irgend so ein Creep war und dass ich meine Tante enttäuscht hatte. Jeden. Ich konnte mich nicht mehr bei ihnen blicken lassen. Gerade, als wir die Stufen erreichten, ging die Tür auf. Kane trat heraus. Seine Haare wirkten zerzaust. Sein Blick glühte, als er mich ansah. Ein Schauer lief meinen Rücken hinunter. Hunter ließ von mir ab und ging wortlos die Stufen hinauf, während Kane auf mich zu trat. Mein Herz klopfte wild und doch versuchte ich es mir nicht anmerken zu lassen. Ich versuchte nicht zu zeigen, dass ich gerade nichts lieber als in seine Arme sinken wollte. Doch im nächsten Moment erinnerte mich daran, dass ich noch immer sauer auf ihn war.
»Wieso warst du im Wald?«, fragte er ruhig und gelassen. Zu ruhig. Ich holte tief Luft und sah ihn an. »Ich wollte wissen, was man im Wald überprüfen muss.« Süß lächelte ich ihn an, während ein Muskeln an seinem Kiefer zuckte. »July, ich hatte dich gebeten, zu Hause zu bleiben. Im Wald ist es gefährlich«, gab er ernst von sich und bemühte sich weiterhin, einen ruhigen Ton zu wahren. Ich zog eine Augenbraue hoch. »Schon klar. Und deswegen musst du in den Wald und etwas überprüfen. Was hast du denn überprüft? Ob alle Bäume noch vorhanden sind? Oder ob noch alle Büsche stehen?« Meine Stimme triefte nur so von Sarkasmus.
Kane legte den Kopf schief und musterte mich. »Wieso bist du mir nachgegangen, July?« Wütend sah ich ihn an. »Lenk nicht vom Thema ab.« Er rollte mit den Augen. »Es geht dich nichts an.« Ich sah ihn an und lachte spöttisch. »Das ist lustig. Eigentlich geht es mich ja was an, da Josh gesichtet wurde. Aber okay. Ist ja nur der komische Kerl, der mich für sich haben will. Das geht mich ja nichts an. Natürlich.« Damit lief ich die Treppen nach oben und ließ ihn stehen. Fürs erste hatte ich keine Lust mehr, mit ihm darüber zu diskutieren. Nicht, wenn er meinte, mich weiter anzulügen oder meinen Fragen auszuweichen. »July!«, rief er mir nach. Ich ignorierte den Zorn in seiner Stimme und lief weiter. Auch, wenn etwas in mir nicht mit ihm streiten wollte, sondern sich einfach mit ihm vertragen wollte. Diese Gefühle verwirrten mich und machten mir Angst. Es war merkwürdig, dass ich das Gefühl hatte, dass ich ihm alles sagen konnte, wenn ich ihn doch eigentlich gar nicht kannte. Das war so merkwürdig, dass es mich noch verrückt machen würde.

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