💫14. Kapitel

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E I N E  W O C H E  S P Ä T E R

Seit einer Woche hatte sich nicht viel getan. Sie hatten keine neue Spur von Josh. Was vermutlich nicht verwunderlich war. Wir wussten nun von ihm und jetzt hielt er sich versteckt. Zwischen mir und Kane hatte sich auch nicht viel geändert. Er riss immer noch Witze und war genau so eingebildet wie am Anfang. Und ich? Ich spürte, wie ich mich mit jedem Tag mehr zu ihm hingezogen fühlte. Zeigen tat ich das aber nicht. Denn jedes Mal, wenn er mir zu nahe kam, zog ich mich zurück. Etwas in mir hatte noch immer Angst vor den Gefühlen, die er in mir auslöste. Doch je mehr Zeit ins Land strich, desto nervöser wurde ich. Niemand konnte mir sagen, dass Josh aufgegeben hatte. Und das war das Problem. Ich spürte es. Tief in mir. Etwas rollte auf uns zu. Etwas, was mir Angst einjagte. Mein Blick glitt auf meine Hände, die sich an die dunkle Tischkannte krallten. Meine Knochen traten mittlerweile weiß hervor. Mein Blick flog dann aber zu Kane, der in dem Moment den Raum betrat. Zu meinem erstaunen trug er eine dunkle Jeans und ein weißes, schlichtes Hemd. Kane war nicht die Art von Mann, die zu Hause in Jogginghose rumlaufen konnte. Und das war okay. Sogar mehr als das.
Denn wen ich ehrlich zu mir selbst war, dann musste ich sagen, dass Kane mehr als nur gut aussah. Er sah unverschämt heiß in diesem schlichten, weißen Hemd aus, dessen Ärmel her bis zu seinen Ellenbogen hochgekrempelt hatte, was seine muskulösen Unterarme zur Geltung brachte. Mein Herz setzte einen Schlag aus, als sein Blick den meinen traf. Mein Mund wurde staubtrocken, als ich das Funkeln in seinen Augen sah und ich schluckte den Kloß in meinem Hals hinunter. Es war zwar nicht das erste Mal, dass ich ihn heute Morgen sah und doch fühlte es sich so an. Verlegen senkte ich den Blick und löste meine Hände von der Tischkannte, da das dann doch etwas peinlich war.

»Schon etwas neues von Josh und seinen Freunden?«, fragte Kane, der sich an den Tisch setzte. Sein Blick lag auf mir, doch er hatte ganz eindeutig Hunter gefragt. Hastig nahm ich einen Schluck von dem Tee, den Karen gemacht hatte. Zu meinem Glück war er inzwischen schon abgekühlt, denn sonst hätte ich mir jetzt die Zunge verbrannt. Um Kanes Blick auszuweichen nippte ich weiter an dem Tee und genoss den Geschmack auf meiner Zunge.
»Noch nicht viel. Aber wir glauben mittlerweile eine Spur gefunden zu haben. Die anderen gehen ihr gerade nach und geben uns dann bescheid. Ich hoffe nur, dass wir ihn bald finden. Sonst könnte es gefährlich für uns alle werden«, berichtete Hunter dann. Für einen Moment wich mir die Luft aus den Lungen und es fühlte sich so an, als würde ich jeden Moment vom Stuhl kippen. Hunter hatte recht, mit allem. Es könnte gefährlich für jeden hier werden. Nicht nur für mich. Für alle. Schuldgefühle machten sich wieder in mir breit. In der letzten Woche hatte ich es dank Kanes Anwesenheit geschafft, diese zu verdrängen, doch nun schaffte ich es nicht. Nicht mehr. Sie alle könnten sterben. Und das nur, weil Josh mich wollte. Er wollte doch mich. Nicht sie. Wieso um alles in der Welt sollte ich dann das Rudel leiden lassen? Ein Kloß bildete sich in meinem Hals und in meinem Kopf entstanden tausend Szenarien, wie ich das Rudel schützen konnte. Eine von ihnen war mich selbst an Josh zu geben. Doch Kane würde das nie zulassen und er würde mich holen kommen, wobei er wieder in Gefahr geraten könnte. Das war also sicher nicht die richtige Lösung. Innerlich seufzte ich. In dem Moment legte sich eine warme, schwielige Hand auf meine. Erstaunt blickte ich auf und sah direkt in Kanes braune Augen, die besorgt aber auch ernst funkelten. »Denk erst gar nicht daran, July.« Er klang so ernst wie man nur klingen konnte. Es war ein Befehl, den ich auch befolgen sollte.

»An was denn?«, fragte ich leise und versuchte zu überspielen, dass er mich zu gut zu kennen schien. Er grinste leicht und sah mich an. »Verkauf mich nicht für dumm, July. Denk erst gar nicht daran, dich zu stellen. Sonst muss ich dich anbinden«, raunte er mir zu. In seinen Augen blitzte etwas auf, etwas was ich nicht so ganz deuten konnte. »Sorry, aber ich bin weder Belle, noch bin ich Anastasia, noch Erika, noch bin ich sonst ein Mädchen, was gerne angebunden wird. Und ich mag Christian Grey nicht, also versuch es erst gar nicht«, antwortete ich mit einem frechen Lächeln. Kane blinzelte einen Moment, dann grinste er schief. »Etwas anderes hatte ich auch nicht erwartet, July.« Damit drehte er sich ganz zu Hunter und die beiden fingen an, viele Dinge zu besprechen, während ich wieder einen Schluck von dem leckeren Tee nahm und Karen dabei zusah, wie sie sich draußen um die Pflanzen kümmerte. Erst, als ich den Namen Josh hörte, wurde ich wieder hellhörig. Gespannt blickte ich zu Kane und Hunter, die beide aufsprangen, wobei die Stuhlbeine laut über den Boden rutschten. Ich sah die beiden an. »Wir haben eine Spur. Bleib bitte hier bei Hunter und Karen. Ich bin bald wieder zurück. Versprochen«, sagte Kane und drückte mir einen Kuss auf die Stirn. Mein Bauch zog sich zusammen. Nicht, weil er mir einen Kuss auf die Stirn gegeben hatte, sondern weil ich Angst um ihn hatte. »Kane?«, fragte ich, als er schon die Hälfte des Wohnzimmers durchquert hatte. Fragend drehte er sich zu mir um und musterte mich. »Ja, July?« Ich holte tief Luft und sprach die Wörter aus, die mir auf dem Herzen lagen. »Pass auf dich auf.« Ein Lächeln schmückte seine Lippen. »Immer.« Dann verschwand er in den Flur und zog sich Schuhe an. Kurz darauf krachte die Tür ins Schloss. Kurz darauf hörte ich, wie der Motor seines Wagens ansprang und wie die Reifen über den Schotter rollten.

Her destiny ✔Where stories live. Discover now