💫11. Kapitel

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Mein Blick flog über den Wald, der mittlerweile in ein dunkles Orange getaucht wurde. Sie Sonne war langsam aber sicher dabei unter zu gehen, um der Nacht Platz zu machen. Langsam aber sicher fing ich mir an, meine Gedanken zu machen. Nach dem Abendessen war Kane noch einmal verschwunden. Mit Hunter. Seit dem waren nun 1 Stunde und 23 Minuten vergangen und mal wieder hatte der Idiot kein Handy dabei. Genau verstand ich nicht, was die beiden da noch wollten, doch damit musste ich jetzt anscheinend leben. Aber meine Sorge wuchs mit jeder Minute an, wofür ich mich verfluchen könnte.
Eigentlich sollte ich mich nicht so um Kane sorgen. Schließlich kannte ich ihn nicht so lange und theoretisch könnte es mir auch egal sein, was mit ihm passiert, doch ich konnte diese Gefühle nicht abstellen. Und genau da lag das Problem. Ich war nervös und unruhig. Konnte kaum noch still auf der Bank sitzen, die ich seit genau diesen 83 Minuten nicht verlassen hatte.
Und jetzt wollte ich nur noch aufstehen und in den Wald gehen, so nervös war ich. Der Gedanke daran, dass der Wolf die beiden vielleicht überfallen haben könnte, machte meine Lage auch nicht besser. Tief holte ich Luft und versuchte mir zu sagen, dass Kane auch gut auf sich selbst aufpassen konnte, was gar nicht so einfach war, wenn ein riesiger Wolf sein Unwesen trieb.
Wer konnte schon sagen, dass er einen riesigen Wolf gesehen hatte? Gut, vermutlich würde das einem auch keiner wirklich glauben. Vögel flatterten auf, was mich zusammenzucken lies.
Mein Blick schnellte zum Waldrand. Es war nichts zu sehen. Vorerst. Aber ich hatte das Gefühl, dass da noch etwas großes auf mich zukam. Tief holte ich Luft. Versuchte mich auf andere Gedanken zu bringen, was gar nicht so einfach war. Doch als es schließlich im Gebüsch raschelte, war ich mir sicher, dass es nicht viel bringen würde, wenn ich mir einredete, dass da nichts war. Und ich sollte rechtbehalten. Langsam bildete sich ein großer Umriss einer Gestalt. Mein Herz fing an wild in meiner Brust zu pochen.

Diese Gestalt war mindestens so groß wie ein Mensch und es gab nur eine Sache, die so einen breiten Kopf hatte. Der Wolf. Keuchend entwich mir die Luft aus meinen Lungen, während die Gestalt aus den Büschen trat und am Waldrand verharrte. Die glühenden Augen des Wolfes glitten über mich. Schienen mich scannen, was nicht besonders angenehm für mich war. Und doch war die Angst verpufft, als ich das warme Funkeln in den Augen des Wolfes erkannte. Es war viel zu warm, um wahr zu sein. Und das meinte ich ernst. Wieder erinnerten mich seine Augen an die eines Menschen, aber das konnte nicht sein. Das war nicht möglich. Langsam aber sicher trat der Wolf auf mich zu. Wenn ich dachte, dass mein Herz vorher schnell geschlagen hat, hatte ich mich nun getäuscht. Mir wurde heiß und meine Hände begannen zu schwitzen. Ein Kloß bildete sich in meinem Hals, doch ich rührte mich nicht von der Stelle. Etwas in mir sagte mir, dass ich keine Angst haben muss und das wiederum verwunderte mich. Je näher der Wolf kam, desto schneller schlug mein Herz. Doch gleichzeitig spürte ich auch eine gewisse Ruhe. Es war die gleiche Ruhe, die auch bei Kane spürte, wenn er neben mir lag.
Verwirrt runzelte ich die Stirn, während der Wolf sich vor mir hinsetzte und mich musterte. Unsere Köpfe waren gleich auf. Er legte seinen Kopf schief und betrachtete mich, als wolle er mich fragen, ob alles okay ist. Ich schluckte den dicken Kloß in meinem Hals hinunter und räusperte mich. »Ähm... Hi...« Kaum hatte ich das über meine Lippen gebracht, verzog sich seine Schnauze so, dass es so aussah, als würde er lächeln. Und seine Augen funkelten mir warm entgegen.

Langsam streckte ich meine Hand aus. Sanft bettete er seinen Kopf in meine Handfläche und ließ sich von mir zwischen den großen Ohren kraulen. Ein Geräusch kam aus seinem Maul. Es hörte sich fast an wie ein Schnurren. Oder wie ein zufriedenes Brummen. Ein leises Lächeln legte sich auf meine Lippen, während ich sanft über sein Fell strich. Sein Fell war weich und warm von der Sonne. Der Wolf roch nach Wald, doch es war ein angenehmer Geruch. Irgendwie roch es... schön. Innerlich fragte ich mich, wieso ich das dachte, doch ich konnte es nicht mehr ändern. Gerade als ich ihn weiter streichen wollte, löste er seinen Kopf von mir und sah mir in die Augen. Mein Herz setzte aus. Spannung lag in der Luft. Er wirkte fast so, als wäre er ein Mensch, so intensiv wie er mich ansah. Mein Herzschlag verschnellerte sich. Ich hatte das Gefühl, dass meine Haut zu brennen begann. Bevor ich allerdings etwas sagen oder tun konnte verschwand er wieder im Gebüsch. Ich sah nur noch, wie seine Rute zwischen den Bäumen und Sträuchern verschwand. Mir entwich ein leises Seufzen, während ich aufstand und noch einen letzten Blick auf den Wald warf, bevor ich mich auf dem Weg zum Haus machte. Gerade, als ich mich noch einmal umdrehte, erblickte ich Kane, der auch gerade aus dem Wald trat. Mein Herz setzte einen Schlag aus, während ich seinen Körper abscannte. Er schien nicht verletzt zu sein. Sein Blick richtete sich auf mich und für einen Moment fühlte es sich an, als würde ich in die Augen des Wolfes schauen. Schnell schüttelte ich diesen Gedanken wieder ab. Das war schließlich unmöglich. Ein sanftes Lächeln umspielte seine Lippen, als er auf mich zutrat. Meine Knie wurden immer wackliger und es fühlte sich an, als würde ich unter seinem intensiven Blick jeden Moment umkippen.

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