Philippa

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Kapitel 2

Wie aufs Stichwort öffnete sich die Tür hinter mir und meine Brüder traten auf den Flur, der Jüngere regte sich gerade über unsere Mutter auf.

Noch immer starrte ich die junge Frau, die maximal 19 war, an.
Hübsch war sie, das musste man ihr lassen.
„Pia…”, staunte Thomas und blickte zwischen ihr und mir hin und her.

Phillip räusperte sich, was dazu führte, dass Tommy wieder zu sich kam und uns anwies schnell in sein Zimmer zu gehen. Ich vorne weg, dann diese Pia und schließlich die Jungs. Anscheinend war die Wut auf Mom verflogen oder zumindest für den Moment vergessen worden.

Wir erreichten sein Apartment und wie immer ließ ich mich auf dem weichen Teppich vor der Couch des Wohnzimmers nieder. Philipp saß zu meiner linken.
Zögerlich setzte die Brünette sich in einen der Sessel, Thomas lief unruhig vor dem Kamin auf und ab.

„Jetzt musst du wohl oder übel dadurch…”, meinte der Kronprinz nach einer Weile, panisch blickte unser Bruder ihm ins Gesicht.
„Aber…Phil, wenn Mom und Dad rausfinden…Verdammt! “.

Erneut schwieg er einen Moment, dann wandte er sich schließlich mir zu. „Du musst versprechen niemandem davon zu erzählen!”.

Schnell nickte ich, fast schon gekränkt. Ich hatte noch nie ein Geheimnis verraten und gerade er sollte das wissen.
Er erwiderte meine Geste und begann zu erzählen.

„Charlie, das ist Philippa Sunburst. Baby, das ist meine Schwester Charlene Elisabeth Victoria. Aber ich denke, es ist ok, wenn du sie einfach Charlene nennst. Das machen unsere Eltern auch so…”.

Mein Bruder schluckte unsicher, erklärte dann erst: „Charlie, du musst wissen…Die Presse berichtet manchmal absoluten Schwachsinn, wie du weißt.
Pia und ich, wir kennen uns nicht erst seit gestern Abend. Ich habe niemanden geküsst, den ich erst kurz vorher kennenlernte.
Pia und ich sind seit fast drei Jahren befreundet. Der Kuss gestern Abend war kein Kuss in dem Sinne.
Wir waren nur beide betrunken und ich wollte sie auf die Wange küssen, so wie immer, wenn wir uns verabschieden.
Aber besoffen wie ich war, habe ich ihren Mundwinkel getroffen.
Wir sind gute Freunde. Nicht mehr und nicht weniger!”.

Pia nickte schnell.

„Nunja, um mich brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Du solltest dir lieber überlegen, wie du das unseren Eltern erklärst.
Du weißt doch, dass ich auf deiner Seite bin, egal was für Scheiß du baust!“, grinste ich, nachdem er geendet hatte.

Dann erhob ich mich und hielt der jungen Frau meine Hand hin, welche sie lächelnd schüttelte.

In meinem Kopf rattert es. Irgendwoher kannte ich sie noch. Aber woher genau bloß?!

„Thomas, vielleicht solltest du unserer Schwester auch noch erzählen, was die Liebe Pia in ihrer Freizeit so macht!”, lachte der Thronfolger und die junge Frau errötet plötzlich.

Erwartungsvoll sah ich sie an, doch mein anderer Bruder übernahm das Reden.

„Pia organisiert Treffen für Lesben, hier in London. Außerdem ist sie häufig auf Demos unterwegs um für mehr Rechte von der LGBT-Community zu...kämpfen!”.

All das sagt er nicht ohne Stolz in der Stimme. Sein Blick trotz vor Wärme.

„Wie cool! Kann ich irgendwann mal mitkommen? Ich wette, dass das total krass ist! Bitte nimm mich mit!”.

„Natürlich, wir freuen uns immer über Unterstützung. Aber ich befürchte, dass eure Eltern nicht sehr begeistert sein werden, wenn sie davon erfahren…”.

„Ach, egal. Sie sollten sich lieber schon mal daran gewöhnen, dass Englands Prinzessin nie einen Prinzen heiraten wird, sondern eine andere Prinzessin!”.

Oh Gott, hatte ich das gerade laut gesagt?!

Den Blicken meiner Brüder zufolge ja.
Nunja, jetzt war es raus.

Pia quiekte vergnügt und umarmte mich dann stürmisch.

„Schwestern!”, rief sie, woraufhin ich zu lachen begann und das Wort wiederholte. Anscheinend hatte ich gerade eine neue Freundin gefunden.

Langsam erwachten die Prinzen aus ihrer Schockstarre, lächelte mich an.

„Das erklärt, warum du nie auf Flirtversuche unserer Freunde eingehst!”, lachte der jüngere von beiden grinsend. Ich zuckte meine Schultern.

„Und Tommy hat sich Sorgen gemacht, dass ihr euch nicht verstehen würdet...Ich habe eher das Gefühl, hier findet sich gerade ein neues Liebespaar!”.

„Haha, wie lustig, Phillip!”, entgegneten Pia und ich zeitgleich was uns erneut lachen ließ.

Wenn das so weiterging, dann würden meine Geschwister uns noch für verrückt halten. Wenn sie das nicht schon taten.

Um uns zu retten, schlug ich eine ausgiebige Shoppintour vor, welcher Pia begeistert zustimmte.

Nur eine Viertelstunde später, schlenderten wir durch London, meine Bodyguards folgten uns.

Die Presse schoss Fotos. Und wir lachten ausgelassen und genossen diesen herrlichen Tag.

Princess RainbowWo Geschichten leben. Entdecke jetzt