Love, Tommy

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Kapitel 12

Meine liebe Charlie,
ich hoffe wirklich sehr, dass du diesen Brief nicht allzu früh bekommen wirst. Oder besser noch: dass du ihn nie bekommst.
Denn wenn es soweit ist, bin ich vielleicht schon nicht mehr am Leben.
Oder vielleicht doch. Das hängt davon ab, was passiert.
Auf jeden Fall sollst du wissen, dass ich dir dankbar bin, dass du immer hinter mir gestanden hast, sogar als ich mich dazu entschieden habe, der Armee beizutreten.
Was ich dir auch mitteilen möchte, ist, dass ich dich unglaublich lieb habe.
Ich habe es dir nie so gesagt, aber du bist die wichtigste Person überhaupt für mich.
Denn du bist meine kleine Schwester.
Meine Seelenverwandte.
Und vor allem meine beste Freundin.
Klar, habe ich auch Phil und Mom und Dad und unsere gefühlt zig-tausend Verwandten gerne, aber dich habe ich am liebsten.
Ich weiß nicht warum, vielleicht liegt es einfach daran, dass ich mich schon immer am besten mit dir verstanden habe.
Oder es ist der Beschützerinstinkt, der mir ständig sagt, dass ich auf meine kleine Schwester aufpassen muss.
Naja, ich werde kitschiger als geplant, deshalb möchte ich nun zu einem weiteren Punkt kommen: Phillip.
Phil wusste als erster von meinen Plänen, ich habe es ihn an dem Abend erzählt, als du Pia geküsst hast.
Deshalb war ich auch im Schlossgarten.
Wir hatten uns gestritten, denn ich war wütend, dass er dich alleine lässt, wenn ich zur Armee gehe. Er hatte mir von seinen Plänen, nach Canterbury zu gehen, erzählt.
Jedenfalls war ich ziemlich sauer auf unseren Bruder, doch mittlerweile kann ich ihn verstehen.
Er hat die Gewissheit, dass er irgendwann König wird.
Wenn er Glück hat, dann hat er noch einige Jahre Zeit, aber früher oder später muss er sich der Verantwortung stellen.
Deshalb will er jetzt diese Auszeit.
Was ich dir damit sagen will, Charlie, ist, dass du das tun solltest, was DU möchtest.
Mir ist es absolut egal, was das ist, Hauptsache du bringst dich nicht in Gefahr.
Davor hatte ich tatsächlich immer am meisten Angst.
Nicht vor der Zeit bei der Armee und auch nicht vor den Reaktionen unserer Eltern wenn ich mal wieder Scheiße gebaut habe.
Nein.
Meine größte Sorge war, dass meiner kleinen Schwester etwas passiert.
Ich weiß zwar, dass du immer James bei dir hast, aber trotzdem. Man kann nie wissen.
Auch war mir immer deine Meinung am wichtigsten.
Weißt du noch, wenn ich auf irgendwelche Veranstaltungen musste?!
Nur dank dir habe ich nie die pinke Krawatte zu dem weinroten Jackett getragen. Oder die türkise Fliege mit diesem komischen Muster, die mir mal irgendwer geschenkt hat.
Du bist die beste Schwester, die man haben kann.
Und das schreibe ich nicht nur, das meine ich auch so. Wirklich.
Ich hoffe, dass ich dir ein guter Bruder sein konnte, auch wenn ich mich manchmal etwas blöd dir gegenüber benommen habe.
(Zum Beispiel als wir uns um dieses eine Spielzeugauto gestritten haben und ich dich dann einen ganzen Tag lang ignoriert habe. Oder wann immer ich dir deinen Nachtisch geklaut habe).
Wenn du diesen Brief liest, dann hast du vielleicht schon meinen Platz eingenommen und bist nun an meiner Stelle die zweite in der Thronfolge.
Hab kein schlechtes Gewissen deshalb, ich will und wollte niemals König werden. Das ist Phillips Job.
Wir beide -du und ich- wir haben das Glück unsere eigenen Entscheidungen zu treffen und wir selbst sein zu können.
Also nutz diese Chance.
Und wenn ich es nicht mehr kann, dann nutze meine bitte auch.
Du bist du, Charlie. Und niemand auf dieser Welt sollte dir vorschreiben wer du zu sein hast.
Denk dran, ja?

Ich habe dich lieb,
Tommy

PS: Wie oft soll ich dir eigentlich noch sagen, dass du aufhören sollst zu weinen? Dass steht dir nicht.

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