[03] - BUNKER

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Das Letzte was Jimin spürte, war ein dumpfer Schlag gegen seinen Hinterkopf . Das Letzte was er sah, war Danbi, die ihn erschrocken anstarrte. Das Letzte was er dachte, war: "Was zur Hölle passiert hier?". Dann verlor er das Bewusstsein.

– — –

JIMIN WACHTE AUF,
ALS ETWAS kaltes, nasses auf seine Stirn gelegt wurde und kurz darauf eine Flüssigkeit seine Wange entlang lief. Er fuhr erschrocken hoch, dabei viel das nasse Ding – es war ein Lappen, der seine Stirn kühlen sollte – auf den Boden.
Neben sich erkannte er die Umrisse von Danbi, doch es dauerte eine Weile, bis seine Augen seine Umgebung vollends scharf wahrnehmen konnten.

Er lag auf einem Sofa in einem ihm fremden Raum.

Durch die großen Glastüren, welche den Raum mit einem weiteren verbanden, sah er eine Küchenzeile, einen Tisch und vier Stühle. Was ihm sofort auffiel, war die Tatsache, dass der Einrichtungsstil eine seltsame Mischung aus seinem Zimmer und dem seiner Schwester war. Die Farben passten nicht zusammen, doch die Intention war deutlich zu erkennen.
„J-jimin? Geht es dir gut?" Danbi hatte sich neben ihn gehockt und sah besorgt drein.
So einen erwachsenen Eindruck hatte sie noch nie auf Jimin gemacht, was ihn etwas erschreckte.
„Ja, alles in Ordnung, mach dir keine Sorgen", sanft strich er über ihren Kopf und lächelte, „Wo ist Papa?" Sie zuckte unwissend die Schultern, stand aber entschlossen auf und reichte Jimin eine Hand.
„Ich muss dir etwas zeigen." Mit diesen Worten zog sie Jimin auf die Beine und lief, mit ihm im Schlepptau, durch die Glastür, direkt in den Raum, der einer Küche glich. Der ihrer Küche glich.
„Papa hat das hier her gelegt und gesagt, ich solle es dir zeigen, wenn du aufwachst", murmelte die Elfjährige leise, eindeutig überfordert von der Situation. Sie schien müde und ihre gekrümmten Augenbrauen verrieten ihr Misstrauen.
In Gedanken verfluchte Jimin seinen Vater, doch vor Danbis Augen nahm er nur einen der vielen Zettel zur Hand, die auf dem Tisch ausgebreitet lagen. Sie waren nummeriert, weshalb er den mit der 0 ergriffen hatte. Er faltete das Papier auseinander und warf dann seiner Schwester einen prüfenden Blick zu. Sie nickte bestätigend und sah Jimin dann erwartungsvoll an. Ihr Blick verriet, dass sie tatsächlich noch keinen der Zettel angerührt hatte und nun in etwa genauso gespannt auf ihren Inhalt war, wie Jimin.

Jimin, Danbi.
Alles was in den letzten Stunden oder Minuten passiert ist, muss sehr verwirrend für euch gewesen sein. Ich vermute, es hat euch auch wütend gemacht, oder zumindest dich, Jimin. Du hast jedes Recht, wütend zu sein und es würde mir nicht im Traum einfallen, dir dieses Gefühl auszureden. Es tut mir wahnsinnig leid, dass ihr nun mit in eine Sache reingezogen werdet, für die ihr nichts könnt und von der ihr keine Ahnung habt. Es ist meine Schuld, die Schuld meines Jobs. Ich bitte euch, euch erst einmal mit diesem Brief auseinander zu setzen, bis ihr eure Fassung wiedererlangt habt. Ihre Inhalte werden snst zu verwirrend und überfordernd sein, was weder euch noch mir helfen würde. Nun aber erst einmal zu eurer jetzigen Situation.

Ihr befindet euch in einem Bunker, zwanzig Meter unter der Erde. Zu euer eigenen Sicherheit gibt es keine Fenster, allerdings einige Projektoren, die ihre Illusion erzeugen können, wenn ihr das Verlangen nach einem Blick nach draußen verspürt. Generell werden ihr in den Räumlichkeiten des Bunkers viel euch noch unbekannte Technik finden. Diese ist teilweise noch gesperrt und wird erst in den nächsten Tagen, Monaten oder Jahren nutzbar werden, doch jedes einzelne Produkt ist mit Anleitung zu finden. Ihr werdet hier nichts begegnen, das ihr euch nicht erklären könnt.
Seht euch ausgiebig um, lernt die Umgebung kennen. Nicht nur alle technischen Geräte, sondern auch alle Räume und weitere Kleinigkeiten sind beschriftet. Es gibt vielseitige Möglichkeiten zur Bildung, zu Beschäftigung und zur Bewegung. Wenn ihr euch erstmal auskennt, wird es sich von einem normalen Alltag kaum noch unterscheiden.
Okay, das ist vermutlich Wunschdenken. Natürlich wird es sich anders anfühlen. Alles wird sich anders anfühlen. Aber es geht leider nicht anders.

Meine Lieben, ich hätte mir einen anderes Ausgang der Sitation nicht mehr wüschen können, doch nun ist sie unabänderlich. Versucht erst einmal, euch mit der neuen Lage vertraut zu machen, bevor ihr versucht, sie zu verstehen. Bevor ihr es versucht: Die Tür nach draußen ist abgeschlossen und das wird sie bis in die unbekannte Zukunft auch bleiben.

Ich hab euch wahnsinnig lieb und vertraue, dass ihr die richtigen Entscheidungen treffen werdet.

- Donghyuk, 22/08/32, Busan

Jimin schluckte, nicht fassen könnend, was er da gerade gelesen hatte. Danbi sah ihm erwartungsvoll entgegen, wollte wohl, dass er vorlas.
Doch Jimin schüttelte nur den Kopf und zerknüllte das Papier wortlos.
„Hey, bist du wahnsinnig?! Was stand da?", rief Danbi aufgebracht und versuchte vergebens, Jimin das Knäuel aus den Händen zu reißen. Er verstand ihre Wut, schließlich hatte sie extra auf ihn gewartet, doch er musste sich nun erst einmal zusammenreißen, um nicht völlig auszurasten.
„Du kannst dir nicht vorstellen, wie sauer ich auf diesen Mann bin. Verdammt, er hat sich Jahre lang einen Dreck um uns geschert und jetzt... Jetzt will er, dass wir so eine Scheiß einfach so mitmachen. Wo ist der Ausgang?", polterte er sauer, woraufhin Danbi nur eingeschüchtert in Richtung Glastür und damit in den schmalen Raum - Gang - zeigte, in dem Jimin zuvor aufgewacht war. In die entgegengesetzte Richtung führte er, an weiteren Glastüren entlang, zu einer unscheinbaren Treppe, die wohl zu dem Tor führte, welches Jimin zuvor vom Auto aus gesehen hatte. Entschlossen streckte er Danbi seine Hand entgegen, welche diese nur zögerlich ergriff.
„Wir verschwinden hier, das kann der alte Scheißkerl ja nicht ernst meinen!"

FOURTH OF JULY - SUFJAN STEVENS

𝙋𝙐𝙍𝙋𝙇𝙀 𝙍𝘼𝙄𝙉 ʲⁱᵏᵒᵒᵏWo Geschichten leben. Entdecke jetzt