[06] - THERE IS SO MUCH MORE

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YEAR THREE

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YEAR THREE

JEDER TAG NAHM
SEINEN LAUF, schleppend, langweilig, gewöhnlich.
Früh am Morgen, genau 07:00 Uhr, klingelte Jimins Wecker, zwei Stunden darauf Danbis.
Für ihn bedeutete das, aufstehen, umziehen, Kleidung in den Wäschekorb werfen, in der Küche etwas essen und Tabletten nehmen, Danbi die heutige Playlist von Lernvideos schicken, ebenso die Hausaufgaben und dann nach unten gehen und versuchen, die letzten Geheimnisse der Anlage zu knacken.
Noch immer hatte er es nicht geschafft, mit den anderen Bunkern in Kontakt zu treten, aber er blieb fest davon überzeugt, es sei möglich.
Danbi hingegen, führte ein viel unspektakuläreres Leben.
Im Gegensatz zu ihrem Bruder, der sich mit Fünfzehn notdürftig alles Nötige der Real- sowie Abitur-Prüfungen beigebracht hatte, lernte sie jeden Tag fünf Stunden lang.
Jimin hatte ihr einen Stundenplan zusammen gefasst, nach dem sie sich seit der Ankunft im Bunker richtete.
Die Spielsachen in ihrem Zimmer hatte sie in eine ungenutzte Kammer verbannt, da diese sie mit vierzehn Jahren nicht mehr reizten, wie sie das früher getan hatten.
Ihr Vater hatte wohl nicht bedacht, dass seine Kinder auch unter der Erde altern würden, weshalb die Auswahl an Puppen und Stofftieren deutlich größer war, als die an Playstation-Spielen.

Danbi hatte in diesen drei Jahren vermutlich mehr Bücher gelesen, als viele Kinder in ihrem ganzen Leben – doch was sollte sie auch anderes tun?
Sie hatte schlichtweg keine Möglichkeit, ein Hobby oder so etwas zu beginnen.
Die Beziehung zu ihrem Bruder, welche immer so Wohl wollend und liebevoll gewesen war, hatte unter dem Druck, die gesamte Situation zu verstehen und zu überleben, sehr gelitten.
Die beiden sprachen kaum ein Wort, sahen sich nur am Abend, wenn sie zusammen aßen und gingen mit der Zeit immer kälter miteinander um.
Nichts schien dem Alltag der Beiden eine Chance auf Abwechslung zu geben.
Danbis Zimmer war übersät mit Zeichnungen von Himmel, Erde, Häusern und Pflanzen. Sie hatte Angst. Angst zu vergessen.
Wenn sie gerade nicht lernte, zeichnete sie, oder hockte vor dem Tor, hinter welchem sich ihre heiß ersehnte Freiheit verbarg.
Es zu öffnen, versuchte sie nicht. Sie kannte das Geräusch, welches signalisierte, dass sie keine Macht über das Schloss hatte, nur zu gut.
Nur Jimin wusste, dass, wenn sie es versucht hätte, das Tor aufgegangen wäre.
Und er plante bereits, nach draußen zu gehen. Irgendwann.
Bald war die Hälfte ihrer Vorräte aufgebraucht und spätestens wenn nicht mehr übrig war, waren sie gezwungen, den Bunker zu verlassen.
Jimin hegte leichte Panik, wenn er an diesen Tag dachte.
Denn er würde kommen, dies war unverweigerlich.
Am liebsten hätte er Danbi alles erklärt, was er bis jetzt wusste.
Doch dies war – so großzügig man es auch betrachten wollte – nicht viel.
Er wusste, dass es andere Bunker gab, allerdings nicht, ob diese bewohnt waren, oder nicht. Er wusste, dass sich ein Virus im Regen befand und ihr Vater gegen dieses vorging.
Aber woher es kam und was genau Donghyuk damit zu schaffen hatte, wusste Jimin nicht.
Er wusste nicht, wie sie weiterhin überleben sollten, wenn ihre Vorräte aufgebraucht waren. Er wusste nicht, ob Danbi überhaupt weiter leben wollte.
Er fühlte sich einfach Machtlos – und das hasste er, mehr als alles andere.

Ich muss einen Weg finden, die exakten Koordinaten der anderen Bunker ausfindig zu machen. Wenn es dort kein Essen gibt, sterben wir.

– Jimin, 26/04/35

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