[12] - LEAVING BEHIND

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JM

FÜR EINEN KURZEN MOMENT
STANDEN ALLE RATLOS da. Ich brauchte nur eine Sekunde um mir meine Worte zurecht zu legen und mit dem sprechen zu beginnen, ohne von einem Zähneklappern begleitet zu werden.
„Ich kenne die Karte auswendig", stieß ich schließlich hervor, verkrampft in die Dunkelheit starrend.
Wie ich es schaffte, normal mit diesen Männern zu sprechen, ohne in blanke Panik zu verfallen, war mir ein Rätsel, doch selbst meine Atmung befand sich in einem Maß, welches man als normal bis leicht gestresst erahnen konnte.
„Verarsch uns nicht", knurrte mir jemand entgegen, vermutlich der Kerl mit der Augenklappe.
In diesem Moment sprang mein Notstromaggregat an, welches ich vor ungefähr einem Jahr installiert hatte, um für einen solchen Fall vorzubeugen.
„Tue ich nicht. Ich weiß genau wo sich mindestens drei weitere Bunker befinden und den ersten könnten wir noch heute erreichen." Sieben ungläubige Augenpaare waren auf mich gerichtet, darunter auch Danbis, die meine Fassung vermutlich nicht glauben konnte.
Meine Hände zitterten und begannen eiskalt zu schwitzen, während sich die Männer kritisch ansahen und ihre Blicke dann wieder auf mir ruhen ließen.
Keiner von ihnen schien etwas sagen zu wollen, gleichzeitig schienen sie auf etwas zu warten.
Wohl auf ihren Anführer, der gleich darauf auch zu sprechen begann.
„Du bist 'n kleiner Hurensohn und wenn du lügst schenke ich dir eine meiner Kugeln." Seine Worte waren wie ein Schnitt durch die Kehle und ließen mich zusammen zucken. Durch meinen Schreck grinste er leicht und verschränkte die Arme vor der Brust.
„Na los, ich hab nicht den ganzen Tag Zeit. Hol deine Sachen und tanz dann beim Ausgang an." Sofort wollte ich losrennen, doch schon stellte mir einer von denen ein Bein und ich landete unsanft auf dem Boden, was für einige Lacher sorgte.
„Aber sei nicht zu eifrig", raunte mir Jungkook ins Ohr, wohl über mich gebeugt und zog mich dann ohne Mühe wieder auf die Beine.
Ich fühlte mich gedemütigt und das zurecht, doch ich straffte meine Schultern und stieg die Treppe nach oben, ohne mich nochmal umzudrehen.

Als ich meine Zimmertür hinter mir schloss, wurden meine Lippen plötzlich trocken.
Ich spürte wie meine Tränendrüsen arbeiteten und meine Beine drohten einzuknicken.
Wie von allein schlug ich meine Hand vor meinen Mund, damit niemand die Schluchzer hörte, welche ihn nun verließen.
Weinen aus blanker Verzweiflung, das war mir noch nie passiert und ich wusste sofort, dass ich dieses Gefühl hasste.
Mit verschwommener Sicht und auch nur halb stehend versuchte ich, einige meiner Habseligkeiten, welche sich beinahe ausschließlich auf Kleidung beschränkten, in einen Rucksack zu stopfen, von dem ich nie erwartet hatte, ihn nochmal zu brauchen.
Als ich fertig war und das Ding bis zum Rand gefüllt, fiel ich erschöpft auf den Boden und starrte einfach nur noch an die Decke.
Wie hatte das Leben hier drin so schlagartig ein Ende nehmen können?
Wieso hatte ich nicht besser auf alles geachtet?
Wieso war ich in der Nacht raus geschlichen?
Ich bereute alles, doch bevor ich in meinen Tränen aus Selbstmitleid ertrinken konnte, wurde die Tür geöffnet.
So schnell wie möglich wischte ich mir die Tränen von den Augen und versuchte mich unbeholfen aufzurichten.
„Junge du heulst nicht ernsthaft", stöhnte eine Stimme hinter mir. Ich erwiderte nichts, starrte stur auf den Boden.
Der Fremde, seine Stimme war unglaublich tief, beugte sich plötzlich nach unten und hockte sich schließlich hinter mich.
„Entspann dich, die sind nicht so schlimm wie sie wirken. Wenn du ihr erstmal 'ne Weile bei uns seid, gewöhnt ihr euch dran." Unsicher drehte ich dem Fremden meinen Kopf zu, und erblickte den Braunhaarigen, welcher mir erst ermöglicht hatte, meine 'Zelle' zu verlassen.
Er war immernoch unfähig irgendeine Art von Autorität auszustrahlen und doch wirkte er in diesem Moment sehr erwachsen.
Sanft, beinahe wohlwollend strich er mir kurz über den Rücken, bevor er sich wieder aufrichtete.
Die Tür wurde erneut geöffnet und Augenklappe kam herein.
Er verhielt sich vollkommen anders, sah mich intrigant an, warf dann dem Braunhaarigen einen vielsagenden Blick zu und ging wieder.
„Ich bin übrigens Taehyung", stellte er sich vor, als der andere außer Reichweite war.
„Die müssen alle wie totale Monster auf dich wirken, aber auch sie wollen nur überleben. Der Grießgram von eben heißt Yoongi. Den kennt keiner so wirklich, er ist einfach da und tut seine Arbeit. Jungkook dürftest du bereits zur Genüge kennengelernt haben, er ist sozusagen unser Anführer, wenn mans so nennen kann. Der Typ den du zuerst aus nächster Nähe betrachten durftest war Namjoon. Er ist deutlich weniger angsteinflößend als er Vielelicht gewirkt hat. Den Rest wirst du noch früh genug treffen." Wieso er mir all das offenbarte wusste ich nicht, aber es tat gut, da ich mir somit selbst einreden konnte, die Zeit würde vielleicht doch nicht so schlimm.
„Ich bin Jimin, meine Schwester heißt Danbi." Er lächelte leicht, sah mich wie einen besonders fragilen Gegenstand an. Vermutlich musste ich gerade den Ausdruck "Häuflein Elend" perfekt verkörpern.
„Na komm. Pack dein Zeug fertig und dann gehen wir vor."
Ich schloss den Rucksack und richtete mich langsam auf.
„Ich hab schon alles." Er schaute kurz ungläubig drein, realisierte dann aber wohl, dass ich hier logischerweise nicht viel haben konnte, was mir etwas bedeutete.
Wortlos öffnete er die Tür und ließ mir den Vortritt.
Danbi stand bereits im Flur vor der Treppe zum Tor nach draußen, ängstlich auf den Boden blickend.
Augenklappe... Yoongi hielt sie am Arm fest, sonst wäre sie vermutlich schon lang zu mir gerannt.
„Alle fertig?" Jungkook.
Mein Herz setzte wieder einen Schlag lang aus, doch viel Zeit um mich zu sammeln gab er mir nicht.
Ruckartig drückte Taehyung mich nach vorn, die Treppe nach oben.
Er ließ mich ebenfalls nicht noch einmal tief durchatmen oder sonstiges, bevor ich gezwungen war, nach draußen zu treten.
„Chill, du musst uns nur koordinieren, dann überlebst du", flüsterte Taehyung mir noch zu, bevor Jungkook sich vor mir aufbaute.
„Na los, wohin?" Kurz sah ich ihn nur verwirrt hat, nicht wissend, was er meinte.
Natürlich, den anderen Bunker.
Es brauchte nur wenige Sekunden bis ich meine Gedanken sortiert und ihm eine Richtung genannt hatte, die dann sofort alle einschlugen.
Ich ließ mich unauffällig etwas nach hinten fallen und schlug neben Danbi auf.
„Alles wird gut, mach dir keine Sorgen." Sie nickte nur, den Blick nach unten gerichtet.
Ich wusste, wie sehr sie gerade versuchte ihre Tränen zu unterdrücken.
Yoongi neben ihr schien das nicht aufzufallen, aber was sollte man von einem dermaßen sozialen Krüppel auch an Emphatie erwarten.
„Ich hol uns hier raus."

FRIENDS — CHASE ATLANTICS

𝙋𝙐𝙍𝙋𝙇𝙀 𝙍𝘼𝙄𝙉 ʲⁱᵏᵒᵒᵏWhere stories live. Discover now