Kapitel 8: Der Tag

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Ich wachte durch Geschrei auf. Verschlafen stolperte ich aus dem Zelt und was ich sah ließ mein Herz stillstehen. Eine ganze Jägertruppe schien das Lager zu überfallen. Es war noch so früh morgens, dass man fast nichts erkennen konnte, trotzdem sah es so aus, als würden wir verlieren. Schnell lief ich zurück und weckte James. ,,Jäger! Im Lager! Wir müssen weg! Los, steh auf!'', rief ich und schüttelte ihn dabei.,,Wa..was?'', fragte er verschlafen. ,,Jäger.'', rief ich jetzt wieder, während ich ein paar Sachen einpackte. Endlich verstand er und als er dann aufsprang, fragte er:,, Wo hin? Eingang?'',,blockiert! Anderer Ausgang. Komm!'' Wir verwandelten uns zu Wölfen und rannten zum Ausgang. Draußen tobte ein Schneesturm und ich verlor James aus den Augen. Ich beschleunigte auf höchst Geschwindigkeit und meine Pfoten flogen nur so über den Boden. Ich sprang über Steine, kleine Bäche und Sträucher. Ich achtete nicht mal darauf wohin ich rannte oder auf den Schnee, der mir ins Gesicht peitschte. Ich rannte einfach weiter, mit der Hoffnung, dass die Jäger mich nicht verfolgten, obwohl ich fast umkippte vor Erschöpfung. Als ich einmal nicht hoch genug sprang, stolperte ich, überschlug mich und blieb dann ohne Kraft liegen. Ich wusste, dass, wenn ich mich jetzt nicht irgendwo unterstellte, ich vom Schnee begraben werden würde. ich entdeckte eine kleine Höhle, die gut versteckt in einem kleinem Hügel lag. Mit letzter Kraft schleppte ich mich dorthin und schlief, unter dem Tosen des Schneesturms, ein.

Als ich das nächste mal erwachte, schmerzten meine Pfoten. Ich dachte sofort an James. Der Schneesturm hatte aufgehört und nach dem Stand der Sonne war es Nachmittags. Ich wusste nicht wo ich war und so lief ich langsam los. Ich war zwar immer noch erschöpft aber ein langsamer Lauf ging. Nach einiger Zeit kam ich zu einer Vertiefung im Schnee, die ich als Straße erkannte. Der Schnee stand hoch und so war die Chance, dass ich entdeckt werden würde, sehr niedrig. Ich lief an der Straße entlang, bis ich zu einem kleinem Dorf kam. Ich hatte nicht genug Kraft, mich in einen Menschen zurück zu verwandeln und so schlich ich mich in das Dorf hinein. Mia gab mir noch den Tipp, meine Spuren zu verwischen, was ich auch macht. Als ich durch das Dorf lief, bemerkte ich, dass es still war. Ich kroch zu einem der Häuser und schaute durch ein Fenster. Drinnen war niemand, nur der Kamin schien noch zu brennen. Ich beschloss zum größten Gebäude zu laufen, da ich meinte, von dort Stimmen hören zu können. Tatsächlich hörte ich Stimmen, als ich am Gebäude ankam. Das Fenster stand offen und ich riskierte einen Blick. Jedoch riss ich meinen Kopf sofort wieder runter, weil in dem ganzen Raum Jäger waren. Ich wartete noch kurz, aber scheinbar hatte mich niemand gesehen. Ich zuckte zusammen als eine Stimme laut rief:,,Ruhe bitte!'' Sofort verstummten alle anderen Gespräche und, wie ich vermutete, der Anführer fing an zu sprechen. ,,Ihr habt heute alle super gekämpft und viele unserer Feinde sind gefallen. Viele wurden gefangen genommen aber ein paar sind entkommen. Diese und andere Einzelgänger müssen wir einfangen oder töten. Aber fürs erste dürft ihr euch ausruhen. Morgen bringen wir dann unsere Gefangenen auf den Markt. So ein Wolf kann durchaus nützlich sein.'' Daraufhin ertönte Gelächter. Ich jedoch wurde einfach nur wütend. Werwölfe als Haustiere halten? Das ging einfach gar nicht! Allerdings musste ich auch sofort an James denken. Die Chance, dass er nur gefangen genommen wurde, war sehr klein. Ich riskierte nochmal einen kurzen Blick nach drinnen und so wie es aussah, bemerkte mich niemand. Mein Blick wanderte zu dem Typen, der anscheinend gerade gesprochen hatte. Mir blieb die Luft weg, als ich sah wer neben ihm stand. Da stand meine ehemalige Lehrerin! Und neben ihr ein Mann, den ich noch nie gesehen hatte. Der Anführer fing gerade an, wieder zu sprechen. ,,Allerdings wäre das alles nicht möglich gewesen ohne Nera und Leo. Nera entdeckte, dass in ihrer Klasse 2 Werwölfe waren. Daraufhin informierte sie Leo, der diesen beiden hinterher schlich und mir dann di genaue Position des Lagers beschrieb. Erst so konnten wir diese lästigen Werwölfe aus dem Weg schaffen." Es ertönte Applaus. Am liebsten wäre ich einfach in den Raum gesprungen und hätte Nera und Leo verletzt, allerdings war mir klar, dass die Jäger mich dann schnappen würden. Nera trat jetzt einen Schritt vor und sagte:,,Ihr wundert euch vermutlich, warum ihr denn grau-braunen Wolf verschonen solltet. Nun, er ist der Mate einer weißen Wölfin, die eine sehr große Willensstärke hat. Außerdem will ich beiden noch die Wahrheit über alles sagen, bevor ich sie töte. Wenn ihr also einen weißen Wolf mit einer leicht grauen Vorderpfote seht, dann betäubt sie und bringt sie zu dem anderen Wolf. Aber jetzt, ruht euch aus und geht zu euren Häusern zurück. Ich nehme an, dass Leyla erst in ein ein bis zwei Tagen angreift, wir haben also noch genug Zeit. Gute Nacht!" Ich grinste in mich rein. So früh rechneten sie also nicht mit mir. Ich musste noch diese Nacht zu schlagen. In Gedanken versunken bemerkte ich nicht, wie die Tür geöffnet wurde und die Jäger hinausströmten. Ich duckte mich und senkte meinen Kopf, damit man meine blauen Augen nicht sah. Erst als alle Schritte verklungen waren, hebte ich meinen Kopf und schaute mich um. In allen Häusern außer zweien brannte Licht. Ich schlich zu den Häusern ohne Licht, die zum Glück außen standen. Als ich ankam bemerkte ich, dass die Tür offen stand. Die Deppen hatten vergessen die Tür abzuschließen. Also ging ich in das erste Haus hinein, blieb stehen und ließ meine Augen sich an die Dunkelheit gewöhnen. als ich dann endlich was sah, war ich geschockt. Mehrere dutzende Werwölfe lagen entweder betäubt oder Tod auf dem Boden. Ich lief sofort zu ihnen hin und merkte, dass sie alle nur schliefen. ich probierte ein paar zu wecken, jedoch waren sie noch betäubt. Ich probierte es bei allen, jedoch konnte ich nur den letzten aufwecken. Er hob erschöpft den Kopf und blickte mir in die Augen. ,,Leyla? Bist du das?", flüsterte der Wolf und mit erschrecken musste ich feststellen, dass es mein Vater war. ,,Vater! Alles in Ordnung?", fragte ich ihn mit leiser Stimme. Er lachte müde. ,,Bis auf die Tatsache, dass ich betäubt und an einen anderen Ort verschleppt wurde eigentlich schon. Wieso bist du hier?" ,,ich wollte James finden. Dann bin ich auf diesen Ort gestoßen und habe mit angehört, dass die meistens getötet wurden. Die gefangenen Wölfe sollen morgen auf dem Markt verkauft werden." Mein Vater knurrte. ,,Sinnlos! Aber schlau.", dann blickte er mich wieder an. ,,Du musst hier weg, Leyla! Rette dich und probier den Alpha zu finden. Er hat noch eine Nachricht für dich.",,Was? nein! Ich kann dich doch nicht zurücklassen!",,Ich komm schon zurecht. Sobald ich verkauft wurde, schleime ich mich bei meinen neuen Leuten ein und flieh dann in der Nacht. Es wird schon gut gehen. Vertrau mir." Ich wollte immer noch nicht gehen, aber etwas in mir wusste, dass er recht hatte. Ich musste ihn zurücklassen und James finden. ,,Na gut. Ich geh jetzt erst mal James finden.",,Mach das. Ich werde dich wiederfinden!" Damit senkte er den Kopf und legte sich wieder hin. Neben ihm lag meine Mutter, die noch tief und fest schlief. ich verließ das Gebäude. Draußen dämmerte es und ich schlich schnell ins andere Gebäude. In ihm waren die Wölfe wach und angekettet. Einer meiner Mitglieder beschwerte sich gerade bei einem anderen. ,,Du musstest ja unbedingt kämpfen! Jetzt ist mehr als die Hälfte von uns tot und die anderen sind angekettet. Hättest du auf mich gehört, wären wir jetzt alle frei!" Ich war erstaunt, als unser Alpha antwortete. ,,Ist gut. Es war dumm von mir, ja. Aber ein paar sind entkommen. Sie werden zurecht kommen und uns vielleicht sogar befreien.",,Jaja, als ob jemand noch kommt! Die denken doch nur an ihr eigenes Überleben." Erst als ich noch ein paar Schritte weiter in den Raum ging, bemerkten sie mich. ,,Leyla! Du bist hier!", sagte der Alpha überrascht. ,,ja ich bin gekommen. Eigentlich wollte ich nur James finden, aber jetzt auch egal. Ich hab gerade eben noch mit meinem Vater geredet und der meinte, du hättest noch eine Nachricht für mich." ,,ja. Hör zu: Die Jäger haben die Menschheit angelogen. Werwölfe haben nie etwas schlechtes getan. Das war eine Lüge, weil einer gewissen Vlera die Liebe von einem Werwolf weggenommen wurde. Seitdem hasst sie uns und probiert uns zu töten." ich riss erschrocken die Augen auf. Alles war ein Lüge! ,,Du musst zu dem Tempel gehen.Unterbewusst weißt du wo er ist, weil du von.. Ihr abstammst. Sie wird dich hinführen. Jetzt nimm James und geh! Bevor es zu spät ist.",,Wer ist sie? Und wo ist James?Und was für ein Tempel?" Ich war durch und durch verwirrt. ,,James wird in dem großen Gebäude festgehalten. Er ist nur mit Seilen befestigt, damit du siegessicher wirst. Das kannst du zu deinem Vorteil nutzen. Jetzt geh. Und möge das Glück des Rudels mit dir sein." Ich konnte nur stumm nicken. dann lief ich hinaus und zum großen Gebäude. Es war mittlerweile komplett dunkel, deswegen war es so gut wie unmöglich, mich noch zu sehen. Ich schlich zu einem der Fenster und schaute hindurch. Es schien niemand drinnen zu sein, nur vom Keller schien noch Licht zu kommen. Dort müssten sie James festhalten! Zum Glück war das Fenster offen, so konnte ich einfach hinein kommen. Geduckt lief ich zu der Treppe und spähte runter. James hing an einfachen Seilen mit dem Kopf nach oben. Ich schaute mich noch schnell um, um sicher zu gehen, dass niemand da war. Dann sprang ich die Treppe runter und biss die Seile durch. ,,Leyla!", rief James erschrocken. Ich biss noch das letzte Seil durch, dann sagte ich:,,Na los. Komm! Wir müssen weg hier, bevor jemand bemerkt, dass ich hier bin." James schien sehr verwirrt, folgte mir aber durch das Fenster nach draußen. James war schneller als ich, deswegen rannte er als erstes aus dem Dorf raus. Ich war von meinem lauf noch erschöpft, deswegen war ich langsamer. Hinter mir schrie eine Stimme: ,,JAMES IST WEG!" Sofort liefen mehrere Jäger aus ihren Häusern raus und rannten zum Gebäude. ich kauerte mich in den Schnee, um nicht aufzufallen. Ich hörte nur wie Leute hin und her liefen.  Einer trat direkt neben mich und schaute sich wahrscheinlich um. Mein Herz raste und ich zitterte. Ich hielt meinen Kopf gesenkt und konnte so nicht sehen, wohin er schaute. Dann lief er wieder weg. Sofort entspannte ich mich. Ich riskierte alles, indem ich meinen Kopf hob und mich kurz umschaute. Niemand blickte in meine Richtung, deswegen sprintete ich so leise wie möglich durch den Ausgang in den nahegelegenen Wald. James wartete schon auf mich. ,,das war knapp!", meinte ich. Mein Mate nickte nur stumm, dann liefen wir los. Ich wusste nicht genau, wie lange wie liefen, nach einer gewissen Zeit jedoch sagte ich:,, Ich brauch eine Pause!" Meine Pfoten und Muskeln schmerzten. Mir war kalt von dem ganzen Schnee und ich war müde. James führte mich zu einer kleinen, schneegeschützten Höhle, in die ich mich auch direkt fielen ließ. Er kuschelte sich noch an mich und wärmte mich. Dann schlief ich ein.



Die letzten WerwölfeWhere stories live. Discover now