Kapitel 13: 4 Tage danach

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Ich lief eine ganze Weile in der Dunkelheit vorwärts. Ich hatte mittlerweile meine Augen geschlossen um besser meine anderen Sinne zu benutzen. Ich hörte ob eventuelle Gefahren näher kamen, ich fühlte nach Luftströmen, die einen Abstieg oder einen Anstieg bedeuten könnten und ich richte nach giftigen Gasen. Mia antwortete mir immer noch nicht, was hieß, dass ich auf mich alleine gestellt war. Plötzlich schien vor mir ein helles Licht zu sein. Ich öffnete die Augen und musste blinzeln um durch das helle Licht sehen zu können. Ich stand auf einer Lichtung, mitten im Wald. Mehrere Meter vor mir kämpfte James mit mehreren Jägern. Er war deutlich in der Unterzahl und ich wollte gerade zu ihm stürzen, als ich bemerkte, dass James Schulter heil war. Das konnte aber nicht sein. Wunden die mit Silber verursacht wurden, heilten wie reguläre Wunden. Also zögerte ich und blieb stehen. James Augen erblickten mich und er rief verzweifelt:,,Hilf mir Leyla! Es sind zu viele. Hilf mir!" Irgendetwas an seiner Stimme war anders. Es war ein Unterton in der Stimme, der fast... gierig klang. Deswegen zögerte ich und rief dann:,,Was ist mit deiner Wunde?",,Welche Wunde meinst du? Du sollst mir helfen und nicht sinnlose Fragen stellen." Jetzt klang es schon fast, als würde er mir befehlen zu helfen. Nein, das dort war bestimmt nicht James. ,,Du bist nicht James. Tut mir leid." Ich schloss meine Augen, als einer der Jäger sein Messer hob. Aber statt eines Schreis, hörte ich Applaus. Als ich wieder die Augen öffnete stand ich in einem großen Raum, der wie ein Wohnzimmer aussah. Vor mir stand eine Frau, die eine königlich, sanfte und freundliche Mine hatte. Sie trug ein weiß-blaues Samtkleid mit einer Krone, die einen Mond aufzeigte. ,,Ihr seid die Mondgöttin.",sagte ich. Es kam mir einfach richtig vor. ,,Durchaus. Und du, mein Kind, bist Leyla.", ihre Stimme war freundlich und ich erkannte sie von der Stimme in meiner Vision. ,,Woher wisst ihr eigentlich meinen Namen?",,Nun, ich muss doch wohl meine eigene Familie kennen.",,Fa...milie?"Ich war verwirrt. ,,Ja. Deine Mutter hat dir vermutlich nie gesagt, wer deine Großmutter ist, oder?",,Nein, nein. Das hat sie wirklich nie. Aber ihr wollt doch damit nicht sagen, dass ihr...?" In meinem Kopf formte sich eine Theorie, die ich nicht glauben wollte. ,,Doch. Ich bin die Mutter deiner Mutter. Und damit deine Großmutter." Sie lächelte mich an und ich musste an die Worte meines Alphas denken der gemeint hatte, dass ich von ihr abstamme und das sie mich leiten würde. ,,Nun, ich nehme an du bist wegen der eigentlichen Kraft in diesen Tempel gekommen, oder?",,Eigentlich ja, aber.." Ich wurde durch ein lautes Klingeln unterbrochen. ,,Was war das?",fragte ich. ,,Jemand hat den Tempel betreten. Anscheinend sind es zwei Jäger." Sofort musste ich an James, Luna und Marie denken. Was war passiert? ,,Geht es meinen Freunden gut?",fragte ich. ,,Ja.", sagte sie ohne zu zögern. ,,Noch geht es ihnen gut, bis auf die Wunde von James, aber die kennst du ja schon. Übrigens schaffen es die meisten nicht, durch ihre Vision zu kommen. Du hast eine gute Erinnerung.",,Danke. Wirst du den Jägern auch eine Vision schicken?",,Nicht ich schicke die Visionen. Sie selbst tun es. Es ist ihre größte Angst. So kann man auch einfach rausfinden auf welcher Seite die Leute stehen. Was jedoch die Kraft, die Frieden oder Zerstörung bedeuten kann, angeht, kann und darf ich dir nicht weiterhelfen. Die musst du dir selber holen." Ich nickte. Ich hatte mir schon gedacht, dass es nicht so einfach sein würde. Auf einmal runzelte die Mondgöttin ihre Stirn. ,,Was ist passiert? Kannst du mir doch helfen?",,nein.. das ist seltsam. Beides sind Jäger, jedoch haben sie unterschiedliche Visionen. Der eine sieht, dass die Werwölfe alle Jäger töten und der andere sieht, wie Jäger alle Werwölfe töten. Sie scheinen auf unterschiedlichen Seiten zu stehen, was irgendwie... seltsam ist.",,Egal. Wohin muss ich um die Kraft zu bekommen?", fragte ich. Wenn Jäger den Tempel betreten hatten und sie durch die Vision kamen, war es ein Zeitspiel, die Kraft zu finden. Ohne eine Wort teleportierte sie mich zurück in die Dunkelheit. Ich lief los und nach einer Zeit sah ich was und merkte, dass ich mich mitten in einem riesigen Labyrinth befand. Ich schien am Rand zu sein, was aber schwierig zu sagen war, da ich nicht alles sah. Ich lief eine Weile irrend im Labyrinth rum, bis ich Stimmen hörte. Ich versteckte mich schnell und hörte nur zu. ,,Ich hoffe wir finden alles bald. Dann ist es vorbei." Ich erkannte die Stimme nicht. Der andere antwortete: ,,Ja, endlich." ich hatte den Eindruck, dass er nicht wirklich überzeugt klang. ,,Der Werwolf hatte aber einen bedächtigen Vorsprung.",,Also bitte. Als ob der durch den ersten Test gekommen ist.",,Es ist eine Sie.", murmelte der eine jetzt wieder, so leise, dass ich es nur durch mein Wolfsgehör hören konnte. Sie gingen an mir vorbei und ich lief in die entgegengesetzte Richtung. Nach einer Weile merkte ich, dass ich in der Nähe war. Ich spürte die Kraft des Gegenstands. Als ich dann in der Mitte des Labyrinths ankam, sah ich voller Entsetzten wie die beiden Jäger schon da waren. ,,Endlich! Sie werden alle sterben. Alle!" Er stand vor einem Altar, auf dem 'Leben' und 'Tod' stand. Er sah mich nicht, aber der andere, der relativ klein war. Aber anstatt den anderen zu warnen, nickte er mir vertrauenswürdig zu. Ich fragte mich, was das bedeutete. Aber dann rief er:,,Hey, schau mal!" und deutete in eine andere Richtung, wie ich und er stand. ,,Was ist da? Ich sehe nichts." Der kleinere rannte los und kurz bevor er den anderen erreicht hatte, sprang er los und schrie mir zu:,,Los, drück den Knopf!" Dann rammte er in den anderen Jäger hinein und beide kugelten die Treppen runter. Ich sprang die Stufen hinaus, aber der größere schrie:,,verrat! Ich werde sie trotzdem vernichten!" Ich drehte mich in seine Richtung und sah, wie er einen Silbernen Pfeil aus seinem Köcher nahm und ihn direkt auf das Wort 'Tot' warf. In meinem Schock übernahmen meine Instinkte die Führung und ich sprang in die Schussbahn des Pfeils. Höllischer Schmerz fuhr durch meine Seite und ich schrie auf. ich knallte auf den Boden, stand aber schnell wieder auf. Ich stellte mich vor den 'Tot' und sah, dass ein neuer Pfeil auf mich zuflog. Er traf mich direkt im Magen und ich sank in die Knie. Ich wurde langsam bewusstlos und mit letzter Kraft schleppte ich mich zum 'Leben'. Der Jäger schrie etwas, als ich den Knopf drückte. Eine blaue Kraftwelle kam aus dem Altar und schleuderte mich an die Wand, genau auf den Pfeil in meiner Seite. Er zerbrach und ich stürzte zu Boden und stöhnte auf vor Schmerz. Mit letztem Bewusstsein schaute ich auf den Altar. Aus ihm kam ein Strahl geschossen, der explodierte und eine weitere Kraftwelle auslöste. Der eine Jäger war aufgestanden und floh bereits, da alles langsam einstürzte. Der kleinere jedoch humpelte zu mir und half mir hoch. Er sprach irgendwas, ich konnte ihn aber nicht verstehen. Ich lief langsam los und er stützte mich so gut es ging. Durch meinen ganzen Blutverlust konnte ich nur verschwommen sehen, aber plötzlich stand ich mit dem Jäger im Sonnenlicht. Vor mir erschien die Mondgöttin und sie sagte etwas zu dem Jäger. Dann wandte sie sich zu mir. Ein kleiner grüner Feuerball erschien in ihrer Hand, sie kam zu mir und legte mir den Feuerball aufs Herz. Sofort klärte sich meine Sicht und ich konnte wieder etwas hören. Ich hörte einstürzende Mauern und meine Großmutter fragte:,,Besser?",,Ja. Deutlich.", antwortete ich und ich merkte, dass ich eigentlich was trinken sollte. ,,Ich kann dich nicht ganz heilen, aber ich kann die Pfeile entfernen.",,Mach das.", krächzte ich mit trockenem Hals. ,,Warte! Der Pfeil hat einen Wiederhaken. Ihr könnt nur mehr kaputt machen!",,nein. ich zaubere sie raus." Das tat sie dann auch. Sofort fühlte sich meine Seite und mein Magen besser an. Dann verschwand die Mondgöttin. Hinter uns stürzte der Boden ein und mit ihm hörte ich einen Schrei. ,,Na los. Lass zu deinen Freunden gehen." Er stützte mich immer noch und wir kamen nur langsam voran. Als wir dann in Sichtweite kamen, sprang Luna auf und schrie:,,Leyla!" Dann rannte sie auf mich zu und umarmte mich. Ich zuckte zusammen, als sie meine Wunde am Magen berührte. ,,Oh Gott, was ist passiert? Und wer ist das?",,Das ist einer der Jäger, die in den Tempel gegangen sind. Er hat den anderen davon abgehalten die Werwölfe auszulöschen.",,Wow. Ein undercover Jäger." Sie grinste und ich lächelte. Dann humpelte ich rüber zu James und Marie. Ich setzte mich neben meinen Mate und begann zu erzählen was passiert war und was ich herausgefunden hatte. ,,Wahnsinn. Und das alles alleine." James schüttelte stumm den Kopf. Plötzlich erschien die Mondgöttin. ,,Ihr habt euch alle gut geschlagen. Die Angst und der Hass von den Werwölfen wurde beseitigt. Ich würde euch zurück telepotieren, aber nur wenn ihr wollt.",,Gerne. Und Äh... könnten sie uns vielleicht noch ein Medkit mitgeben? Wir sollten Leyla verarzten.",,Natürlich." Und dann waren wir alle im Haus von Marie. Neben uns tauchte ein Erste-Hilfe-Kasten auf. Luna verarztete mich und wir unterhielten uns noch ein bisschen. Lukas, der Jäger, erzählte uns von seinen Jahren als Jäger. Es war so gegen Zehn Uhr Abend, als plötzlich die Tür aufging. Meine Freundin runzelte die Stirn. ,,Niemand sollte heute kommen. Wer also...?" Plötzlich ertönte eine Stimme: ,,Marie! Ich bin daheim." Anscheinend war ihr Vater zurückgekehrt. ,,Vati?", rief Marie mit zitternder Stimme. Schritte ertönten und plötzlich schwang die Tür auf. Ein Mann mittleren Alters stand in der Tür und hatte ein sehr überraschtes Gesicht. ,,Wer... seid ihr? Marie? Sind das deine Freunde?",,Ja. Das sind James, Luna, Leyla und Lukas.",,Warum seid ihr beide verletzt?", fragte ihr Vater mich und James. ,,Lange Geschichte.", sagte meine Freundin eilig. ,,Was machst du jetzt schon hier? Du wolltest doch erst nächste Woche zurück kommen.",,Nun, ich hab es aufgegeben die alte Bibliothek zu finden. Schließlich sind Werwölfe meine Freunde. Und ich möchte ihnen nicht schade.",,Wi..wirklich?" Marie schien erstaunt. ,,Heißt das, du gehst nicht mehr auf Reisen?",,Nein. Jetzt hab ich wieder Zeit für dich.",,Dann habe ich gute Nachrichten für sie.", meinte jetzt James. ,,Die Bibliothek die sie suchen ist hier." Er schaute uns überrascht an. ,,Woher...?" Er wurde durch meine Großmutter unterbrochen. ,,Nun, diese Kinder sind tapferer als sie denken." Er stolperte ein paar Schritte rückwärts. ,,Wer..? Was ist hier eigentlich los?",,Die Kinder werden ihnen alles erklären.", sie wandte sich zu uns. ,,Ihr sollt wissen, dass ich den Bann aufgehoben habe. Ihr könnt also problemlos lesen. Dann tschüss." Und dann war sie wieder verschwunden. ,,Da habt ihr ja eine Menge zu erklären.", sagte ihr Vater. Also fingen wir an. Nachdem wir alles erklärt hatten, gingen wir schlafen und Ich träumte von meinen Eltern.

Die letzten WerwölfeWhere stories live. Discover now