Prolog

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Die Dunkelheit war unheimlich, die sich langsam wie ein Schleier über das Land legte und mich an das Ende meines Optimismus brachte. Einerseits war ich nie sehr optimistisch gewesen, andererseits würde meine Lage im Moment auch den größten Optimisten auf unserer Welt zum Verzweifeln bringen. Allerdings hatte ich schon vor diesem ganzen Chaos genug Ärger gehabt. Ich hätte ein ganz normales Mädchen sein können. Ein Ast schlug mir fast ins Gesicht, ich tauchte im letzten Moment drunter hindurch, hörte meinen Verfolger immer noch hinter mir. Was war bloß falsch mit mir? Und vor allem: wo war dieser bescheuerte Weg zurück in die Stadt? Mir war klar, dass ich schon längst von dem Waldweg, dem ich eigentlich folgen sollte, abgekommen war. Die regelmäßigen Schritte hinter mir verstummten plötzlich. Mein Fuß blieb an einer Wurzel hängen und fand mich Kopf voran im matschigen Waldboden wieder. „Scheiße!“, murmelte ich und betrachtete meine aufgeschrammten Handflächen, sofern ich sie in der Dunkelheit erkennen konnte. Um mich herum war nur Stille. Ich wischte meine brennenden Hände an meiner ohnehin schon ruinierten Jeans ab und richtete mich auf. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass ich an eine Lichtung gekommen war, aber das war es nicht, was meinen Blick festhielt. Als ich aufsah, blickte ich direkt in ein Paar leuchtender, silberheller Augen, die mir aus Dunkelheit entgegenstarrten.

Silver EyesWhere stories live. Discover now