Kapitel 4

30 6 3
                                    

"Hallo Mary.", sagte er und seine raue Stimme und sein Anblick verpassten mir direkt Gänsehaut. Er streckte mir seine Hand entgegen, die ich sofort wie hypnotisiert nahm. Bei der Berührung spürte ich die Wärme, die meinen ganzen Körper durchzog. Wärme, die die Mauern um mein Herz schrumpfen ließ. Mauern, die ich über das vergangene Jahr aufgebaut und gestärkt hatte. Mauern, die zu verschwinden schienen, je näher ich an ihn herantrat. Unsere Körper trennte nur der Tresen und alles in mir schrie. Schrie nach Noah. Schrie danach zu verschwinden. Chaos breitete sich in meinem Kopf aus. „Ich habe dich vermisst.", fuhr er unbeirrt fort. Doch ich war unfähig zu antworten, Noahs Augen hielten mich gefangen. Die Welt um uns herum schien nicht weiter zu existieren. Als wäre sie verschwunden. Bei jeden seiner Worte schmerzte mein Herz.
Vor Hass. Vor Sehnsucht.
„Warum bist du hier?", wollte ich wissen, als ich mich gefangen hatte, mein Hand lag zitternd auf dem Bartresen und seine ruhte darauf. Ein unglaublich vertrautes Gefühl. Er lächelte und erinnerte mich daran, wie sehr ich das geliebt und vermisst hatte. „Deinetwegen, Mary.", antworte er charmant. "Komm zurück zu mir, Mary. Bitte." Sein Ton wurde nun flehend, fast verzweifelnd. Die Mauern bröckelten weiter. Unglaubliche Angst und ehrlich Verzweiflung stand in seinen Augen geschrieben. Es erweckte Mitleid in mir. Ich hatte Mitleid mit ihm. Was für eine verschobene Welt. "Ich habe einen Fehler gemacht, aber was ist das schon im Vergleich zu 10 glücklichen Jahren, Mary? Bitte. Ich liebe dich über alles. Verzeih mir. Verzeih mir diesen einen Fehler. Wir können wieder glücklich sein, so glücklich wie wir es vorher waren." Nun war endgültig kaum noch was von meinen Mauern übrig. In meinem Kopf ratterte es. Eigentlich wollte ich das doch, oder? Ich wollte ihn, mein altes Leben, was ich hinter mir gelassen hatte. Er hatte Recht. Ich konnte es nicht leugnen. Konnte ich ihn nach all den glücklichen Jahren nicht diesen einen Fehler verzeihen? Gehört das nicht auch zu einer Beziehung? Fehler verzeihen und weiterzumachen. Daran zu wachsen, nicht wegzulaufen und daraus zu lernen, um noch glücklicher zu werden?
Langsam wuchs in mir der Gedanke, dass es auch meine Schuld war. Ich war einfach gegangen und hatte unsere ganze Beziehung weggeworfen. Völlig überstürzt hatte ich Noah verlassen. Noah, der immer für mich da war. Noah, der so viel für mich getan hatte. Noah, der für jede meiner Launen Verständnis hatte. Noah, der mich besser kannte, als irgendwer sonst.
Doch nun stand er hier und kämpfe. Kämpfte um mich. Kämpfte für uns. „Komm mit zurück nach Stuttgart, Mary. Komm zurück zu mir. In unsere Wohnung. In unser Leben.", riss er mich aus meinen Gedanken. Und seine Worte klangen wie eine schöne Melodie in meinen Ohren. Als wenn ich mein ganzes Leben nur darauf gewartet hätte. Ich fühlte mich leicht. Als wenn ich von einer großen Last befreit wurde, die seit einem Jahr schwer auf mir lag. Es war so einfach. Ich könnte wieder glücklich sein. Glücklich mit ihm. Die Mauern waren verschwunden.

THE FLOWERS - Lebe deinen TraumWo Geschichten leben. Entdecke jetzt