Kapitel 17

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Mary P.O.V.

Es war schwer, meine Enttäuschung zu verbergen. Ehrlich gesagt, ging es mir überhaupt nicht gut.
Die Wochen vergingen wie im Flug.

Lina konnte man ihre Schwangerschaft schon langsam ansehen. Leon und sie schien verliebter den je zu sein. Ich gönnte den beiden das aus ganzen Herzen, aber manchmal tat es schon weh die beiden zu sehen. Mit ihrem Glück. Während es in mir zerrissen war.
Ein Teil von mir wünschte sich genau, was sie hatten.
Eine funktionierende Beziehung. Bedingungslose Liebe. Und vielleicht auch irgendwann ein Baby. Nicht das ich unbedingt ein Kind wollte, aber es wäre durchaus eine Option, der ich nicht abgeneigt war. Irgendwann.
Der andere Teil, wusste genau, je glücklicher du bist, desto tiefer kannst du fallen.
Und ich hatte mein Tiefpunkt bereits erreicht gehabt. Dort wollte ich nie wieder hin.

Cami war auf Wolke 7 und auch wenn sie ihr bestes gab, das vor uns zu verbergen, wussten wir es alle. Sie verschwand für ein paar Stunden. Hing pausenlos grinsend vor ihrem Handy. Führte heimliche Telefonate. Ehrlich gesagt, war ich zu egoistisch und zu sehr mit mir und meinem näherrückenden Loch befasst, um mich mit Cami zu beschäftigten. Ich wusste nur, dass er  Charlie hieß und sie immer bei ihm waren. Bis auf Samy belächelten wir das alle, es war irgendwie niedlich. Samy hatte es natürlich auch mitbekommen und beobachtete das argwöhnisch, schien sich aber ansonsten rauszuhalten. Vielleicht war er auch einfach zu beschäftigt.

Nach einer Weile hatte sich nämlich rauskristallisiert, dass Shany und Samy wohl ein Paar waren. Das war diese Art von Pärchenkonstelation, die ich nicht verstand. Es passte irgendwie einfach nicht. Aber vielleicht war es wirklich so, dass Gegensätze sich anziehen. Das war der nächste Arschtritt für mich gewesen, der mich weiter in Richtung schwarzes Loch schob.
Tatsächlich hatten die beiden aber die Phase mit der rosaroten Brille übersprungen. Shany war ständig wegen irgendwas sauer und Samy absolut ratlos, was los war. Die beiden hatten sich ständig in den Haaren in jeglicher Hinsicht unterschiedlichen Ansichten, die bei jeder Möglichkeit einen riesigen Streit entfachte.
Es war einfach nur schrecklich. Schrecklich und nervig. Da waren wir uns alle einig.
Obwohl uns Samy die meiste Zeit einfach nur leid tat, aber es war seine Wahl gewesen, mit so einem zickigen Biest zusammen zu sein.

Von Luke hatte ich mich distanziert.
Jedenfalls hatte ich es versucht.
So gut wie möglich.
Nachdem er mich gekorbt hatte, weil ich zu betrunken war und das mit S und S rauskam, brauchte ich dringend Abstand.
Aber das einfacher gedacht, als getan.
Leider wurden seine Flirtversuche nämlich immer indiskreter, bis dann auch wirklich jeder mitbekommen hatte, das es sehr interessiert an mir. Beziehungsweise an meinem Körper.

Es gab ein ganzes Menü an unterschiedlichen Versuchen, die Luke unternahm.

Wir hatten permanente versehentliche Berührungen als Vorspeise.

Anzügliche Komplimente als Hauptgang.

Bedeutungsvolle Blicke als Dessert.

Es schmeichelte mir, aber es war absolut daneben, dass er das so offen vor allen zur Schau stellte.
Als es mir dann reichte, war ich ohne Vorwarnung in sein Zimmer geplatzt und hatte dem überraschenden Casanova erklärt, wie es zukünftig laufen würde.

Sex, nur da wo ich es wollte und auch nur dann wann ich es wollte.

Keine Kommentare, Anspielungen oder zweideutige Handlungen in der Öffentlichkeit.

Luke war eher wenig davon begeistert, mir die Führung zu überlassen. Akzeptierte es aber. Was mich nur darin bestätigte, dass für Männer Sex das wichtigste war.

Also bestand meine Zeit aus Arbeiten, Schlafen und ein bis zweimal die Woche verlief ich mich in Lukes Zimmer, um danach ohne ein weiteres Wort wieder zu verschwinden und am nächsten Tag so zu tun, als wäre nichts gewesen.
Der Teil mit dem Schlafen funktionierte allerdings eher weniger. Es war schwer für mich überhaupt in den Schlaf zu kommen und wenn ich schlief, plagten mich komische Träume.

Träume, die mich nachts aufschrecken ließen.

Träume von Noah, der plötzlich auftauchte.

Samy, der mir seine Liebe gestand.

Luke, der plötzlich verschwand.

In meinem Kopf herrschte das reine Chaos. Tagsüber war ich todmüde und abends konnte ich trotzdem nicht richtig schlafen. Meine Nerven lagen blank. Nur die Arbeit und meine 2 Stunden die Woche mit Luke ließen mich ein bisschen besser fühlen.

Leise schlich ich auf den Flur und horchte kurz,  ob jemand in der Nähe war. Stille.

Schnell huschte ich zu Lukes Tür, um nach einem leichten Klopfen einzutreten.
Sein Blick nicht von dem Buch lösend, grinste er breit.

Er wusste, dass ich es war.

Er wusste, was ich wollte.

Sein Anblick, wie er seelenruhig auf seinem Bett lag, mit seinem Rücken angelehnt an Bettpfosten beruhigte mich ungemein.

Als wäre alles weg.

Als würde nur er existieren.

Und tatsächlich war es in diesem Moment nicht ich, die die Kontrolle oder die Führung hatte.

In seinem Zimmer gehörte ich ihm. Nicht mein Herz. Aber mein Körper.

Obwohl es nicht das erste Mal gewesen war, stand ich schüchtern und unruhig in der Mitte des Raumes und wartete auf seine Reaktion, während er immer noch ruhig in sein Buch schaute. „Komm her.", sagte er nun leise und streckte mir seine Hand entgegen, ohne mich jedoch anzusehen.
Ohne eine Sekunde zu zögern, bewegte ich mich und griff nach seiner Hand.

Elegant zog er mich auf sein Bett und schon lag ich unter ihm und seine Lippen weich auf meinen.

Es war wie nach einem kalter Wintertag Nachhause zu kommen. Alles war egal und man war einfach nur froh, da zu sein. Seine Ruhe, sein attraktives Äußeres und sein Körper umfingen mich, wie eine wärmende Decke, die alle Kälte vertrieb.

Aufmerksam betrachtet Luke jede meiner Bewegungen, während ich meine Klamotten zusammensuchte und überstreifte. Ein Gähnen konnte ich mir nicht verkneifen. Ich war echt fertig und in zwei Stunden mussten wir auch schon wieder arbeiten.
„Du kannst gerne hier bleiben und noch ein bisschen schlafen. Ich schlaf auch noch ne Stunde.", schlug er mir amüsiert vor.
Wusste gar nicht, dass mein Gähnen so witzig war.
„Luke." fing ich an, doch er winkte schon ab. Er wusste, dass ich das nicht machen würde.

Langsam öffnete ich seine Zimmertür, spähte durch die ein kleine Spalt auf den Gang und huschte dann schnell wieder in mein Zimmer.

Ich fröstelte. Die Kälte war wieder da.

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