Kapitel 16

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Leise schloss ich die Tür. Tränen sammelten sich in meinen Augen. Es war nicht so, dass ich unglaublich verliebt in Samy war und er mir damit das Herz gebrochen hätte.

Aber er hat mir Hoffnung gegeben.

Hoffnung, dass nicht jeder Mann so war wie Noah und Luke.

Hoffnung, dass nicht jeder Mann nur das eine wollte.

Erst jetzt bemerkte ich, dass Samy meine Mauern hat schrumpfen lassen. Mit jedem Treffen. Mit seiner ganzen Art. Das Gefühl, das er mir gegeben hat.

Das ich wichtig war.

Das er wirklich ernsthaft interessiert an mir war.

Das es nicht um Sex ging.

Das er mich erstmal kennenlernen wollte.

Das alles hatte meinen Mauern hinter den ich mich versteckte, um mich nicht diesem Loch und dieser Traurigkeit in mir stellen zu müssen, Stück für Stück, kleiner werden lassen. Und hatte damit nicht nur Samy reingelassen, sondern auch Luke.

Wahrscheinlich hätte ich mich in Samy verlieben können. Er war ein guter Kerl. Ich hatte geglaubt, dass er es wirklich ernst mit mir meint. Nur ein wenig Zeit hätte ich gebraucht. Für mich war es einfach nicht so leicht wieder jemanden so an mich ranzulassen. Irgendwann hätte ich das für Samy vielleicht geschafft.
Aber was hatte ich erwartet, dass er ewig wartet? Wir waren nicht zusammen, also konnte er schlafen mit wem er wollte.
Und das konnte ich ihm nicht mal vorwerfen. Vielleicht war ich nicht verletzt, sondern enttäuscht und ein Stück von mir hasste mich jetzt noch ein wenig mehr, dafür das ich mich so geirrt hatte.

Es konnte so nicht weitergehen. Ohne das ganze Chaos, das ich mir mit der Männerwelt antat, ging es mir deutlich besser.
So war das Leben leichter.

Luke P.O.V.

Mein Bruder und Leon waren die einzigen, die schon wach waren, als ich verschlafen ins Wohnzimmer trat. Die beiden unterhielten sich gerade über Linas Schwangerschaft. Mein erster Gang ging jedoch erstmal zu der dampfenden Kaffeekanne, bevor ich bereit war, mich an irgendwelchen Gesprächen zu beteiligen. „Ich kann mir gar nicht vorstellen, jetzt Vater zu werden.", sagte Samy gerade nachdenklich, als ich mich neben Leon auf die Couch setzte. Samy starrte immer noch nachdenklich Löcher in die Luft. Er saß uns gegenüber auf dem Sessel. Ich hörte Leon lachen. „Ja, das stimmt. Ist echt der Wahnsinn.", sagte er
„Aber Jungs, über eine Sache müsst ihr mich bitte aufklären.", sagte Leon nun und ich schaute ihn aufmerksam an.

„Wer hat denn unsere neue Kollegin gestern mit ins Bett genommen? Die war ja echt nicht zu überhören."

Mein Blick traf den von Samy. Seine Augen weiteten sich sofort.

War das sein Ernst? Mit Shany?

Ich kenne sie schon eine ganze Weile, aber sie wäre jetzt nicht mein Typ gewesen. Natürlich erwiderte ich ab und zu ihr Flirten, aber auch nur dann, wenn Mary es mitbekam.

Sehr witzig, wenn man überlegt was für unterschiedliche Menschen Mary und Shany waren und Samy interessierte sich echt für beide.

Bei ihr wunderte es mich allerdings nicht groß. Was Sex angeht, gehörte sie zu der Kategorie Egal, wer und was. Das hatte ich sofort mitbekommen und mich direkt abgeschreckt.

Leon schaute immer noch fragend zwischen mir und Samy hin und her. Definitiv wartete er noch auf eine Antwort.

„Ich.", gab Samy trocken zu und warf Leon einen vernichtenden Blick zu. Es war ihm wohl nicht Recht, dass das jemand wusste.

„Was ist mit Mary?", wollte ich wissen. Den scharfen Unterton in meiner Stimme konnte ich nicht verbergen.

Nach dem bedeutungsvollen Blick von Samy hatte Leon nichts mehr gesagt. Doch sein Blick rutschte immer noch zwischen mir und meinem Bruder hin und her. Jede Sekunde schienen in seinen Augen mehr Fragen aufzutauchen.

Argwöhnisch musterte mich Samy nun. Er hatte meinen Unterton definitiv nicht überhört. „Wir sind ein paar Mal ausgegangen. Was schert dich das eigentlich?"
Er kniff seinen Augen leicht zusammen.

Weil ich sie gerne hab.

Weil ich nicht möchte, dass sie verletzt wird.

Weil Mary definitiv die besser Wahl wäre.

Das waren meine potentiellen und ehrlichen Antwortmöglichkeiten. „Na ja, zwei ist jedenfalls besser als eine.", sagte ich stattdessen grinsend.

Samy musste selber kurz grinsen. Obwohl er sowas normaler Weise nicht witzig fand. Er war immer der Gute. Der Liebe. Der Loyale.
Und ich, ich war eh immer der Arsch. Das nahmen jedenfalls immer alle an, also tat ihnen den Gefallen und benahm mich auch so.

Samy zuckte nur geistesabwesend mit den Schultern. „Sie ist mir einfach ein bisschen zu prüde."
Prüde? Eine Stimme in mir lachte laut. Ich erinnerte mich an Mary von gestern Nacht. Prüde war nun wirklich kein Wort, das Mary beschrieb. Während der eine Teil in mir kämpfte nicht laut loszulachen, kämpfte der andere damit, nicht triumphierend zu grinsen.

Triumphierend darüber, dass er sie nicht rumbekommen hatte.

Triumphierend darüber, dass sie sich nur mir so hingab.

Triumphierend darüber, dass sie nur mich auf diese Art wollte.

„Wollte Mary also nicht so gerne in dein Bett wie Shany, ja?", sagte ich laut lachend.
Jetzt schämte ich mich ein klitzekleines bisschen dafür, so über sie zu reden.
Vor Samy. Vor Leon.
Doch ich wollte mehr wissen. Ich wollte wissen, wie weit sie gegangen waren.
„Wir haben uns nicht mal geküsst.", gab Samy zu und dieses Geständnis schien ihm sogar ein wenig peinlich zu sein. Mein Mund blieb offen stehen. Damit hatte ich wirklich nicht gerechnet.

Eigentlich war es immer so gewesen, dass die Weiber entweder auf den Typ Mann standen der Samy war oder den Typ, den ich verkörperte.
Also Kategorie süßer Gentleman, der alles für dich tut oder unhaltbares Arschloch.

Wenn sie sich also nicht der Typ für die erste Kategorie stand, dann war das ein gutes Zeichen.

Jedenfalls für mich.

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