Kapitel 4

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Am nächsten Tag ging ich wieder zur Schule. Marc hatte mich zwar darum gebeten noch zu Hause zu bleiben und meine Hand zu schonen, jedoch bestand ich darauf zu gehen. Es war immerhin erst mein zweiter Tag, da konnte ich nicht gleich fehlen.

Gerade lief ich über den Hof vor der Schule und hielt meine Augen nach Fiona offen. In den kleinen Pausen war sie meistens mit ihren Freunden hier draußen.

Ich konnte sie und die anderen vor der stechenden Sonne geschützt unter einem Baum sitzen sehen.

„Hey Leute!" erst als ich sie ansprach schienen sie mich zu bemerken. Zuvor waren sie in ein anscheinend sehr hitziges Gespräch verwickelt.

„Perfekt, du bist meine Rettung! Was hältst du von einer Party?" Fiona lehnte sich mit ihrem Arm auf meiner Schulter auf und sah die anderen Siegessicher an.

„Äm ich weiß nicht warum?" verwirrt um was es überhaupt gehen mag, schaute ich mich in der Runde um.

„Heute Abend veranstaltet unser Stammclub eine Riesenparty. Doch niemand hat Lust mit mir dorthin zu gehen. Aber wir als Stammkunden sind doch irgendwie verpflichtet dort hinzugehen, nicht wahr?" so langsam dämmerte es mir was Fiona hier gerade von mir verlangt. Unsicher ob meine Mutter es mir erlauben würde, schaute ich Fiona an.

„Ich weiß nicht so recht, es ist mitten in der Woche und wir haben morgen wieder Schule. Außerdem würde es mir meine Mutter sowieso nicht erlauben!" mit schmollender Miene ließ sich Fiona wieder ins Gras sinken.

„Ihr seid alle so langweilig! Habt doch mal Spaß und seid nicht so brav!" frustriert atmete sie aus und rücklinks ließ sie sich in das frisch gemähte Gras fallen.

Recht hatte sie, ich war die Brave Tochter, die noch nie auf einer Party war oder übermäßig Alkohol trank. Ich gab mir einen Ruck und wusste jetzt schon das ich meine nächsten Worte noch bereuen werde.

„Gut wann und wo soll ich da sein?" geschlagen setzte ich mich neben Simon ins Gras und schaute Fiona auffordernd an.

„JA! Jetzt sind wir schon zu dritt! Bei Lia um sechs!" mit dem Gong, der das Ende der Pause einläutete, wirbelte Fiona auf und stolzierte fröhlich Richtung Eingang.

Kopfschüttelnd über die überschwängliche Reaktion von Fiona standen die anderen auf und liefen hinter Fiona her, die schon die Tür erreicht hatte und im Inneren des Gebäudes verschwand.

Zu lange zog sich schon der Unterricht und Mr. Brown unser Mathelehrer erklärt gerade etwas von exponentiellem Wachstum. Ich hingegen zählte die Sekunden des Zeigers auf der Uhr, die vorne an der Wand über der Tafel hing, mit, um endlich aus diesem stickigen Klassenzimmer kommen zu können.

„Miss Clarkson ich würde mich sehr freuen, wenn sie meinem Unterricht folgen würden, anstatt die Uhr zu Tode zu starren. Ich muss ihnen ihre Hoffnung zu Nichte machen, denn egal wie lange sie diese Uhr anstarren werden, die Zeit wird nicht schneller umgehen." Als ich meinen Namen hörte zuckte ich zusammen und lenkte meinen Blick auf den Lehrer, der nicht gerade erfreut aussah. Aus den Reihen konnte ich Gelächter hören und ich spürte, wie mir die Hitze ins Gesicht stieg. Peinlich berührt schaute ich auf das leere Blatt vor mir.

„Entschuldigung!" es war nicht mehr als gemurmelt, aber mehr bekam ich auch nicht aus mir heraus.

Bevor der Lehrer noch etwas sagen konnte, klingelte es auch schon zum Stundenende und hastig packten alle Schüler ihre Sachen in ihre Taschen ein. Besonders ich verließ den Raum schnell, um den Blicken des Lehrers zu entkommen.

Vor der Schule wartet Lia bereits auf mich, da wir zusammen zu ihr fahren würden.

Sie hatte noch kein Auto und mussten darum mit dem Bus fahren. Gemeinsam stellten wir uns unter das kleine Dach an der Bushaltestelle, dass uns ein bisschen Schatten brachte. Die Bushaltestelle füllte sich und nach kurzer Zeit kam auch schon der Bus. Zusammen mit der Menschenmasse, die genau wie wir auf den Bus gewartet hatten, quetschten wir uns in den zu kleinen Bus. Körper an Körper standen wir nun in dem Bus und man konnte förmlich riechen was der andere zum Mittagessen hatte. Immer wieder wurde mir bewusst, warum ich es vermied mit dem Bus zu fahren. Die schwitzigen Körper, eng an eng in einem viel zu kleinen Bus. Leute, die sich durch die Menge quetschten, da sie gleich aussteigen mussten und dabei mindestens drei anderen auf die Füße trat oder sie beiseiteschieben mussten.

Find me - bis der Tod uns scheidetWhere stories live. Discover now