Kapitel 94

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Die Dreharbeiten verliefen einwandfrei. Es machte wirklich Spaß mit Robert vor der Kamera zu stehen und auch der Rest der Crew war toll. Zum ersten Mal seit Ewigkeiten machte mir wieder etwas Spaß. Ich schöpfte Hoffnung endlich was gefunden zu haben das mich antrieb.

Die 12 Wochen des Drehs vergingen viel zu schnell. Am letzten Drehtag als sich alle voneinander verabschiedeten weinte ich sogar. Daraufhin wurde mir angeboten die Wohnung noch weiter behalten zu können. Ich weinte zwar nicht wegen der Wohnung aber ich nahm das Angebot trotzdem an. Ich weinte weil das einzige was mir im Leben Antrieb gab nun endete. Nun blieb mir nur noch das Heroin.

Mein Heroin Konsum war etwas zurückgegangen seit ich Mark verlassen hatte. Ich musste mich nicht die ganze Zeit betäuben um es durch den Tag zu schaffen. Nun tat ich es nur noch nachts. Wenn ich alleine war und mir nichts anderes mehr Sinnvoll vorkam.

Ein paar Tage nach Drehschluss wurde mir angekündigt dass es bald auf Promotion Tour für den Film gehen würde. Ich freute mich darauf nicht alleine zu sein und Leute um mich zu haben so wie damals mit INXS.

Ich dachte an das halbe Jahr das ich in Australien verbrachte. An damals als ich mich auch so alleine fühlte und ich dann Michael kennen lernte. Die Abende die wir am Stand verbrachten und einfach redeten. Bei Lagerfeuer und einem Glas Wein. Ich vermisste die Hitze Australiens. Es war nicht vergleichbar mit dem tristen Wetter Londons.

Ich realisierte das mir Freunde fehlten. Menschen dir gern um mich herum waren und mit mir Zeit verbachten einfach weil es ihr eigener Wunsch war. Ich hoffte das auf der Promotion Tour die Crew meine Freunde sein könnten. Doch im inneren wusste ich das sie kein Ersatz für Joan sein könnten.

Der Plan der Promotion Tour war es zuerst ein paar Städte in Europa klar zu machen und dann ginge es nach Nordamerika. Nach Hause.

Die Tour war sehr angenehm. Ganz anders als mit Rockstars zu reißen. Die Partys waren zivilisiert und es gab viel Zeit Europas Hauptstädte zu erkunden. Wie gefiel mir besonders gut. Die Stadt war wunderschön. Aber auch Venedig hatte es mit angetan. Ganz Venedig war wie ein riesiges Freilichtmuseum.

Nach unserem letzten Stop in Barcelona ging es nach New York.

Ich hatte mein ganzes Leben in den USA verbracht aber musste erst mit einem britischen Film auf Promotion gehen um in Amerikas bekanntester Stadt zu landen.

In New York wurden wir dann in eine Talkshow eingeladen. Ich hatte zwar schon mal ein Interview gegeben aber noch nie vor einem Publikum und noch nie im Fernsehen.

Ich war so nervös das ich wie angegossen auf der Couch des Hosts saß. Jede Frage die an mich gerichtet wurde konnte ich nur mit stottern beantworten bis Robert Gnade bewies und für mich antwortete.

Ich wollte am liebsten im Boden versinken. Ich starrte meine Füße an. Ich hatte sehr nette Schuhe an. High Heels die Silber waren und glänzten. Meine Zehen guckten raus und ich bemerkte das mein roter Nagellack schon absplitterte. Konnte man das im Fernsehen auch sehen? War die einzige Frage die durch meinen Kopf ging. Ich bekam nichts mit was um mich geschah. Alle würden denken das ich nur ein dummes Blondchen sei das nur im Film war um gut aus zusehen. Sie hatten ja recth. Ich war wirklich nicht klug und Talent hatte ich auch keines. Ich sah einfach nur gut aus. Das war das einzige was ich konnte. Aber wie lang würde das noch so gehen? Der Gedanke beängstigte mich. Wie lange könnte ich vom schön sein alleine Leben? Ich war gerademal 23 Jahre alt doch mein Leben fühlte sich an als hätte es schon hundert Jahre gedauert. Plötzlich wurde ich richtig traurig. Was sollte ich nur tun wenn ich älter wurde? Ich hatte mir nie Gedanken darüber gemacht. In meiner Vorstellung war ich immer verheiratet und habe mich um meine Kinder gekümmert doch dieser Traum war weiter weg als je zuvor. Ich schob meine plötzliche Trauer darauf das das Kokain nachließ und ich von meinem High zurück in fahle Welt gezogen wurde.

In Gedanken versunken bemerkte ich nicht das der Host den nächsten Gast ankündigte der sich zu uns aufs Sofa gesellen würde. Mein Blick war noch immer auf meine Roten Fußnägel gerichtet als sich plötzlich über mir ein Schatten bildete. Jemand streckte seine Hand aus um mich zu begrüßen und endlich blickte ich hoch.

Mein Atem stockte. Ich blickte in ein vertrautes Gesicht. Es war Axls Gesicht. Er war es wirklich. Ich bildete es mit nicht ein, nein er stand wahrhaftig vor mir. Er sah aus wie das letzte Mals als ich ihn sah. Er sah so unglaublich gut aus.

Ich nahm seine Hand an und er schüttelte sie. Ich war total perplex.

Axl setzte sich auf die andere Seite der Couch und der Host begann sich mit ihm zu unterhalten.

Wie hypnotisiert starrte ich Axl an, fast so als wenn ich wegblicken würde er sich in Luft auflöse.

„Also Axl erzähl uns doch mal wer ist deine Muse? Du hast doch eine oder?", fragte der Talkshow Host kokett.

Ein scheues Lächeln bildete sich auf Axls Lippen. So etwas hatte ich noch nie an ihm gesehen. Er war nicht der Typ der so lächelte. Ihm war nichts peinlich und er scheute sich auch vor nichts warum also lächelte er nun so?

„Naja also meine Muse für Sweet Child o Mine sitzt gleich dort", erzählte Axl munter drauf los und zeigte mit seinem Zeigefinger auf mich. Geflüster startete im Publikum. Ich drehte mich verwirrt um. Stand hinter mir jemand? Nein alles war leer. Die einzige Person die er meinen konnte war also ich.

In meinem Kopf formte sich alles ganz langsam zu einem Bild zusammen. War ich wirklich das Mädchen aus Sweet Child o Mine? Hatte ich wirklich ein Lächeln das ihn an seine Kindheit erinnerte und Augen so blau wie der Himmel? Waren meine Haare wirklich wie ein sicherer Ort für ihn?

Unter all den Leuten die gerade über Axls Worte nachdachten war ich wohl die verwirrteste.

Meine Schockstarre wurde erst unterbrochen als der Host nachfragte ob wir und denn kennen würden. Axl antwortete ganz gelassen darauf: „Ja und ob wir sind zusammen aufgewachsen. Ich Bruder war mein bester Freund. Wir haben uns in L.A wiedergetroffen."

Der Talk Show Host war begeistert. Am liebsten hätte er noch mehr Details nachgefragt aber die Sendezeit war begrenzt und er fragte Axl stattdessen über die geplante Tour von Guns n Roses aus.

Kaum war die Show zu Ende lief ich regelrecht in den Backstage Bereich. Ich lief zu meiner Garderobe und schnappte mir meine Tasche. Ich legte mir schnell eine Line des weißen Pülverchens um wieder hinter Energie zu kommen. Es war die einzige Möglichkeit einen klaren Gedanken zu fassen.

Ich öffnete die Garderobentür um mich auf die Suche nach Axl zu machen das lächelte er mir schon entgegen. Er hatte extra auf mich vor meiner Tür gewartet. Ich sah ihn und konnte nicht anders als meine Arme um ihn zu schlingen. So lange Zeit hatte ich ihn nur auf MTV und in meinen Träumen sehen können aber nun war es soweit. Ich konnte meine Arme um ihn schließen und ihn endlich wieder ganz nah bei mir fühlen.

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