Kapitel 126

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Joan

Diese wilde Partynacht lief nicht spurlos an mir vorbei, denn irgendwann verlor ich das Bewusstsein.
Mein Körper konnte es schlichtweg nicht mehr ertragen mit so viel Alkohol und anderen Drogen vollgepumpt zu werden.
Es hätte mir schon zu denken geben sollen, als ich mit Angie auf unserem Wohnzimmertisch tanzte und ich Halluzinationen bekam, aber ich ignorierte es, sowie ich alle meine Probleme ignorierte und feierte ausgelassen weiter.

Als ich erwachte fühlte ich mich, als hätte jemand Basketball mit meinem Kopf gespielt und ihn immer wieder gegen eine Betonwand geworfen.
Das Licht in meinem Zimmer blendete mich und als ich versuchte aufzustehen versagten meine Beine und ich fiel zu Boden.
Mir wurde übel, jedoch musste ich mich nicht übergeben.

In der Wohnung war es leise und ich fragte mich nun, ob diese Party wirklich stattgefunden hatte oder ob ich einfach wieder so viel getrunken hatte, dass ich mir Sachen einbildete.

Als ich es schaffte irgendwann aufzustehen, beschloss ich mich vorsichtig umzusehen. Im Wohnzimmer lagen wildfremde Leute auf der Couch oder daneben. Jemand hatte eine volle Weinflasche und Gläser heruntergeworfen, es ergab eine riesige Sauerei.
Aber trotzdem war ich erleichtert, dass ich mir das nicht eingebildet hatte.
Mittlerweile war es schon fast 11 Uhr morgens, doch jeder schien einfach zu schlafen.

Erst jetzt überkamen mich tosende Gedanken.
Angie.
Sie hatte getrunken und Kokain zu sich genommen und ich hab das zugelassen. Axl hatte sie zu mir gebracht, damit ich auf sie aufpasse, er hat mir vertraut und ich hab das Vertrauen gebrochen, einfach weggeworfen.
Ich hatte zugesehen, wie Angie genüsslich den Sekt trank und wie aus dem Sekt Bier wurde und so weiter. Bei weiterem überlegen fiel mir auch ein, dass ich ihr dabei zugesehen hatte, wie sie das Kokain zu sich nahm.

Ich schlug mir mit der Hand gegen meinen Kopf. Das konnte doch alles nicht wahr sein.
Angie hatte ihr lebenlang seit wir uns kennen auf mich aufgepasst, immer. Und jetzt, wo ich einmal meine Freundschaft und Liebe zu ihr hätte beweisen können, tue ich das genau Gegenteil und stifte sie zum Partymachen an. Niemals würde sie oder Axl oder sonst wer verzeihen können.

Ich wollte gerade das Fenster im Wohnzimmer öffnen um zu Lüften, da kam jemand hereinspaziert. Erst dachte ich Angie war wach geworden, aber als ich mich umdrehte erblickte ich rotes Haar. Axl.

Er schaute mir in die Augen, sein Kiefer war angespannt und seine Hände zu Fäusten geballt. Ich war darauf gefasst, dass er vielleicht auf mich losgehen würde, so wie er da stand, also machte ich mich innerlich auch bereit zum Kampf.

„Dass du dich überhaupt noch in die Nähe von Angie traust.", sagte er mit zusammengebissenen Zähnen während er mich verächtlich ansah.

Ich verstand nicht recht. Hatte ich in meiner Trunkenheit Angie etwas angetan?
„Was?", fragte ich schlichtweg.

Axl lachte, „Jetzt tu nicht so scheinheilig. Du hast diese Party organisiert und Angie dazu verleitet wieder Drogen zu nehmen!"

Mein Mund fiel auf. Was sollte ich getan haben?

„Weißt du Joan, ich hab die vertraut, als ich Angie hier her gebracht habe. Ich dachte du wärst wieder trocken. Die ganze Zeit hast du gebettelt, dass Angie wieder herkommt und dann tue ich dir den Gefallen und du nutzt das schamlos aus, um sie wieder da rein zu bringen. Ich wusste ja schon immer, dass du nur an dich denkst, an deine eigenen Vergnügen, aber damit hast selbst du dich übertroffen, du egoistische Kuh. Ich hoffe du bist jetzt glücklich."

In mir begann es zu brodeln, wie konnte er sowas nur sagen?
Ich trat näher an Axl heran und musste mich zusammenreißen nicht gleich auf ihn loszugehen, „Du", ich zeigte mit dem Finger auf ihn, „brauchst dich hier gar nicht aufspielen wie der Retter in der Not. Du behandelst Angie wie ein Schoßhündchen. Ich wusste von Anfang an, dass das nicht gutgehen würde mit dir, aber Angie zu liebe habe ich meine Klappe gehalten und das solltest du auch tun. Ich war clean und die gestrige Nacht war ein Ausrutscher, okay?", versuchte ich mich zu wehren, aber es klappte nicht. Für Axl war ich nun der Sündenbock.
Ich verriet ihm nicht, dass Angie angefangen hatte mit dem Alkohol und der Party. Ich hielt meine Klappe um sie zu schützen.

„Ja genau! Joan Bradley, das Unschuldslamm! Ein Ausrutscher. Natürlich! So wie du ein Ausrutscher warst? Ist es das, was du sagen wolltest? Für deine Eltern warst du doch auch ein Ausrutscher, nicht? Deswegen darfst du dir jetzt alles erlauben. Hast Sonderstatus, denn du bist ja Joan Bradley!", schrie Axl mich an.

Ich kniff meine Augen zusammen um die Tränen zu stoppen, aber das klappte nicht. Ich zitterte vor Wut. Was in aller Welt hatte ich ihm getan, dass er mich derart beleidigte? Oder hatte er recht? Ich war ein Ausrutscher und so verhielt ich mich auch.
Aber anstatt vernünftig zu sein, rastete ich völlig aus. Die Wut nahm ihren Platz ein.

„Halt deine dumme Fresse!", schrie ich, „Ich will ja gar nicht bei dir miesem Stück anfangen! Du hast Angie in New York ins Krankenhaus gebracht und wegen dir war sie Abhängig, du mieses Stück! Du liebst doch nur dich selbst! Guck doch in die Zeitungen, überall steht es! Axl Rose ist ein krankes Arschloch! Axl Rose ist ein Schwein! Und das bist du auch! Du denkst, du kannst dir alles rausnehmen, nur weil du berühmt bist!"

Axl's Gesicht glühte vor Wut und seine Augen waren kaum wiederzuerkennen.
Er gab mir einen leichten Schubs, „Nimm das zurück, du Schlampe! Im Gegensatz zu dir habe ich was erreicht ohne mich durch die Betten der erfolgreichen Agenturen zu schlafen!"

Jetzt hakte es völlig bei mir aus. Ich schlug ihn einfach ins Gesicht und beleidigte ihn als gäbe es kein morgen mehr.

„Was ist denn hier los?!", schrie Angie. Sie stand in der Tür und hielt sich die Hände vor den Mund.
Sofort rannte Axl zu ihr und umarmte sie, erzählte ihr, ich hätte einen Streit angefangen.

„Oh, halt doch die Klappe, du Schwein!", schrie ich und machte mich los um ihn von Angie wegzureißen.
„Du bist ein scheiß Lügner! Ein Lügner, der Frauen schlägt und zu viel Geld hat! Menschen wie du sind Ausrutscher, nicht ich!"

„Halt deine Schnauze!", rief Axl und ballte seine Hände wieder zu Fäusten.

„Na los,", sagte ich, „Schlag mich. Schlag mich hier hin, genau in mein Gesicht. Was anderes kannst du nicht außer deine Probleme mit Gewalt zu lösen! Das war schon früher so und du hast dich kein Stück geändert. Du bist ein Haufen elend und bei deinem Anblick könnte ich einfach nur kotzen!", schrie ich.

Mittlerweile hatten sich der Rest der Guns versammelt und hielten Axl und mich zurück. Es flogen noch einige unschöne Dinge durch den Raum, die den jeweils anderen in Rage brachten.
Angie hatte in der Zeit die Fremden Partygäste nach Hause geschickt und kam dann wieder ins Wohnzimmer. Sie war völlig aufgelöst und verkündete, dass es für alle besser war, wenn die Guns jetzt gehen würden.

„Angie,", drehte sich Axl zu ihr und nahm sie in seine Arme, „es wird alles gut. Du kommst mit zu mir und wir kriegen das wieder hin."

Ich wollte einschreiten, doch Angie hatte schon zugesagt.
Ich war fassungslos. Nach allem was hier passiert war, ging Angie wieder mit zu ihm? Hatte sie nicht gehört, was er mir alles an den Kopf geworfen hatte?

Duff, Slash, Steven und Izzy verabschiedeten sich bei mir, wobei keiner richtig wusste was er sagen oder tun sollte.
Angie brachte alle mit zur Tür. Eigentlich wollte ich hinterher, aber blieb dann im Türrahmen, der Flur und Wohnzimmer verband, stehen.

Angie kam zurück, um sich bei mir zu verabschieden, aber ich stand noch völlig unter Strom. Sie umarmte mich und ich erwiderte die Umarmung halbherzig.

„Es tut mir leid Joan. Ich liebe dich.", sagte sie und umarmte mich nochmal, dann verabschiedete sie sich und ging.

Während ich sie beobachtete, wie sie tatsächlich aus der Wohnung ging und die Tür hinter sich schloss, kam mir nur ein Gedanke: Würde ich sie jemals Wiedersehen?

Sobald sie weg war, brach ich zusammen und begann zu weinen. Wie konnte Angie mir das nur antun? Ich hatte sie gedeckt und die ganze Schuld auf mich genommen und sie ging mit Axl.
Hatte sie vielleicht nicht gehört, was er am Anfang zu mir gesagt hatte? Selbst wenn, wahrscheinlich wäre sie trotzdem noch mit ihm gegangen, weil er plötzlich ihr ganzes Leben war.

Joan Bradley verblasste in ihrer neuen Welt anscheinend immer mehr und irgendwann würde sie gar nicht mehr an mich denken.

Aber was würde ich ohne sie machen? Könnte ich sie überhaupt vergessen? Nein. Das würde niemals passieren.
Und wahrscheinlich würde Angie schon dafür sorgen, dass wir uns bald wieder sehen würden.
Jedoch gab es da eine Person, die das mit aller Kraft versuchen würde zu verhindern, nämlich Axl.

Schluchzend trug ich meinen schweren Körper in mein Bett und ließ mich fallen. Ich weinte jeden Tropfen Wasser in meinem Körper aus und verfluchte die Welt.

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