Kapitel 115

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Joan

Nachdem ich eine schlaflose Nacht hinter mir hatte, war ich nun stinksauer und erschöpft.
Beim Shooting ging ich Vince aus dem Weg, wenn er versuchte mit mir zu reden, behandelte ich ihn wie Luft. Auch er wurde irgendwann wütend, aber das war mir egal. Er hatte das Fass zum Überlaufen gebracht und ich war nicht bereit noch einmal nachzugeben.

Nach dem Shooting sprach mich eine Kollegin an, ihr Name war Cheryl und sie war bildschön. Sie war ebenfalls Model, aber mehr wusste ich nicht über sie. Wir kamen ins Gespräch und verstanden uns auf Anhieb gut und verabredeten uns Abends ein wenig herumzustreunen.

Ich hatte keine Ahnung wohin unser kleiner Ausflug gehen sollte, deswegen machte ich mir nicht die Mühe mich schick anzuziehen. Ich trug ein paar zerrissene Jeans, ein schwarzes Shirt, Lederstiefel und eine Lederjacke.

Auch Cheryl begrüßte mich in der Lobby in ähnlichem Stil und ich wusste sofort, dass wir beide auf den selben Style abfuhren.
Ihre langen, schwarzen Haare waren wild gestylt, das gefiel mir sehr.

Wie sich herausstellte kannte sie New York wie ihre Westentasche. Da erfuhr ich, dass sie eine lange Zeit hier gelebt hatte.
Sie erzählte mir von ihrer turbulenten Jugend; wie sie schon mit 11 Jahren das erste mal eine Zigarette probierte und wie sie immer öfter die Schule schwänzte um sich der Musik zu widmen. Ich war fasziniert von mir. Wir beide waren voller elektrischer Spannung und hatten ähnliche Erfahrungen im Leben gemacht.

„Ich kenne einen tollen Club,", sagte sie während wir die belebten Straßen der New Yorker Nachtwelt erkundeten, „dort gibt's den puren Rock and Roll - nicht nur als Musik, sonder auch als Lifestyle. Ich war in meiner Jugend immer dort.", sie schien sich an etwas zu erinnern und lachte in sich hinein.

Ich fand das aufregend. Seit langem hatte ich einfach keinen Spaß mehr gehabt und hatte bis jetzt nur die tollen Clubs in Los Angeles erkundet. New York war also ein völlig neues Pflaster mit einer völlig anderen Szene. Der Rock n Roll verband uns aber alle.

Im Club angekommen, spürte ich dieses elektrisierende Gefühl, wie ich es früher immer gefühlt hatte. Es war einfach klasse. Noch besser war es dann drinnen. Es trat leider gerade keine Band auf, dafür wurde dort wirklich meine Lieblingsmusik gespielt. Innerlich wurde ich schon völlig wild und als Cheryl mir dann ein paar Typen vorstellte, wurde ich nur noch wilder.
Wie sich herausstellte, waren die Typen eine Band, aber ich vergaß den Namen gleich wieder. Der Sänger, er trug enge Lederhosen und eine Lederjacke, stach mir sofort ins Auge. Er hatte etwas mysteriöses an sich, nicht nur weil er bei völliger Dunkelheit im Club eine Sonnenbrille trug. Seine dunklen Haare hingen ihm ins Gesicht. Er hatte hohe Wangenknochen und sah auch so einfach nur gut aus.
Sein Name war Dave, wie mir Cheryl erzählte.

Wir begaben uns an die Bar, wo Cheryl und einer der Typen Namens Luke sich erstmal ein paar Shots bestellten. Ich machte mich gleich aus dem Staub, aber achtete immer darauf, dass ich Dave noch im Blick hatte. Auch er schien mich zu beobachten und irgendwann kam er dann auf mich zu. Meine Knie wurden weich, er bewegte sich so mysteriös und selbstsicher, als ob ihm die ganze Welt zu Füßen lag.
Jedenfalls war ich mir sicher, dass ich ihm zu Füßen liegen würde.

Er stellte sich neben mich und sagte erstmal gar nichts. Auch ich schwieg.
„Ich kenn dich doch von irgendwoher.", sagte er irgendwann. Seine Stimme haute mich um, sie passte perfekt zu seinem Aussehen.
Sie war tief und rauchig, als ob sie schon in jüngsten Jahren trainiert wurde um später so zu klingen. Ich war sofort angetan.

„So?", fragte ich und blickte ihn selbstbewusst ins Gesicht. Trotz der Sonnenbrille spürte ich, wie sich seine Augen auf meine fixierten.

Er lächelte schief und nickte, dann zündete er sich eine Zigarette an. Die Spannung zwischen uns war kaum auszuhalten. Es fühlte sich an, als ob wir jeden Moment aufeinander losgehen könnten um uns auf der Stelle die Kleider vom Leib zu reißen.

Time For ChangeWhere stories live. Discover now