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Schweißgebadet wachte Atef auf. Er hörte Kanonenschläge, Pistolenschüsse und Geschrei. Alles in weiter Ferne, aber ein leises Weinen hörte er ganz nah bei sich. Vali, Cosimas jüngere Schwester. Immer wenn sie Angst hatte und Cosima nicht da war, kam sie zu ihm. Vali war ein richtiger Sonnenschein, aber sie konnte so unglaublich mitleiderregend weinen, dass einem fast die Luft wegblieb. "Vali, Sonnenscheinchen, was ist denn los?", fragte er sie beruhigend. Von Schluchzern gerüttelt antwortete sie schließlich:"Es geht um Cosi und Youssuf! S-ss-sie sind rahuhus. Schaun, wo der Lähährm h-herkommt. Die sind schon s-solang weg!" Vali machte eine weitschweifige Armbewegung, um zu zeigen, wie lange die Beiden schon fehlten. Ein schreckliches Bild rückte vor Atefs Augen: Cosima, blutüberstömt am Boden liegend, die zwei Brüder Youssuf und Miral neben sich kniend, die kleinen Geschwister an die Mutter gedrängt, der Vater mit den Resten einer Landmine in der Hand und Yoshua, der jüngste, der noch nicht begreift, dass seine Schwester sterben könnte und ihre Hand streichelte. Immer wieder sagte er:"Wird alles wieder dut, oder Cosi? Wird alles wieder dut?" Als sie nicht antwortete, fing er an, leise in ihre Brust zu weinen. So war es, als Cosima ihr Bein verlor.

Schnell fand Atef wieder in die Realität zurück.

"Sind deine Eltern schon suchen gegangen?", fragte er. Vali schüttelte den Kopf. Wie der Wind streifte sich Atef seinen Pulli über, lief hinaus, brachte Vali heim und brach schließlich mit ihren Eltern zusammen auf, um Cosima zu suchen. Lange dauerte das nicht, knapp einen Kilometer vom Feld entfernt regte sich etwas. Es entpuppte sich als ein mitgenommen aussehender Youssuf, der seine Schwester auf den Armen trug.

*Flashback*

Ich hatte Angst. Sie schnürte mir beinah die Kehle zu. Youssuf schien es nicht anders zu gehen. Hand in Hand schlichen wir immer weiter in Richtung des Lärms. Plötzlich kamen sie. Schreiend brachen fünf sandfarben gekleidete Männer aus dem Gebüsch und zogen die Pistolen. "Kinder haben hier nichts zu suchen!", rief einer. "Beseitigt das Mädchen und nehmt den Jungen mit, er wird für uns kämpfen!", ordnete ein anderer an. Dererste Schuss zerriss die Luft, weitere folgten. Youssuf stürzte sich auf mich schirmte mich ab, aber nicht genug. Eine Kugel traf meinen Rücken, mein lieber großer Bruder, der sich geopfert hätte, wurde am Arm verletzt. Aus seiner Schulter tropfte warmes Blut auf mein Handgelenk, während er mich auf seine Arme nahm. Super! Wenigstens spürte ich noch etwas Anderes als diesen stechenden Schmerz im Rücken und dann gar nichts mehr. Vielleicht war es der Schock, jedenfalls war der sowiso schon spärliche Rest meiner Beine komplett gefühlstaub. Die Mänber waren geflohen, als sie merkten, dass ich noch lebe, ihre Magazine leer waren und Youssuf mich vor ihnen beschützen würde. Wir stolperten nach Hause und hofften, dass dort alles gut war, im Gegensatz zu dort, von wo wir gerade kamen.

*Flashback ende*

Wieder nicht besonders lang, aber, das is nunmal so

<3 Bean

Drei ist mehr als nichtsWhere stories live. Discover now