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Immer noch musste Cosima grinsen, wenn sie an den letztem Tag mit Atef zurück dachte. So etwas Schönes und Lustiges hatten sie schon lange nicht mehr gemacht. Wiso eigentlich nicht? Cosima hatte keine Ahnung. Genauso wenig wie Atef. Lange hatten die Beiden darüber nachgegrübelt, ehe sie zum Frühstück gingen. Wie immer Haferschleim mit mehr Wasser als Getreide. Längst hatten sich die Kinder geschworen, falls sie einmal viel Geld erlangen würden, gäben sie es an Mommy. Damit könnte sie dann etwas gescheites zu Essen kaufen.

Vali rührte ungeduldig in ihrem Teller, Miral konnte die Finger seiner linken Hand nicht ruhen lassen und Yosh wandt sich schon die ganze Zeit auf seinem Platz hin und her. Cosi und Youssuf konnten sich nur wundern. Irgendwann schien Miral es nicht mehr aus zuhalten und lies seinen Löffel in den Teller fallen. Yoshua bedrückte, genau wie Valeria, etwas. Vorsichtig fragte Cosi:"Was ist denn eigentlich los? Ihr stellt euch heute an? Als hätt ich das Essen vergiftet, wie ihr darin rumrührt" Das brachte in Yosh offensichtlich etwas zum Platzen. "Wir-hatten-doch diesen-alten-Mann-in-Dänemark-der-uns-immer-ein-bisschen-Geld-geschickt-hat-und-so-und-wir-haben-gestern-gehört-aiso- ich-wollts-dir-sagen-und-da-war-so-ein-Brief-und-den-wollten-wir-dir-zeigen-und-da-steht-halt-drin...", Yosh stoppte seinen viel zu schnellen Redefluss und Vali flüsterte: "Er ist tot."

"Ach, so eine Scheiße", murmelte Atef nur, als Cosi es ihm erzählte.

Die siebenköpfige Familie war auf die Spendengelder angewiesen, wenn die Ernte mal wieder besonders schlecht ausfiel.

Doch Sorgen hatten die beiden Genug. Und so beschlossen sie, seit langem einmal wieder schwimmen zu gehen. Atef wirde von seiner Mutter ausnahmsweiße entlassen, da er eigentlich noch dabei helfen müsste, ein Feld zu harken.

Die Sonne stand kurz vor dem höchsten Punkt, als die Freunde sich am nahen See ins Wasser stürzten. Das heißt, Atef stürzte sich hinein. Cosima robbte auf dem Boden entlang bis das Wasser tief genug war als dass sie mit den Armen schwimmen konnte.

Obwohl es sehr anstrengend war, hatten sie sehr viel Spaß.

Die Sonne drohte schön langsam unter zugehen, weshalb sie entschieden wieder nach Hause zu gehen. Klitschnass hiefte Cosi sich in ihren Rollstuhl und wurde von Atef nach Hause geschoben. Als sie am Anwesen der Walbys vorbei kamen brachen sie in sie in schallendes Gelächter aus. Die beiden Großen waren ihnen ganz offensichtlich beleidigt aber der Kleine überriss mal wieder überhaupt nichts.

"Wenn jeder Tag so schön werden würde, wäre, wäre der Abschied am Ende vielleicht nur noch halb so furchtbar", dachte Cosi glücklich und wendete ihr Gesicht in Richtung untergehender Sonne, die lange Schatten auf die Siedlung warf. In solchen Momenten wirkte selbst das trostloseste Viertel idyllisch.

Lächelnd sah Atef auf Cosi hinunter. Sie war für ihn wie eine große Schwester. Wie ein Andenken, das man niemals verlieren wollte. Und vor allem niemals wissentlich loslassen und es danach nie wieder zu sehen. Doch an so etwas wollte Atef jetzt gar nicht denken. Also schob er den Rollstuhl samt seiner besten Freundin langsam den holprigen Weg entlang und folgte ihrem Blick in die nun glutrote Sonne.

Nein, so schlimm konnte es gar nicht kommen.

Drei ist mehr als nichtsWhere stories live. Discover now