7.

9 2 0
                                    

Atef spähte durch das Loch in der Wand der Hütte, in der Cosis Familie hauste. Tatsache. Die faule Nuss schlief noch. Das lies sich ändern. Atef nahm einen Stein und warf ihn durch das Loch, so dass ein Stapel Töpfe umgeworfen wurde. Lautes Scheppern durchdrang die morgendliche Stille. Unzählige male hatte Atef seine beste Freundin schon so geweckt. Ihm entfur ein Kichern, als Cosi sich völlig perplex im Zimmer umschaute. "Aaaatef, du Idiot!", grinste sie. Lachend trottete dieser zu ihr und hob sie in den Rollstuhl. Immer noch rumalbernd und gackernd verlißen die beiden das Haus. "Musst du heute noch was erledigen?", fragte Cosi. Ihr Freund überlegte. "Außer mit dir Schokolade futtern und die Walbys reinlegen fällt mir leider nicht ein", antwortete Atef. Erneut brachen sie in Lachen aus. Die Walbys waren drei bleichhäutige, dicke Kinder aus England. Sie waren vor einem Jahr hergezogen, wegen einem Projekt und hatten ungefähr den Verstand und die Sportlichkeit einer Bohne. Immerwieder stellten ihnen die Dorfkinder dumme Fallen oder spielten ihnen Streiche. Und was die Schokolade anging, Atef und Cosima hatten mit 7 einen Brief an Atefs Schweizerpaten geschrieben, in dem sie jeden Monat Schokolade anforderten. Theo, wie er hieß, hatte zurück geschrieben, dass er sich freue, dass Kinder in Syrien sich für die schweizerische Schokoladenkunst interessierten und schickt nun seit Jahren regelmäßig Süßes.

Den restlichen Tag ließen sie die zwei älteren der Walbys in einem Dosentelefon mit Papaschlumpf telefonieren, der in Wirklichkeot Atef war. Dem jüngsten, der schon 10 war, machten sie weiß, durch die Wand vom alten Schuppen könne man durchlaufen und man landet im Fantasieland wieder. Die Schuppen wand ist jetzt kaputt, der Schokovorrat fast aus und die beiden Freunde überglücklich. Langsam neigte sich die Sonne zum 4-Uhrstand. Zeit, in die Kirche zu gehen. Heute vor 7 Jahren starben viele Leute in der Gegend und darum beten alle für sie. Summend schob Atef Cosima in die zweite Reihe.

*Flashback*

"wann kommst du wieder zurück, Lucy", fragte der kleine Atef seine Tante. Sie war Britin und eigentlich gar nicht seine Tante. Lucy war 18 Jahre alt und wollte ein Jahr in Syrien verbringen und dort alten Leuten helfen. Auch Atef nahm sie sich an. Damals war er ein viel zu klein geratener Junge mit vielen Narben, da sie ihn ständig verprügelten. Dann gab es einen Notfall. Eine alte Frau wurde entführt, der Täter hatte eine Nachricht hinterlassen. Da die alte Frau ein Pflegefall war und nach der Befreiung schwer krank, packte Lucy ihre Sachen und lief zu ihr. Auf Atefs Frage antwortete sie: "bald. Und wenn ich wieder da bin gehen wir mit deiner kleinen Freundin schwimmen, oke?" Fest drückte Atef Lucy an sich. Zwei Wochen später kam die Meldung, dass eine Miene zehn Menschen aus ihrem Dorf getötet hätte. Das ist ziemlich viel, für so eine kleine Siedlung. Schnell sprachen sich die Namen der Opfer durch: Die alte Frau und ihr Mann, zwei ihrer Söhne und eine Tochter, vier Nachbarn und am Schluss der Liste, wenn man schon gar nicht mehr hinhörte, eine junge Britin. Lucy Burton. Atef weinte viel, aber Cosima half ihm beim Vergessen.

*Flashback ende*

Ihre Gesichter wurden ernst, als die Messe begann. Nicht etwa, weil sie so prunkvoll oder aufwendig war, nein. Die Kirche war nicht mehr als eine Kapelle und der Gottesdienst war auch eher eintönig. Aber wenn man in einem Land lebt, in dem die Hoffnung auf bessere Zeiten schon längst gestorben ist, klammert man sich gerne an etwas. Zum Beispiel Gott.

Es war ein wunderschöner, aber auch anstrengender Tag. Die letzten Sonnenstrahlen linsen in das Schlafzimmer und Cosima schließt langsam ihre Augen.

Drei ist mehr als nichtsजहाँ कहानियाँ रहती हैं। अभी खोजें