Prolog

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Prolog:

„Beeilt euch, er müsste gleich zurückkommen." Eine junge Frau scheuchte ihre Söhne aus dem Bett und drückte ihnen ihre gepackten Koffer in die Hände. Sie schnappte sich ihren jüngsten Sohn und schubste die anderen drei vor sich her. Sie liefen verständnislos aus dem Haus zu dem Familienauto. „Wo ist Aurelia?" fragte einer der Jungen. Suchend blickten sich nun auch alle anderen um. Der Blick der Frau wurde verzweifelt. „Sie ist zu jung. Sie kann nicht mitkommen. Ich hoffe, er kümmert sich wenigstens um sie." „Wir können sie nicht einfach hierlassen. Sie ist unsere Prinzessin. Mum!" begann der älteste ihrer Söhne zu fluchen und wollte zurück ins Haus rennen. Doch sie ließ es nicht zu. Sie setzte ihn ins Auto und knallte die Tür zu. Wegen der Kindersicherung konnte er nicht wieder raus und hämmerte stattdessen an die Türe.

Die Frau sah kurz in die Richtung des Hauses. Im Dachgeschoss war das Licht im Zimmer ihrer Tochter angegangen. Es leuchtete leicht rötlich durch die roten Gardinen. Sie sah den Schatten des letzten Kindes am Fenster und beobachtete, wie das sie das Fenster öffnete und hinaus sah. Ihre Kleine war wohl durch den Lärm wachgeworden. Den schnellen Wechsel in ihrem Blick würde keiner der fünf je wieder vergessen. Aurelia hatte die ganze Situation schnell erfasst. Für ihre vier Jahre war sie äußerst intelligent.

Alle erschauderten unter dem Blick des Mädchens. Ihre blauen warmen Augen waren kalt. Ihr Gesichtsausdruck war wie versteinert und abweisend. Sie sah ein letztes Mal zu ihren Brüdern und ihrer Mutter, dann wandte sie sich ab, schloss Fenster und Vorhänge, bevor sie das Licht löschte und zurück ins Bett ging.

Die junge Frau vor dem Haus war wie versteinert. Ihre Tochter hasste sie, das stand fest. Sie hoffte, dass sich das irgendwann ändern würde, aber im Moment blieb ihr nichts anderes übrig, als alle Zelte abzubrechen und einfach das zu tun, was das Beste für ihre Söhne war. Die Kinder saßen inzwischen ruhig im Auto. Ihr ältester war auf den Beifahrersitz geklettert. Sie stieg ein und startete den Motor. Keiner sagte auch nur ein Wort, als die Mutter mit ihren vier Kindern aus der Stadt fuhr und ihre kleine Tochter mit ihrem Vater allein ließ.

Ihr ältester, der auf den Namen Jack hörte, sah sie hin und wieder sauer und enttäuscht an, bevor er wieder aus dem Autofenster starrte. Nach einer Ewigkeit stellte er die Frage, die ihn schon lange Beschäftigte, „Warum?" seine Mutter antwortete nicht, sondern sah aus dem Fenster auf die Straße. Ein kurzer Blick in den Rückspiegel verriet ihr, dass ihre anderen Kinder schon friedlich schliefen. Sie ließ sich viel Zeit, doch Jack hatte schon immer viel Geduld.

„Euer Vater hat mich betrogen. Ich will ihn nie mehr sehen." Jack schwieg. Natürlich wusste er davon, sein Vater war nicht gerade diskret. „Warum mussten wir unsere Prinzessin zurücklassen? Hast du ihren Blick gesehen? Sie wird uns das niemals verzeihen. Für sie sind wir gestorben." „Ich befürchte du hast recht, aber sie ist noch so klein, sie vergisst uns bestimmt und dann ist sie in Sicherheit. Ihr Vater liebt sie, er wird sie beschützen, so wie ich euch beschütze."

„Ich hoffe du hast recht Mum. Sollte ihr etwas passieren, weiß ich nicht, was ich tun würde." Seine Mum schwieg und so drehte er sich zu seinen kleinen Brüdern. Sie waren aneinander gekuschelt und Taylor hatte seinen Daumen im Mund. Er sah so niedlich aus. Als jüngster der Brüder lag er in der Mitte. Mit seinen sieben Jahren hatten er und sein Kindersitz dort genügend Platz. Charlie, sein neunjähriger Bruder lag rechts neben Taylor und atmete ruhig. Max hatte die Augen offen und starrte traurig auf ein Bild, dass Aurelia einmal im Auto gemalt hatte. Er liebte seine kleine Schwester und es wiederstrebte dem elfjährigen Familienmitglied sichtlich seine kleine Schwester zurückzulassen. Eine Träne lief über Max' Wange und es sah aus, als würden noch viele folgen. Jack nahm die Hand seines Bruders und drückte sie. Max sah ihn an und lächelte leicht. „Wir tun das Richtige oder Jack?" Jack schüttelte den Kopf. Er übte noch einmal die Hand seines Bruders und sagte dann

„Nein, wir machen den größten Fehler unseres Lebens, ich hoffe nur wir werden es nicht bereuen."

Liebe ist das Einzige, was wirklich zählt!Where stories live. Discover now