Ich hasse mein Leben

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„Wenn dir das Leben in Arsch tritt ... benutz den Anlauf, um vorwärts zu kommen."

„Schlampe geh gefälligst duschen, so etwas dreckiges will ich nicht anfassen!" Ich schluckte und fühlte mich so missbraucht, so schmutzig. Der Freier schubste mich in die Dusche, nur um mich dort zu Boden zu werfen, ich schlug mir den Kopf an der Wand auf, benommen nahm ich kaum wahr, wie er noch einmal in mich einzudringt. Mein Unterleib schmerzte, er war wund und ich versuchte gar nicht mehr mich zu wehren, was soll ich denn machen? Ich kann mich ja eh nicht wehren gegen diesen Kerl. In den letzten Jahren hatte ich gelernt, dass es nur mehr weh tut, wenn ich mich wehre, also lasse ich ihn einfach machen und hoffe, dass er bald fertig werden wird. Ich hasste jede seiner Berührung, jeden seiner Stöße und ich würde ihm am liebsten seinen dreckigen Schwanz abschneiden. Ich unterdrückte meine Tränen. ER sagt immer, Tränen machen schwach. Ich bin aber nicht schwach. Ich bin stark. Meine Gedanken versuchte ich auf eine schönere Zukunft zu schieben. Ich versuchte an meine Mutter und an meine Brüder zu denken. Ich versuchte es so sehr. Ich dachte an eine Zukunft in der ich alle wiedersehe, ihnen alles vergebe und wir gemeinsam leben, doch es funktionierte nicht. Egal wie sehr ich es versuche, über mir liegt dieser schmierige alte Mann, nicht zum ersten Mal, aber er hält mich davon ab, zu hoffen und zu träumen.

Nach gefühlten Stunden kam er endlich zum Ende und erhob sich von mir, nicht ohne mich nochmal anzuspucken ließ er mich einfach wie Dreck liegen. Ich versuchte mich aufzurappeln, schaffte es aber erst nach einigen Minuten. Ich war zu schwach, um zu stehen. Ich blieb also sitzen, beugte mich zum Duschhahn und machte das Wasser an um meine haut sauber zu schrubben. Als sie schon leicht blutete, bemerkte ich meine Tränen. Ich ließ alles raus. Bald war das warme Wasser aus und ich duschte eiskalt weiter. Wie in Trance verließ ich die Dusche und wickelte mich in ein Handtuch.

Ich sah in den schon fast blinden Spiegel. Mein Körper war mager, man sah die Rippen, meine Brüste waren noch nicht vorhanden, wie auch, ich war erst neun. Doch meine Hüfte nahm langsam einen weiblicheren Zug an. Vor der Tür hörte ich einen Knall und ich versuchte das Handtuch schützend, um mich zu legen. Es half nichts. Mein sogenannter Erzeuger hatte die Türe aufgestoßen und ich roch den Alkohol. Ich versuchte mich zu schützen, doch er taumelte auf mich zu und begann mich zu schlagen. Ich schrie aus Angst, ich konnte mich nicht wehren. Ich hatte keine Chance. Die Augen, die meinen ähnlich waren, zeigten mir nichts als Hass. Ich weiß nicht, was ich getan habe, aber mein Vater hasste mich und ließ mich das auch wissen.

„Schlampe, du bist so nutzlos! Ich hoffe, du kriegst es wenigstens hin, mir Bier zu holen. Wenn nicht weißt du was dir blüht oder Drecksstück?" Er brüllte mich lallend an und ich versuchte den Schlägen aus dem Weg zu gehen, aber es funktionierte nicht. Er schlug mich grün und blau. Nach einiger Zeit ließ er mich in ruhe und ich konnte wegkriechen. Ich hasse mein Leben.

Als ich das Haus verließ, sah ich in ein Schaufenster neben unserer Haustüre, mein Spiegelbild zeigte eine etwa neun-jährige kaputte Gestalt. Ich kann es nicht als Mädchen bezeichnen, weil ich einfach nur kaputt bin. Meine blauen Augen waren kalt und matt. Meine Haare waren mattbraun und kaputt. Ich sah kein Kind, sondern eine Hure, ohne dass sie das überhaupt wollte. Ich hasse mein Leben.

Ich wandte mich von meinem Spiegelbild ab und ging zu einem Supermarkt. Ich schlich durch die Gänge und steckte immer wieder eine Bierdose unter mein Shirt. Dann lief ich aus dem Laden und versteckte mich im Park. Hier hatte ich oft mit meinen Brüdern gespielt, doch dann waren sie weg und mein Vater verkaufte meinen Körper. Jede Vergewaltigung, jeder Missbrauch, diente nur dazu seine Alkoholsucht zu finanzieren. Ich hasste ihn dafür. Ich war einmal die Prinzessin von Jack, Max, Taylor und Charlie gewesen, aber jetzt bin ich nur die Hure meines Vaters.

Mein Blick viel auf ein Mädchen in meinem Alter. Sie trug neue Kleidung, die war sogar sauber. Ihr Vater lachte mit ihr und warf ihr immer wieder einen blauen Ball zu. Ich setzte mich auf die Wiese und sah immer wieder dorthin. Als das Mädchen auf den Boden fiel und weinte, nahm ihr Vater sie in den Arm und küsste ihren Scheitel. Ich weiß nicht mal, wann ich das letzte Mal so liebevoll berührt wurde, doch das war nicht das schlimmste, ein kleiner Hund lief auf das Mädchen zu und sie begann mit ihm zu kuscheln, wärend eine Frau lachend auf sie zu lief. Sie strich über den Kopf des Kindes und küsste ihren Mann. Ich hasste die Familie in dem Moment für ihr Glück.

Ich stand auf und ging Richtung zu Hause. Wir wohnten nicht mehr in dem Haus meines Vaters. Als meine Mum ihn mit meinen Brüdern verließ verkaufte er das Haus und kaufte nur eine kleine Wohnung mit zwei Zimmern und ohne einen Platz für mich, er meinte eine Missgeburt bräuchte keinen eigenen Platz.

Als ich zu Hause ankam war dort die Feuerwehr und löschte einen Brand- in der Wohnung meines Erzeugers. Ihn sah ich nirgendwo, aber ich erkannte die Chance die sich mir bot. Das Bier fiel mir aus den Armen und ich begann zu rennen. Ich rannte, soweit ich konnte. Dann lief ich außer Atem weiter. Ich verließ meine Heimatsstadt Atlanta und lief einfach weiter.

Liebe ist das Einzige, was wirklich zählt!Where stories live. Discover now