Vergangen

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Ich war schon immer fasziniert von großen Veranstaltungen gewesen. Meine Eltern hatten schon immer große Feste geschmissen, einfach weil die königliche Etikette es so vorschrieb. Somit wurde ich von klein auf in diese Bälle integriert, fein herausgeputzt und anschließend den gaffenden Adligen präsentiert. Ich erinnerte mich als Kind völlig verängstigt zu den viel zu großen Menschen hinauf zu schauen, während sie mit verzogenen Mündern und stechenden Augen auf mich hinab blickten.
 'Was für ein hübsches Kind!', posaunten sie mit viel zu lauten Stimmen, sie griffen nach meinen dünnen Armen, hielten mich an Ort um Stelle um mir durchs Haar zu streichen, in die Wange zu zwicken oder die kleine Fliege um meinem Hals zu richten. Den ganzen Abend lang, zumindest so lange wie die Etikette es einem zehn jährigen Jungen gestattete, blieb ich in den erdrückenden Hallen gefangen, bewacht von Dienern und Rittern, meine Eltern nur ab und an vorbeischauend um ihrem einzigen Kind ermunternd zuzulächeln.
 Als man mich schließlich zu Bett sandte wurde ich großspurig verabschiedet, mein feines Aussehen, meine Manieren und all diese restlichen unnützen Dinge, die ein zehnjähriges Kind nicht die Spur interessierten, wurden in den Himmel gelobt und als schwere Türen sich hinter meinem Rücken schlossen, atmete ich tief ein. Tränen die ich den ganzen Abend über immer wieder zurück geblinzelt hatten, fielen mir auf die Wange hinunter und bahnten sich ihren Weg gen Boden. Salziges Nass machte meine Sicht undeutlich, aber ich hörte nicht auf zu rennen, um endlich zurück in mein Zimmer zu gelangen. Meine Lungen schmerzten als ich mit zitternden Finger den Griff meiner Flügeltüren ertastet hatte, ich hievte sie auf und quetschte mich durch sie hindurch. In meinem Zimmer begann ich lauthals los zu schluchzen und zu keuchen, meine Augen brannten, mein Kopf tat weh, meine Stirn war schrecklich heiß und meine Nase lief unkontrolliert. Zu viel, verstand ich später, alles war zu viel. Diese ganzen Menschen die mich angeblickt und berührt hatten, diese Menschen die mich mit eisigem, abschätzenden Blick betrachtet hatten, innerlich flehend ich möge stolpern und fallen. Denn ja, ich war der rechtmäßige Thronfolger, ich ein zehnjähriges Kind, sollte eines Tages über jedes Adelshaus in diesem Land gebieten und der Zeitpunkt in dem ich brach, würde jedem einzelnen die Chance geben mich zu manipulieren. Natürlich wusste ich von letzterem noch nichts als Kind. Politik war mir ebenso gleich wie Mathematik und Geschichte, beides Fächer die ich meinem Hauslehrer versuchte aus dem Kopf zu schlagen – natürlich vergebens. Dennoch, auch wenn ich keine Ahnung von Adelsbeziehungen hatte, so hatte ich rein instinktiv die Abneigung und den Spott all dieser Menschen auf mir gespürt. Und zwar so deutlich als hätten sie es meinen unschuldigen Kinderohren persönlich zugeflüstert.
 An diesem Abend hatte ich so lange geweint, bis ich letztlich an der Last der verflossenen Tränen zusammengebrochen und in einen tiefen Schlaf gefallen war. Wenn ich geträumt hatte, so waren mir die Bilder am nächsten Morgen nicht mehr deutlich, nur kleine, einsame Tränen auf der Wange verrieten mir das auch der Schlaf zu Tage gebracht hatte was die Nacht eigentlich in Vergessenheit hatte treiben sollen.
 Später an dem darauffolgenden Morgen nach der Fiasko-Party klopften meine Eltern an die Türe meines Zimmers. Mit schnellen Fingern kämmte ich mir durch das blonde Haar, gefärbt seit ich denken konnte, schlichtweg weil die Etikette ein solches verhalten von mir verlangte. Auch die Etikette war es die mich noch einmal unter meine Augen streichen lies, mich in meinem Bett aufrecht hinsetzten ließ, ehe ich tief einatmend den Kopf hob.
 „Ja?" Meine Stimme klang zu schwach und meine Augen begannen wieder unkontrolliert zu brennen, als ich den kläglichen Ton vernahm.
 Meine Eltern traten großspurig ein und meine Mutter fand, schneller als die Etikette es ihr gestattete, ihren Platz an meiner Seite, die dünnen Arme um meinen schmächtigen Körper geworfen.
 „Luhan! Wir sind so stolz auf dich!", rief meine Mutter aus und ihr Gesicht strahlte, ihre Augen leuchteten so lebendig und liebevoll wie schon lange nicht mehr. Auch mein Vater setzte sich neben mich und legte mir eine Hand auf den blonden Schopf. „Mein Sohn, du hast uns wirklich Ehrgefühl bereitet."
 „Ich?", flüsterte ich mit brechender Stimme. Was hatte ich getan? Womit verdiente ich diese Dankbarkeit?
 „All diese Menschen gestern, konnten nicht aufhören über dich zu sprechen mein Kind. Dein erster Auftritt vor der wichtigen Gesellschaft und du hast dich in einem so perfekten Licht präsentiert! Wir sind wirklich stolz auf dich Luhan." Ich wurde auf Wange und Stirn geküsst und ich biss mir auf die Unterlippe um Tränen zurückzuhalten, dieses mal jedoch Tränen anderer Natur. Ich war glücklich! So unendlich stolz und glücklich meinen Eltern Freude bereitet zu haben.
Damals, aus dieser Erfahrung heraus, schwor ich mir aus dem Wesen Luhan einen Diamanten zu schleifen mit dem sich andere Menschen schmücken wollten.
 Menschen vor all zu langer Zeit hatten es bereits gesagt, 'Das Schöne ist Gut.' Platon hatte die Menschen gelehrt in Schönheit, Gutes zu sehen und er lag nicht falsch. Desto hübscher ich wurde, desto mehr liebten mich die Menschen. Es war schrecklich oberflächlich und falsch, dem war ich mir bewusst, doch die Adligen und später auch das Volk begannen mich zu lieben und was in einem kindlichen Wunsch nach Anerkennung seiner Eltern begonnen hatte, mündete in den zwanghaften Endlosweg einer Person deren Charakter die Welt nicht interessierte.
 Von fort an begann ich mich auf Bällen zu präsentieren, ich lächelte kokett, blinzelte mit langen, dunklen Wimpern und verneigte den Kopf so tief es mein hoher Stand gestattete. Alles nach der Etikette.
 Im Teenager Alter hatte ich natürlich begonnen meine rebellische Ader kennenzulernen, ich verliebte mich in den Sekretär eines Geschäftsmannes meines Vaters und schwärmte von der großen Liebe zu dem zehn Jahre älteren Mann. Natürlich sah Leben anders aus, natürlich würde dieser Mann sich in das Abbild eines Engels verlieben, jedoch davor zurückschrecken wenn ihm klar wurde das Gott diesen Engel nicht liebte. Sprich, mein Charakter schreckte den armen Mann ab, ich war mittlerweile zynisch und sarkastisch geworden, versteckte meine Charakterzüge jedoch hinter fein erprobten Lächeln und Kopfnicken.
 Auf Festen war ich also gewohnt stets ein Blickfänger zu sein und ich hatte mich der Rolle so angepasst, das jede meiner Bewegungen geschmeidig und elegant wirkte. Ich war ein Meister meines Faches, ungeschlagen in jeglicher Hinsicht. Nun ja, bisher.
 Denn offensichtlich war ich nicht der einzige der im Zentrum der Welt aufgewachsen war. Kai, neben mir hatte die Finger seiner Hand mit der meinen verschränkt und bewegte sich dennoch so frei als würde er Tanzen. Jede Bewegung schien durchdacht, was natürlich nur Schein und langes Training war. Eine dunkelblaue Maske verdeckte sein halbes Gesicht, aber es war unmöglich ihn zu verkennen. Er hatte diesen Charme, diesen Glanz, dieses schlichtweg Majestätische, was so unverkennbar zu ihm gehörte. Besonders hier, in diesen Hallen, in seinem natürlichen Umfeld sozusagen. Obgleich ich ihn in den Gärten geliebt hatte, dieser Moment fühlte sich mehr nach meinem Geschmack an. Ich empfand Bewunderung für den jüngeren.
 „Du starrst mich an", flüsterte er leise, als er mich zur Seite gebracht hatte. Bisher waren noch kaum Gäste da, nur enge Verwandte waren bereits gestattet dem Königspaar und den neu Verlobten ihre Grüße auszusprechen, ehe die Königliche Familie (alias wir) noch einmal aus dem schrecklich großen Saal trat um später einen ordentlichen Eintritt zu vollführen. Schrecklich diese Etikette.
 „Nun mir gefällt was ich sehe", flüsterte ich frech zurück und Kai lachte wobei sein Atem gegen meine Lippen strich.
 „Ah ich habe schon fast vergessen wie du drauf bist Luhan."
 Ich runzelte verwirrt die Stirn und blinzelte überrascht. „Was soll das bedeuten, du weißt doch das du mit Satan höchstpersönlich verlobt bist, nicht wahr?", spaßte ich und musste an unsere ersten Begegnungen als frisch Verlobte zurück denken. Unsere Sticheleien und die Bosheit unserer Worte noch immer in meinem Kopf widerhallend. Das alles schien nun so weit weg.
 „Nein, das könnte ich nicht.", grinste Kai zurück. „Übrigens, die Maske steht dir."
 Sofort griff ich nach der gold- silbernen Maske, die mit funkelnden und glitzernden Steinen verziert war. Meine Eltern hatten Kai und mich bei unserem Eintreten im Esssaal mit den Masken ausgestattet und uns darauf hingewiesen das die Steine auf beiden Masken die selben waren, was einen schönen Coupleeffekt darstellen sollte. Kai hatte die Augen verdreht. Ich nicht.
 „Danke, gleichfalls", gab ich zurück und trat vor um Kai auf die Lippen zu küssen. Doch dieser war plötzlich abgelenkt und blickte über mich hinweg. Verstimmt blickte ich mich um und suchte nach dem, was seine Aufmerksamkeit in Beschlag genommen hatte, fand jedoch nichts besonderes. Ein paar Verwandte die sich unterhielten standen willkürlich im Raum herum, während ebenfalls maskierte Kellner, gekleidet in schwarzen Hosen und weißen Hemden, silberne Tabletts auf ihren Händen balancierten.
 „Jongin", heulte ich leise., doch sein Blick wanderte nicht zu mir zurück, seine Augen hatten etwas sehnsüchtiges, glaubte ich zumindest durch die Schlitze seiner halb-Maske zu erkennen. „Jongin!", rief ich lauter und von irgendwo hinter mir hörte ich jemanden laut keuchen.  Der gerufenen Junge zuckte zusammen und sah mich schockiert an.
 „Was?"
 „Ich hab dich gerufen", meinte ich mit gerunzelter Stirn.
 „Oh...ja?"
 Ich seufzte und wandte ihm den Rücken zu. „Vergiss es, ist nicht wichtig."
 Er legte mir sanft eine warme Hand auf den Rücken und öffnete gerade den Mund, als ein Diener herantrat und uns zu Kais Eltern zitierte die nun den Saal verlassen würden um alle anderen Gäste hineinströmen zu lassen. Wir verschränkten erneut unsere Finger miteinander und verschwanden in Richtung Ausgang.
 Sobald wir den Saal verlassen hatten fand ich mich zwei vertrauten Gestalten gegenüber. „Mutter, Vater!", strahlte ich und zog Kai mit mir, als ich meine Eltern begrüßte. Erst direkt vor dem anderen Königspaar ließ ich von Kais Hand ab um meine Eltern in eine Umarmung zu schließen. Ihre erstaunten Augen blickten zwischen Kai und mir hin und her als Kai seinen Platz an meiner Seite wiederfand, nachdem auch er meine Eltern ordentlich begrüßt hatte. Augenblicklich hatte ich seine Hand ergriffen und mich eng an seine Seite platziert.
 „Schön das ihr den Weg auf euch genommen habt", meinte ich glücklich.
 „Natürlich, eure Verlobungsfeier werden wir doch gewiss nicht versäumen wollen", grinste mein Vater. „Aber verratet mir eins, was ist mit euch im Verlauf der wenigen Monate, in denen wir fort waren, geschehen? Ihr seht so verliebt und glücklich aus!"
 Ich kicherte hinter vorgehaltener Hand. Und lehnte meinen Kopf für den Bruchteil einer Sekunde auf Kais Schulter.
 „Ich habe den Briefen die uns von Kais Eltern gesandt wurden, ehrlich gesagt nicht so recht getraut", lachte meine Mutter. „Aber sie scheinen wahr zu sein. Welch ein Wunder!"
 Wir tauschten noch weitere kleine Geschichten aus, hauptsächlich wollte ich wissen, was in den letzten Monaten meiner Abwesenheit in meiner Heimat geschehen war und das Königspaar erwiderte dass, das Volk ihren Prinzen vermisste, sich jedoch für meine Verlobung freute. Ich konnte mir nur all zu gut vorstellen, wie Bauern und Mägde vor den Palasttoren standen und meinen Namen riefen, den Prinzen herbeisehnten der ihnen stets ein Lächeln geschenkt hatte.
 Bald darauf wurde hinter den Vorhängen die zu einer großen Wendeltreppe führten Stille herbei beschworen kurz bevor Trompeten ertönten und ein Sprecher mit mächtiger Stimme den Eintritt der Königin und des Königs des benachbarten Großreichs ankündigte und meine Eltern mit einem Augenzwinkern und dem Aufsetzten ihrer majestätischen, weißen Masken durch den halbgeöffneten Vorhang traten wo sie sogleich von Beifall begrüßt wurden. Die gleiche Prozedur geschah bei Kais Eltern, ehe wir beide in dem dämmerigen Licht hinter den Vorhängen zurückblieben. Unsere Eltern hielten gerade eine Ansprache und ich nutzte den Augenblick um mich kurz in Kais Armen zu verlieren. Ich atmete tief seinen vertrauten Duft ein und er seufzte leise, als er zaghaft mit einer Hand über meinen Rücken strich.
 „Der Stoff fühlt sich gut an", meinte er und klang fast abwesend. Ich grinste in seine Halsbeuge hinein. Ich hatte gewusst er würde den Satin mögen.
 „Du hast die Ehre mich später aus diesen Kleidern zu schälen", hauchte ich ihm frech ins Ohr und presste unsere Körper etwas enger zusammen. Ich hörte ihn nervös schlucken.
 „Luhan, wenn das hier vorbei ist dann muss ich unbedingt mit dir-..." Ich sprang von ihm weg, als ich unsere Namen hörte und der Vorhang langsam geöffnet wurde. Gleichzeitig, wie aufs Stichwort hoben wir die Köpfe, stellten uns aufrecht hin und legten ein sanftes Lächeln auf unsere Lippen. Verbunden durch unsere Hände traten wir in das Licht des hellen Raumes hinaus und wurden begrüßt von Klatschen und angeregt 'ahh's und 'ohh's. Wir beide verneigten uns leicht vor der Menge und vor unseren Eltern, weil die Etikette es so vorschrieb.
 Anschließend traten wir die Wendeltreppe hinunter und befanden uns umringt von strahlenden, maskierten Gesichtern. Die Masken waren eine unglaublich gute Idee gewesen, entschied ich in diesem Moment, denn sie gestatteten mir das Gesicht der anderen Person nicht sehen zu müssen und somit jeder Person (ohne die Hintergedanken alter, schlechter Begegnungen) mit gleicher Freundlichkeit zu begrüßen. Ich wurde tausendfach beglückwünscht und hörte Kai ebenfalls tausendfach Glückwünsche entgegen nehmen. Wir beide wurden angelächelt und gleichzeitig beneidet. Man sprach uns aus was für ein perfektes Paar wir nicht waren und ich stimmte ihnen allen insgeheim zu, denn ja, wir waren tatsächlich perfekt füreinander.
 „Prinz Luhan, man sieht ihren Teufelsschweif, sie sollten besser auf ihn aufpassen, nicht das jemand sie durchschaut", wurde mir plötzlich von hinten ins Ohr geflüstert und ich spürte wie Kai sich neben mir anspannte.
 „Was zum...?", fragte ich erstaunt.
 „Teufel?", vollendete der große, maskierte Mann hinter mir und ich runzelte die Stirn. Das breite, jungenhafte Grinsen, verriet mir schließlich seine Identität. Mit einem leisen Quietschen ließ ich von Kais Hand ab und warf die Arme um den großen Kerl vor mir.
 „Ach du meine Güte, wie lange ist es her? Fünf Jahre mindestens!"
 „Drei, um genau zu sein. Und du klingst wie ein alter Mann."
 „So sprichst du nicht mit deinen älteren Mitmenschen, Park Chanyeol, drohte ich und richtete den Zeigefinger vor seine Nase. „Und ich bin mir sicher es müssen mindestens fünf Jahre gewesen sein, seit wir uns zuletzt gesehen haben, ich meine was ist mit dir geschehen? Wieso bist du so groß? Wo ist dein Babyspeck?", fragte ich uns inspizierte den Jungen gründlich. Er war wirklich riesig geworden, was vielleicht sogar erleichternd war, denn damit fielen seine großen Ohren nicht mehr so auf, besonders in Kombination mit dem neuen Haarschnitt.
 „Nein, Prinz Lu, vor fünf Jahren, haben meine Familie und ich zuletzt dein Land besucht und vor drei Jahren seid ihr zu uns gekommen."
 Ich grinste bei der Erinnerung. „Es ist wirklich eine Ewigkeit her."
 Der große Junge drückte mich noch einmal an sich, ehe sein Blick über meine Schulter fiel. Schnell wandte ich mich um, ich hatte Kai völlig vergessen. „Ah, Chanyeollie das ist Kai, um euch formal vorzustellen. Mein Verlobter und werdender König diesen Landes. Kai das ist Chanyeol, seine Familie gehört dem riesigen Adelshaus weit südlich in deinem Land an, aber das weißt du bestimmt."
 Kai nickte mit einem freundlichen Lächeln. „Wir sind einander auf der einen oder anderen Festlichkeit schon begegnet", meinte Kai und Chanyeol nickte. „Aber es ist das erste mal das wir wirklich reden, freut mich Park Chanyeol."
 „Ebenfalls Majestät", meinte mein Kindheitsfreund mit einem Kopfnicken und etwas roten Wangen und ich verstand dass ihm sein vorheriges Verhalten nun etwas peinlich sein musste. Den Verlobten des Königs (selbst wenn mein Rang, dem von Kai glich) so stürmisch und unbedacht zu begrüßen musste ein deutlicher Etikettenbruch sein, doch ich lächelte ihm warm entgegen und drückte Kais Hand sanft um ihm erkennen zu geben, nicht böse zu sein.
 „Ich glaube ich habe vorhin, Chen irgendwo gesehen, also gehe ich mich mal auf die Suche nach ihm machen", er grinste mir mit einem Augenzwinkern zu und neigte auch vor Kai noch einmal den Kopf. In seinem letzten Blick, bemerkte ich den fragenden Ausdruck und hauchte ihm ein 'später' zu.
 „Das also ist ein Kindheitsfreund von dir? Scheint dich ziemlich gut zu kennen."
 „Wie kommst du darauf?"
 „Er weiß das mit den Teufelshörnern", kicherte mir Kai ins Ohr und ich musste ebenfalls Lachen. Als wäre ich besorgt griff ich mir ins Haar um meinen Kopf abzutasten.
 „Sieht man sie etwa?"
 Grinsend schüttelte Kai den Kopf.
 „Ich habe mir den Sohn der Park Familie etwas...anders vorgestellt", meinte Kai anschließend und reichte mir ein Glas Wein.
 „Wieso, was dachtest du denn von ihm?"
 Kai zögerte sichtlich und nahm einen Schluck aus seinem eigenen Glas. „Es...es ist nicht wirklich eine Meinung die ich mir gebildet habe, nur...Dinge...Dinge finden  manchmal ihren Weg an den Königshof. Gerüchte von denen sonst nur wenige wissen."
 „Ach tatsächlich? Und was für Gerüchte sind über Chanyeollie im Umlauf?", fragte ich gespielt entrüstet, als würde ich auch nur einen Deut für Gerüchte übrig haben.
 „Nun...also, seine Präferenzen-...", Kai brach ab und schüttelte den Kopf. „Vergiss es, es ist nicht von Bedeutung", er lächelte und stieß sein Glas gegen das meine an. Die Gläser klirrten leise und genötigt fühlte ich mich dazu aufgefordert auch einen Schluck der roten Flüssigkeit zu nehmen.
 Schließlich wurde die Musik des Orchesters etwas lauter angestimmt und Menschen begannen die Mitte des Saales in Beschlangnahm zu nehmen um dort zu tanzen. Ich griff direkt nach Kais Hand und zog ihn mit mir auf die Tanzfläche. Unsere Körper fanden natürlich zusammen, wenn auch zugegebenermaßen etwas steif zu Anfang und wir bewegten uns zum Takt der Musik. Tanzen bedeutete Zweisamkeit und Ruhe vor anderen Gästen, nach all dem Händeschütteln und Nicken eine willkommene Erleichterung um es Zusammenzufassen.
 Schließlich jedoch begannen andere Gäste unruhig zu werden und der Meinung nach uns schließlich genug Raum zu zweit geschenkt zu haben, begannen die ersten nach einem Abklatsch zu erbitten.
 Kai landete schließlich im Griff der schrecklich nervigen Tochter des Herzogs aus dem Norden (die über die Kai und ich uns schon im Labyrinth ausgetauscht hatten) und ich warf ihm mitleidige Blicke zu, während das hässliche Entlein mich im Gegensatz mit scharfen Blicken erdolchte. Ich schenkte ihr ein zuckersüßes Lächeln, bevor ich mich umwandte und einer Dame, die ebenfalls um einen Tanz gebeten hatte, die Hand auf die Hüfte legte.
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Königlich VerliebtWhere stories live. Discover now