Verraten

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Der Anzug für die Formelle Trauung war bloß das erste von vielen Kleidungsstücken in das mich Key heute zwängen würde. Der junge Designer betrachtete mich mit einem Schnalzen seiner Zunge, als ich seinen Ankleideraum betrat. Er sah hinter die Fassade meiner Haut und runzente die Stirn.
 „Sie sollten wenigstens versuchen glücklich auszusehen Prinz Luhan."
 „Ich bin glücklich", erwiderte ich, doch selbst in meinen Ohren klang es hohl und halbherzig. „Kai ist großartig, ich liebe ihn."
 „Mhm", meinte Key bloß. „Mit ein wenig Kohl um den Augen werde ich Ihnen das vielleicht sogar glauben. Lassen Sie es uns in ein paar Minuten noch einmal versuchen."
 Key fuchtelte in meinem Gesicht herum, bis ich mein Spiegelbild nur fassungslos anstarrten konnte. Jetzt sah ich wirklich großartig aus.
 „Also, wie geht es Ihnen?"
 „Gut", wiederholte ich, mit der selben Stimme, wie Minuten zuvor.
 Key zuckte die Achseln. „Halten Sie den Mund möglichst geschlossen und Sie sind auf der sicheren Seite." Ich nickte. „Ja, genau so."
 Anschließend kümmerte sich Key noch um mein Haar und schälte mich letztlich vorsichtig aus meinen Klamotten. Als sein Blick auf meinen geschundenen Oberkörper fiel, hob Key bloß eine Augenbraue an. Ich glaubte so etwas wie Mitgefühl in ihnen herauslesen zu können. „Die Person die das getan hat, scheint ziemlich verzweifelt gewesen zu sein", flüsterte er, mit einem Kopfnicken auf meine Brust hin. Er glaubte nicht eine Sekunde daran das Kai besagte Person gewesen sein könnte. Ich antwortete nicht. „Tut mir Leid für euch", fügte Key hinzu und es war unglaublich wie viel dieser Mann verstand. Hinter dem Schirm der meinen Körper vor den Augen anderer Bediensteter bewahrte, half mir Key in den Anzug zu kommen und schob zum Schluss eine rote Rose in meine Brusttasche. Er strich imaginäre Fussel und Falten fort, bevor er mir ein echtes Lächeln schenkte.
 „Wunderschön."
 „Danke."
 „Nicht sprechen. Du zerstörst es.", tadelte er, doch ich sah ihm an, das er scherzte.
 Ich tat als würde ich meine Lippen mit einem Schlüssel verschließen und warf ihn mir anschließend über die Schulter. Key lächelte und führte mich aus dem Raum heraus. Während wir uns dem Raum der Formellen Hochzeit näherten wünschte ich mir dieses Schlüssel-Schloss Spiel mit dem ich meine Lippen versiegelt hatte, würde genau so wirksam auch für mein Herz funktionieren. Leider tat es das nicht.

 Die Formelle Hochzeit war nichts mehr, als einen Namen und einen Blutigen Fingerabdruck auf ein Stück Pergament aufzutragen. Kai war bereits da gewesen, seine Unterschrift und sein Daumenabdruck waren bereits vorhanden und man drängte mich es ihm gleich zu tun. In meinem Kopf herrschte Rauschen, als man mir den Stift in die Hand drückte, mir mit einer Nadel sanft in den Finger gestochen wurde, bevor mein Daumen zu der gewünschten Stelle gelenkt wurde. Ich hörte das Jubeln und Klatschen der Anwesenden, höchst-Adligen kaum, als sie die Formelle Zeremonie damit beendeten. Ich konnte erst wieder aufatmen, als Key mich am Arm nahm und zurück zum Ankleideraum führte wo ich mich erneu umziehen müsste.
 Dieses Mal hatte ich eine weiße Rose in der Brusttasche fiel mir noch auf, bevor ich erneut die Räumlichkeiten verlassen musste. Wir eilten durch Gänge und Flure, bevor Key an einer bestimmten Tür inne hielt.
 „Prinz Kai wird dort drin sein. Man gibt euch etwas Zeit zu zweit, bevor die Türen wieder geöffnet werden und Sie gemeinsam zum Altar schreiten, wie geprobt, erinnern Sie sich?" Ich nickte. „Na dann." Kurz schien der Designer mit sich zu kämpfen bevor er seine dünnen Arme um mich legte. „Viel Glück", flüsterte er mir ins Ohr und ich bedankte mich leise, auch wenn ich eigentlich den Mund hatte halten wollen. Kyungsoo hinter ihm verneugte sich respektvoll und ich nickte dem Diener zu, ehe ich mich umdrehte und zu Kai in den Saal schritt.
 Kai sah nicht minder atemberaubend aus wie ich. Er stand inmitten des großen Zimmers und blickte zur Decke, von der ein ein kleiner Kronleuchter baumelte. Langsam lies er den Kopf sinken und bedachte mich mit einem schwachen Lächeln. Schmerz und Zerrisenheit waren auch in seinem Blick zu lesen und erneut explodierte etwas in meinem Kopf. Farben, Worte, Eindrücke, Erinnerungen. Alles stürzte ungeordent auf mich ein und ich stand für einen Moment einfach nur blinzelnd da, bevor meine Füße sich automatisch zu Kai bewegten.
 Der Jüngere kam mir entgegen und schlang die Arme um meinen Körper. Nicht liebevoll, sondern als würde er selbst den Schutz und die Geborgenheit suchen. Er atmete zittrig ein.
 „Hey."
 „Hi", grüßte auch ich ihn und erwiderte die Umarmung.
 Für geraume Zeit blieben wir so stehen, bevor Kai langsam einen Schritt zurück ging und mich betrachtete. „Du siehst verdammt gut aus", meinte er mit einem schwachen Auflachen und ich richtete das Kompliment zurück. Er bedankte sich mit einem Kopfnicken.
 „Bereit?", fragte er und seine Stimme zitterte.
 Ich wollte nicken, ich wollte es wirklich, doch ich konnte nicht. „Kai", flüsterte ich und plötzlich war alles zu viel. „Kai, ich glaube etwas stimmt mit mir nicht." Meine Unterlieppe bebte meine Hände zitterten wie Espenlaub. „Kai ich glaube ich werde wahnsinnig."
 „Luhan die Hochzeit...es ist ganz normal, das..."
 Ich schüttelte den Kopf. Dinge die ich immerzu in die Tiefen meines Verstanden gedrängt hatte, tauchten auf und überrollten mich wie ein riesige Welle. Und zum ersten Mal in all den Monaten, wagte ich es meine Verwirrung, Angst und Unsicherheit in Worte zu fassen. „Es...hat schon früher angefangen. Irgendwas stimmt mit meinem Kopf nicht. Ich habe eigenartige Träume, ich höre Stimmen in ihnen die nicht mir gehören, manchmal... manchmal sind da Dinge...Erinnerungen und sie...Ich werde verrückt.", endete ich, weil ich nicht wusste wie zum Teufel ich mich erklären sollte.
 Kai sog scharf die Luft ein. „Es wird vorüber gehen, es wird besser."
 „Nein ich..." Ein Gedanke durchzuckte mich. „Minseok, dieser Magier, hat auch gesagt das irgendwas nicht mit mir stimmt, also..."
 „Du bist Minseok begegnet?", fragte Kai atemlos und stolperte einen Schritt zurück, als hätte ich ihn geschlagen.
 „Ja, er-..." Ich brach ab, erneut explodierte etwas in meinem Kopf. Ein Stück meines Traumes von vor ein paar Monaten kehrte zurück. Kais Vater der mich im Herbst zu sich bestellt hatte und Minseok der in den Schatten gelauert hatte...
 „Kai..."
 „Ich hab dir doch gesagt du sollst dich von den Magiern fern halten!", zischte Kai und klang wütend und verängstigt zugleich.
 „Aber..." Ich starrte ihn an. Plötzlich fanden zwei Puzzlestücke in meinem Kopf zusammen. Plötzlich machte seine verängstigte Miene Sinn. „Du weißt etwas, nicht wahr?"
 Kai zuckte zusammen und ging ein paar mehr Schritte zurück, dabei meinem Blick ausweichend.
 „Kai", begann ich drohend. „Du...Weißt du was mit Minseok geschehen ist?"
 Er zuckte erneut zusammen.
 „Und...und ich?", fragte ich leise, die Antwort fürchtend. „Was ist mit mir? Diese Träume und...oder Erinnerungsfetzen, was beudeten die?"
 Kai biss sich krätig auf die Unterlippe.
 „Verflucht noch einmal, rede mit mir!", schrie ich ihn an und plötzlich sakten seine Schultern hinunter und langsam hob er den Kopf. „Gut."
 „Gut?"
 „Ich...ich erzähle es dir."
 „Die ganze Wahrheit?"
 Er verzog schmerzverzerrt das Gesicht. „Ja, aber dafür musst du mir helfen."
 „Wie?", fragte ich verblüft und Kai nahm einen letzten tiefen Atemzug, bevor sein Rücken gerade und sein Blick eindringlich wurde.
 „Luhan bitte denk jetzt gut nach. Worüber haben wir im Herzen des Labyrinths geredet, was hast du mir erzählt?"
 Ich blinzelte ihn verwirrt an, während ich an die damalige Zeit zurückdachte. „Ich habe dir von mir erzählt und anschließend hast du von dir gesprochen, was soll diese blöde Frage, du warst doch dabei!"
 Kai schüttelte den Kopf. „Was genau hast du mir von dir erzählt?"
 Ich dachte nach und runzelte die Stirn, die seöbe Frage hatte ich mir bereits am Abend zuvor gestellt. „Keine Ahnung? Ich nehme an ich habe dir von meiner Kindheit im Palast erzählt? Ich weiß es nicht mehr, ist das denn wichtig?" Ich erinnerte mich an das Gefühl das ich gestern bei meinem Jungesellenabschied mit Lay, Minseok und Sehun gehabt hatte. Wie erleichtert ich war als ich zum ersten Mal ehrlich über meine Vergangenheit sprechen konnte...aber....
 Kai seufzte frustriert und vergrub sein Gesicht in seiner Hand, plötzlich lichtete sich der Ausdruck in seinen Augen jedoch, als hätte er eine grandiose Idee. „Luhan, wann hast du dich in mich verliebt?"
 Die Frage war direkt und kurz dachte ich daran das er womöglich enfach nur das Thema wechseln wollte, dennoch antwortete ich ihm. „Im Sommer", schoss es also aus mir heraus wie ein Pfeil der von seinem Bogen gelassen wurde. „Nachdem wir einander so oft begegnet sind." Meine Gesichtszüge wurden plötzlich weich bei der Erinnerung und süße Gefühle fluteten meine Brust.
 Kai schluckte schwer. „Das ist richtig Luhan." Er hielt kurz inne, unsicher ob er weitersprechen sollte, dann holte er tief Luft. „Und wann hat mein Vater dich zu ihm zitiert, du weißt schon um persönlich mit dir zu sprechen?"
 Ich legte den Kopf schräg, worauf wollte Kai bloß hinaus?
 Die Erinnerung traf mich wie ein Fausthieb in den Magen, plötzlich war meine Luftzufuhr unterbrochen. „Was?"
 „Luhan..."
 Ich taumelte zur Seite und kollidierte mit der Zimmerwand. Halt suchend legte ich die Handflächen gegen den kalten Hintergrund. „Das...ist unmöglich."
 „Beantworte die Frage", flüsterte Kai, die Augen kurz geschlossen, das Gesicht in Schmerz verzogen.
 Ich schüttelte den Kopf, Nebel begann sich in meinem Kopf zu bilden.
 „Luhan bitte-..."
 „Nein!", fiel ich ihm ins Wort und schüttelte kräftig den Kopf. „Nein, nein, nein, das ist unmöglich, das ist eine Lüge!" Ich weinte, Tränen hatten sich aus meinen Augen gelöst noch bevor ich verstanden hatte was los war, in meinem Kopf summte es vor Anspannung.
 „Luhan!" Kais Stimme klang panisch als ich zu Boden stürzte und mir die Hände gegen die Ohren presste. Erneut explodierte etwas in meinem Kopf, dieses Mal fühlte es sich jedoch völlig anders an.
 Stimmen infiltrierten meinen Kopf, Stimmen die nicht meine eigene waren und panisch suchte ich nach einem Ausweg. Was war das, wessen Stimme war das schon wieder?!
 Es ist falsch.
Ich hab Schuldgefühle.
Ich hab Angst.
Ich kann das nicht.
Es ist nicht fair.
Ich liebe dich.
Oh Gott es tut mir so Leid – ich liebe dich.
 Starke Arme legten sich um meinen zusammengekauerten Körper und wiegten mich sanft hin und her. „Es tut mir Leid, Luhan, bitte beruhige dich, es tut mir so Leid."
 Mein Schluchzen und Beben ebbte bald ab, die Stimmen wurden leiser und verschwanden schließlich mit jeder Sekunde in der ich mich mehr beruhigte.
 Ich legte meine zitternden Handflächen auf Jongins Brust und schob ihn ganz sanft von mir fort, so dass er mir in die Augen blicken musste. Schuldgefühle und Pein waren deutlich in den dunklen Edelsteinen zu erkennen.
 Ich schluckte kräftig hinunter. „Als dein Vater mich zu sich gerufen hat" Ich nahm einen zittrigen Atemzug. „War es Herbst."
 Kai blieb lange stumm, dann nickte er. „Als mein Vater mit dir über dich und mich reden wollte, warst du bereits Monatelang hier, der Sommer wurde vom Herbst abgelöst und die Tage wurden kühler. Doch deiner Erinnerung nach zu schließen, haben du und ich uns im Sommer ineinander verliebt, gleichzeitig jedoch sind wir einander erst nach dem Gespräch mit deinem Vater in der Küche begegnet als du dich dort verletzt hast." Er griff nach meiner Hand und strich über die unverletzte Stelle wo ich mich einst an einer Scherbe geschnitten hatte. Die Haut war nicht vernarbt und rein als wäre nie etwas gewesen.
 Ich zog die Hand zurück und presste sie mir gegen die Brust. „Jongin..."
 „Luhan, ich habe dir meinen richtigen Namen nie verraten."
 „Aber das Herz des Labyrinthes..."
 „Du bist nie dort gewesen Luhan."
 Ich schluchzte auf. „Der Walzer unter dem riesigen Kronleuchter..."
 Kai schüttelte den Kopf. „Auch das ist nie geschehen. Nicht mit dir. Erinnere dich, du hattest keine Ahnung vom Tanzen, ich musste dir selbst die Grundschritte beibringen."
 Ich nickte geistesabwesend. „Das ergibt keinen Sinn, ich bekomme Tanzunterricht seit ich Laufen kann." Ich zuckte zusammen. „Und ich würde niemals für mich selbst Tee für die Bibliothek aufbrühen. Ich habe keine Ahnung von Kräutern, oder gar Küchenartikel."
 Kais Blick war ernst und erleichtert.
 „D-dann ist auch die Begegnung mit Sehun vor der Bibliothek nie so geschehen? Deshalb hat er sich nicht an mich erinnert.", flüsterte ich und Kai runzelte die Stirn.
 „Sehun...?"
 Ich gestattete ihm nicht weiterzusprechen denn in der nächsten Sekunde hatte ich ihn am Hemdkragen gepackt, meine erhobene Faust schwebte direkt vor seinem Gesicht, wildes Feuer brannte in meinen Augen. „Wessen...", presste ich leise hervor. „Wessen Erinnerungen sind das Kai? Was hat man mit mir gemacht?"
 Der andere schluckte schwer. „Man hat dir die Erinnerungen von...jemandem in den Kopf implantiert. Du hast in manipulierter Form gesehen und empfunden was diese Person und ich den Sommer über erlebt haben, während du Tagein Tagaus in der Bibliothek verschwunden bist." Ich taumelte zurück und krachte fassungslos gegen die Wand.
 „All diese Erinnerungen...einfach Alles, gehört nicht mir?", fragte ich mit leiser Stimme, als hätte ich Angst davor die Worte laut auszusprechen.
 Kai nickte langsam. „Ich weiß nicht zu welchem Ausmaß man die Erinnerungen verändert hat. Aber es scheint als ob jedes mal wenn ich den Namen der Person ausgesprochen habe, wenn wir über... uns gesprochen haben oder er mir von sich erzählt hat, deine Erinnerung brüchig sind, so manipuliert dass die Erinnerung durch deine eigene aufgefüllt wurde, oder komplett geändert wurde."
 Die Worte sickerten schwer ein und immer mehr Puzzlestücke fanden in dem Wirrwarr an seinen rechtmäßigen Platz. „Du hast meinen Namen nie ausgesprochen", flüsterte ich. „Und ich habe mein Spiegelbild nie gesehen." Ich schüttelte den Kopf. „Aber wie konnte ich bei der Besprechung dabei sein, wie konnte ich dir in den Korridoren begegnen." Ich sträubte mich noch immer anstelle von ich, die andere Person zu sagen.
 Kai blieb stumm und senkte den Blick gen Boden.
 „Kai! Wer ist es?" Mein Gegenüber biss sich auf die Unterlippe. „Kai! Gott verdammt du schuldest mir eine Antwort! Wessen verfluchte Erinnerungen sind das? Wessen Leben ist das?" Ich schrie ihn an und Kai zog den Kopf leicht ein, bevor er seufzte und sich schließlich geschlagen gab.
 „Es ist Kyungsoo", flüsterte er und dieses Mal konnte ich nicht an mich halten. Meine Hand hob sich wie von magischen Seilen gelenkt und kollidierte mit seiner Wange. Ein schallendes Geräusch entstand dabei.
 „Du hast mit meinem eigenen Diener eine Affaire begonnen!" Tausende Gedanken rannten durch meinen Kopf wie Rennpferde denen die Sporen gegeben wurden. Dann lachte ich trocken auf. „Natürlich es macht Sinn! In der Küche...wer sonst würde Tee für die Bibliothek aufbrühen als mein persönlicher Bediensteter? Wer sonst würde durch die Korridore schweifen um mir das heiße Getränk in die Bibliothek zu bringen? Wer sonst hätte anschließend genug Zeit den Königssohn zu verführen weil der rechtmäßige Verlobte von besagtem Königssohn und zufällig sein eigener Meister den ganzen lieben langen Tag in der Bibliothek verbringt!" Mein Lachen klang verrückt, komplett Irre und genau so fühlte ich mich auch. „Und natürlich ist er bei jedem Essen, bei jeder Besprechung dabei, denn er ist mein persönlicher Diener. Ein ehemaliger Sklave sogar! Gott verdammt Kai bist du komplett wahnsinnig geworden?"
 „Sprich nicht so über ihn Luhan, das verdient er nicht. Ich verstehe wenn du wütend bist aber-..."
 „Wütend? Du denkst ich bin wütend?! Nein, ich bin zornig verdammt!", schrie ich und mein Gegenüber zuckte zusammen. „Wie konntest du nur?"
 „Was habe ich denn getan?", rief Kai nun zurück. „Wir hatten beide abgemacht das wir unsere Beziehung auf platonischer Ebene belassen werden. Ich hatte keine Verpflichtungen dir gegenüber!"
 „Keine Verpflichtungen also? Unsere Verlobung, Abkommen hin oder her, ist Verpflichtung genug für dich und nur weil wir die Sache freundschaftlich durchstehen wollten, hattest du nicht einfach das Recht meinen Diener zu vögeln!"
 „Was sollte ich denn tun?", flüsterte Kai schwach.
 „Die Frage ist nicht was du tun sollst, sondern was ich nun machen muss." Heftiges Schluchzen entfloh meiner Kehle als ich Kai vor mir betrachtete. Ich bohrte meine Finger schmerzhaft tief in meine eigene Brust, direkt auf die Stelle unter der mein Herz heftig gegen meinen Brustkorb pochte. „Was mache ich jetzt?", wollte ich verzweifelt wissen. „Es geht nicht weg, diese Gefühle...sie gehören mir nicht, nicht ich habe mich ich dich verliebt, sondern er. Aber...aber jetzt, jetzt gerade bin ich derjenige der nicht aufhören kann an dich zu denken, diese Gefühle, diese Liebe die ich empfinde, ist echt." Ich vergrub mein Gesicht in meinen Handflächen und mein Körper wurde von heftigen Wellen geschüttelt. „Ich liebe dich", presste ich hervor. „Oh Gott warum liebe ich dich so sehr?"
 Kai legte mir eine Hand auf die Schulter und ich schüttelte sie ab. „Nein, lass mich."
 „Luhan...Luhan ich hab mich damals nicht mit Absicht in Kyungsoo verliebt, es...es ist einfach geschehen." Er atmete zittrig ein. „Während ich dich kaum zu Gesicht bekommen habe, bin ich Kyungsoo immer näher gekommen. Zu nah." Seine Stimme wurde dunkel. „Ich habe mich in ihn verliebt und war dumm genug mich dieser Liebe hinzugeben...Doch an dem Tag, an dem ich mit Kyungsoo in den Ballsaal gegangen bin, wurden wir schließlich erwischt. Deine Erinnerung endet dort ziemlich abrupt nicht wahr? Das ligt daran, weil die Wachen meines Vater Kyungsoo und mich auseinander gerissen haben und Kyungsoo anschließend mit sich nahmen. Ich dachte sie würden ihn umbringen" Kai gab einen erstickten Laut von sich, „doch stattdessen hat mein Vater beschlossen Kyungsoos Gefühle für mich zu seinem Gunsten auszunutzen. Er hat dich gerufen um zu reden, solltest du denken, während gleichzeitig die Kräuter in dem Raum deinen Verstand benebelt haben. Als du ohnmächtig wurdest hat Minseok Kyungsoos Erinnerungen in dein Gehirn gepflanzt und Kyungsoo selbst" er hielt inne. „Kyungsoo hat man die Erinnerung ausgelöscht. Komlett ausradiert. Jeder Gedanke an mich, jedes Gefühl...man hat ihm alles genommen."
 Ich wischte mein Gesicht trocken, bevor ich aufstand und Kai fest ins Gesicht blickte. „Du glaubst doch nicht ernsthaft das ich das auf mir sitzen lassen werde". Knurrte ich. „Meine Familie mag vieles tun um unsere Königreiche zu verbinden, aber selbst das geht zu weit." Ich wollte mich abwenden, doch Kai packte mich am Arm.
 „Wenn du jetzt da raus gehst und denen sagst was ich dir erzählt habe, wird mein Vater Kyungsoo töten. Das alleine hat mich davon abgehalten dir die Wahrheit zu sagen, ich schwöre es!"
 „Denkst du das rechtferitgt auch nur irgendwas?", knurrte ich ihn an.
 „Nein! Nein das tut es nicht, aber Luhan ich bitte dich, du kannst diese Heirat nicht auflösen."
 „Oh glaub mir und wie ich das kann."
 „Luhan!", Kai klang verzweifelt. „Glaub mir ich wollte das alles auch nicht, aber mir ist klar geworden wie wichtig das hier ist!"
 Ich hielt inne.
 „Es geht hier um das Leben von Millionen von Mesnchen. Menschen die wir auf dem Gewissen habenn werden, wenn unsere Länder sich nicht verbünden. Du kennst die Geschichte! Du weißt was passiert ist. Es wird wieder geschehen und das weißt du. Wenn wir beide jetzt nicht..."
 „Wieso hat man deine Erinnerungen nicht manipuliert?", fiel ich ihm einfach ins Wort.  
 „Was?"
 „Wieso nur Kyungsoo und ich? Wäre es nicht einfacher gewesen es so zu regeln, das du mich anstatt Kyungsoo liebst?"
 Kai schluckte schwer. „Das liegt daran weil man mich nicht verzaubern kann."
 „Ich bitte dich", ich verdrehte die Augen und wollte weiter gehen, doch Kai hielt mich auf.
 „Es gibt einen Zauber, der verhindert das andere Zauber auf mich gelegt werden können."
 „Und der wäre?"
 „Ein Reflectare", antwortete Kai mit brechender Stimme.
 „Und wieso hast nur du den?"
 Kai lachte. „Glaub mir, den willst du nicht." Und die Dunkelheit in Kais Stimme lies mich zögern.
 „Erzähl mir von...diesem Zauber."
 „Ein Reflectare ist ein Zauber den jeder Magier auf dieser Welt anwenden kann, eine Art magisches Erbe. Das Wissen diesen Zauber anzuwenden ist ihnen ins Fleisch graviert, so wie uns gewöhnlichen Menschen das Atmen niemals beigebracht werden musste."
 „Wenn jeder diesen Reflectare kennt, wieso habe ich dann noch nie von ihm gehört?"
 „Weil kein Magier auf dieser Welt freiwillig einen Reflectare anwenden würde."
 Das erstaunte mich nun doch. „Wieso das denn? Und wie hast du den dann bekommen?"
 „Dank meiner Mutter", flüsterte er, als fürchte er jemand könne uns hören. „Es ist eigentlich ein Verbrechen einen Magier auch nur auf einen Reflectare anzusprechen, aber meine Mutter...hat damals Dinge getan die sie nicht hätte tun dürfen."
 „Wieso?"
 „Es war nur Wochen nachdem Sehun bei uns abgeliefert wurde und seine Mutter noch am Leben war. Meine Mutter hat die Liebe für Sehun und dessen Mutter in den  Augen meines Vaters gesehen und befürchtete er würde...schreckliche Mittel ergreifen um Sehun meine Stelle im Palast zu überlassen."
 „Aber wie sollte er-..." Ich brach ab und starrte ihn mit großen Augen an. „Deine Mutter befürchtete, dass dein Vater dich umbringen lassen würde?"
 Kai nickte langsam. „Sie hat mir in der Zeit unendlich viele treu ergebene Wachen an die Seite gestellt, immerzu in der Angst lebend mir würde etwas passieren. In ihrer Angst lebte ich ein eingeschränktes Leben, immerzu beobachtet und immerzu eingekreist. Ich habe Sehun wirklich verübelt das mir meine Freiheit seinetwegen genommen wurde. Ich war zeimlich fieß zu ihm" Kai seufzte. „Wie auch immer, meiner Mutter reichte der Schutz der Wachen bald nicht mehr aus, weil sie gesehen hatte zu welchen Dingen Magier im Stande war und sie beschloss das diese mir gefährlich werden könnten."
 „Das verstehe ich irgendwie."
 Kai nickte. „Um ihr Kind zu schützen, wollte sie erst alle Magier vertreiben, doch dies gelang ihr nicht, also erkundigte sie sich bei einem alten Bibliothekar, dessen Wissen das menschliche weitaus überstieg. Dieser hat ihr vom Reflectare erzählt."
 „Und dann?"
 „Dann hat meine Mutter nach einem passenden Magier gesucht, einen möglichst mächtigen. Sie hat von zwei abtrünnigen Magiern gehört die sich in den Bergen versteckt hielten, jedoch mächtig genug waren sich von niemandem einfangen zu lassen. Abtrünnige Magier gelten als Sicherheitsrisiko für die Öffentlichkeit, deshalb werden sie meist direkt executiert. Dies kam meiner Mutter sehr gelegen. Daher packte sie sich ein paar ihrer besten Wachen, ein paar Magier die unter dem Königspaar standen und mich, um in die Berge zu reisen."
 „Und ihr habt die Magier gefunden?"
 Kai nickte. „Der Plan war zeimlich hinterhältig. Wir haben die beiden für eine ganze Weile beobachtet, bevor wir einen der Magier angegegriffen und schwer verletzt haben."
 „Und der hat dann einen Reflectare angewandt?"
 „Nein. Er war bloß der Lockvogel für den anderen Magier. Ein Magier, vor allem dieser wie es schien, würde niemals frewillig einen Reflectare anwenden. Niemals."
 „Wieso?"
 „Der Magier der den Zauber ausübt stirbt", gestand Kai leise und langsam verstand ich warum dieser Reflectare für so unendlich gefährlich befunden wurde. „Im aller günstigsten Fall ist der Magier stark genug zu überleben, fällt jedoch in ein Koma ohne Erwachen."
 „Sie schlafen für immer und ewig oder sterben?" Ich starrte ihn an.
 „Vor allem sterben sie in den meisten Fällen."
 „Es gibt keine andere Möglichkeit?"
 „Nein", meinte Kai „Wenn sie schlafen, besteht jedoch eine einzige Möglichkeit wie sie wieder aufwachen."
 „Oh und wie?"
 „Wenn die Person auf die der Reflectare angewandt wurde stirbt. Es ist ein einfaches Prinzip. Indem der Magier stirbt, erhalte ich den Reflectare. Stirbt der Magier bei dem Zauber unerwartet jedoch nicht, kann mein Tod ihn ins Leben zurück bringen."
 „Das ist wahnsinnig."
 „Ja, deshalb ist dieser Zauber verboten."
 „Und die beiden Magier aus den Bergen?"Ich musste einfach die ganze Geschichte hören.
 „Nachdem wir den einen Magier, sein Name lautete Kris, dass weiß ich noch, verletzt und gefesselt hatten, schliffen wir ihn zu seinem Partner. Dort hat meine Mutter begonnen mit dem anderen Magier, sein Name latutete Tao, zu verhandeln. Es galt Taos Leben für das von Kris. Und kurz bevor die Magier, die wir aus dem Palast mitgebracht hatten, Minseok, nur einer von ihnen, Kris töten konnte, ist Tao zusammen gebrochen und hat sich jeder Bedingung gebeugt."
 „Und dann hat er einen Reflectare angewandt?"
 „So ist es." Kai schien in Gedanken verloren. „Ich war damals noch ein Kind, wusste nicht was man tat, was man von Tao verlangte, aber hätte ich es gewusst ich hätte es sie nicht machen lassen." Ein Schauder überlief den braunhaarigen. „So ein Reflectare ist das schlimmste was ich in meinem Leben je miterlebt habe. Ich werde nie vergessen, wie Tao langsam auf mich zugegangen ist, sich vor mich auf den Boden gekniet hat um auf einer Augenhöhe mit mir zu sein. Ich habe den Hass und den Zorn deurlich in seinen Augen gesehen und dann hat er sie geschlossen und ich habe es ihm automatisch gleich getan. Wie von unsichtbaren Fäden geleitet." Kai wirkte schrecklich blass. „Ich habe alles gesehen. Habe gesehen was in Tao passiert ist, während er den Zauber angewandt hat. Im Grunde ist es die pure, wahnsinnige Selbstzerstörung. Ein Magier kehrt in sein Innerstes bevor er vor seinen Seelenspiegel tritt und ihn dann mit eigenen Händen zertrümmert und zerschlägt. Es ist als würdest du dir selbst alle Gliedmaßen ausreißen, dich selbst bis zur Unkenntlichkeit zerstören."
 Ich schluckte schwer hinunter. „Dieser Tao muss Kris sehr geliebt haben, wenn er das auf sich genommen hat."
 „Das hat er, ich habe es in jedem Seelensplitter gesehen der auf mich zugeflogen ist. Mit der Verbindung die Tao zwischen uns aufgestellt hat, während er sich selbst vernichtet hat, ist der Zauber dann abgeschlossen. Indem Taos Seelenspiegel zerstört ist, ist mein eigener dazu fähig jegliche Magie die auf mich abgefeuert wird, zurück zu schleudern."
 „Deshalb hat man dich nicht verzaubert."
 Kai stutzte kurz. „Da meine Mutter auf eigene Faust gehandelt hat, wusste mein Vater wohl niemals über den Refelctare bescheid...Erst als er Minseok befohlen hat einen Zauber auf mich abzufeuern."
 „Was, Minseok? Aber er wusste doch..."
 „Minseok hat meiner Mutter einen unbrechbaren Schwur geleistet, niemals ein Wort über den Reflectare zu verlieren, und da mein Vater nicht wusste warum Minseok sich so sehr sträubte mich zu verzaubern hat er ihm mit Strafe und Gewalt gedroht, bis Minseok nachgegeben hat und sozusagen freiwillig in sein Unheil gerannt ist."  
 „Er hat einen Zauber auf dich abgefeuert?"
 „Ja, den selben wie auf dich."
 „Und...was ist geschehen?"
 „Das was hätte geschehen müssen. Der Zauber ist an mir abgeprallt und auf Minseok zurück geschossen."
 „Deshalb ist er jetzt also so...eigenartig?" Kai nickte.  „Und deshalb verlangt der König von Lay eine Art Gegenzauber?" Erneutes Nicken. „Und Tao war derjenige dessen Seele schon einmal vor Minseoks Augen komplett zerbrochen ist", flüsterte ich lautlos, während ich daran dachtem was Minseok gesagt hatte, nachdem Lay erzählt hatte, ein Teil von Sehuns Seelenspiegel wäre kaputt gegangen.
 „Oh Gott", ich stolperte rücklings. „Das ist alles so verworren."
 „Es tut mir Leid ich..."
 Ein Klopfen lis uns beide zusammenzucken. „Eure Hoheiten, sind Sie so weit? Die Zeremonie kann beginnen."
 „Einen Moment noch!", rief Kai und blickte mich erwartungsvoll an. „Luhan..."
 „Sag es nicht", wimmerte ich und schloss die Augen. „Wie...wie soll ich jetzt...nach allem was du eben erzählt hast, nach allem was geschehen ist, nach allem was man mit mir gemacht hat..." Meine Stimme starb.
 Kai packte mich sanft an den Schultern. „Ich weiß das ist unverzeihlich und du kannst mich hassen, ehrlich ich würde es dir nicht übel nehmen, aber das...diese ganze Hochzeit übersteigt uns. Das ist nicht für uns. Das ist der Grund warum wir es uns erlauben Königlich zu sein."
 Ich schloss die Augen, ich wusste ja das er recht hat. „Was ist mit Tao und Kris geschehen?", wollte ich wissen und Kais Gesicht wurde traurig.
 „Nachdem Tao den Refelctare angewandt hat ist er zu Boden gekracht. Kris hat geschrien und geweint und in seinem Zorn hat er die Kraft entwickelt sich von den Magiern und den Wachen loszureißen. Noch bevor die anderen reagieren konnten, hat er Tao gepackt und ist im Nichts verschwunden. Da wir hatten was wir wollten, sind wir ihm nicht gefolgt, immerhin ist er ein einziger Magier und Tao wahrscheinlich Tod. Keine Bedrohung für eine ganze Arme also."
 Ich nickte seufzend und lies mich von Kai zur Türe führen. „Kai. Ich werde dir das niemals verzeihen", flüsterte ich, während wir darauf warteten das die großen Flügeltüren zum Garten aufschwangen und uns dem Blick der hunderten Gäste offenbaren würde. Irgendwo unter ihnen würde Sehun auf seine Gelegenheit warten, das Schloss zu verlassen. Etwas in meinem Inneren zerbrach und es klang wie splitterndes Glas. Mein Seelenspiegel...
 Kai drückte meine Hand. „Es tut mir Leid", flüsterte er, während ein paar Diener die Türen langsam von außen aufzogen und Kai und ich uns dem großen Altar in ein paar Metern Entfernung gegenüberstanden.

Königlich VerliebtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt