Verzaubert

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„Ich weiß ja nicht recht was ich von all dem halten soll.“, hörte ich jemanden murmeln und ächzte leise. Ich drehte mich um und schlang einen Arm und meine Beine fester um das warme Kissen. 
 „Oh Gott, ich glaube ich sterbe“, hörte ich jemanden flüstern und ein erheitertes Lachen folgte. 
 „Du bist wach mein Freund. Darf ich dir zu deiner Eroberung gratulieren?“ 
 „Zu laut“, murmelte ich und vergrub mein Gesicht in etwas recht hartem. Das Etwas bewegte sich leicht und verwundert hob ich den Kopf an. Ich blinzelte gegen die Müdigkeit und versuchte meine verschlafenen Augen an das neue Licht zu gewöhnen. Der Anblick der sich mir schließlich bot, ließ mich lange Zeit nur erstaunt blinzeln. „Sehun?“, fragte ich verwundert und der jüngere verzog das Gesicht zu einer gequälten Miene. „G-guten Morgen Luhan.“ 
 Sofort sprang ich auf. Ich hatte förmlich auf dem jüngeren gelegen! Und mein Wangen brannten heiß, bei dem Gedanken wie lange ich mich schon an ihn geklammert haben musste. „Oh Gott, tut mir Leid, ich....ich weiß nicht, ich...“
 „Der Morgen danach“, seufzte Lay theatralisch und betrachtete mich aus verschlagenen Augen heraus, wobei er bequem im Schneidersitz am Fußende des Bettes hockte. 
 „Seit wann bist du eigentlich hier?“, wollte Sehun mit feuerroten Wangen wissen um den Kommentar seines Freundes einfach passieren zu lassen. 
 „Lange genug“, erwiderte Lay. „Also, wie wollt ihr mir die Situation erklären? Sehun bist du überhaupt schon alt genug um Sex zu haben?“ 
 „Oh Gott Lay halt sofort den Mund!“, rief Sehun und warf Lay eines seiner Kissen ins Gesicht. Der Magier starrte den Gegenstand in seinem Schoß verwundert an. 
 „Was?! Ich mach mir doch nur Gedanken um dich!“ 
 „Da war nichts heute Nacht zwischen uns!“, schrie Sehun in Rage und griff mit einer Hand in sein blondes Haar als wollte er es sich herausreißen. Ich verstand ihn. 
 „Und was macht Lulu dann in deinem Bett und förmlich auf dir?“ 
 „Er hat hier übernachtet. Punkt, Ende, Aus. Kapiert?“ 
 Lay schmollte. „Übernachtungsparty also? Und dann auch noch ohne mich? Schöne Freunde seid ihr.“ Der Magier verschränkte die Arme vor seiner Brust. „Jetzt verdient ihr nicht zu erfahren, weshalb ich hier bin.“ 
 Sehun verdrehte die Augen und zum ersten Mal wagte er es den Blick auf mich zu richten. Ich zuckte heftig zusammen. Er wirkte noch etwas verschlafen, seine Augen unscharf, sein Haar stand ungebändigt von seinem Kopf ab und doch, er sah gut aus. Viel zu gut. 
 
 Wie kümmerte man sich um ein gebrochenes Herz? Gäbe es ein Buch mit Anleitung zu diesem Thema ich hätte es wohl gelesen, doch die Bibliothek des Palastes bot ein solches nicht an, wodurch ich mir wohl oder übel selbst etwas einfallen lassen musste. Nur was? Meine Gedanken waren laut und wild, gaben mir weder Abends noch morgens etwas Ruhe und nichts vermochte mich Abzulenken, nicht einmal lesen konnte ich mehr. Meine Gedanken würden dem Verlauf der Geschichte nicht folgen können, meine Augen würden die Buchstaben entlang fahren, ohne deren Sinn wahrgenommen zu haben. Ständig und ununterbrochen kreisten Gedanken an Kai in meinem Kopf umher. Unser Streit, ab Abend des Maskenballs war wenige Tage her und bisher hatte ich mir alle Mühe gegeben dem dunkelhaarigen aus dem Weg zu gehen. Ich hatte mich sogar Krank gemeldet um den gemeinsamen Abendessen nicht beiwohnen zu müssen. Ich versuchte in der Stille meines Zimmers meine Gedanken zu ordnen, versuchte zu verstehen was plötzlich in Kai gefahren war und weshalb er an meinen Gefühlen für ihn zweifelte. Vor allem das. Die Worte Du liebst mich nicht, die Kai mir so verzweifelt entgegen geschrien hatten, trafen mich immer wieder aufs neue wie Messerstiche ins Herz. Wie konnte Kai nur so etwas denken?
 Der vierte Morgen nach dem Ball brach an und meine Augen flatterten auf um den Morgen zu begrüßen. Die Gewissheit das ich einen weiteren Tag bewegungslos im Bett verbringen würde, sickerte in meinen Körper ein und seufzend schloss ich die Augen wieder. 
 „Ihr könnt da nicht einfach rein!“, zisckte plötzlich jemand und die gedämpfte Stimme ließ mich leicht den Kopf heben und zur geschlossenen Türe spähen. 
 „Keine Sorge, er wird sich nicht über unseren Besuch stören.“, antwortete jemand und die Stimme war schrecklich vertraut. Bitte nicht, dachte ich mit einem leisen stöhnen und stülpte meine dicke Schlafdecke über den Kopf. 
 „Ich kann euch wirklich nicht einfach...“, protestierte die erste Stimme, die ich als meinen treuen Diener erkannte. Ich hatte den dunkelhaarigen Leibeigenen damit beauftragt mir jede Menschenseele vom Leib zu halten und bisher hatte der junge Diener hervorragende Arbeit geleistet. Nun jedoch, schien er an seine Grenzen zu geraten. Ich konnte es ihm gar nicht übel nehmen. 
 Nur wenige Sekunden später krachte plötzlich die Tür auf und wurde laut gegen die dahinterliegende Wand geschleudert. Ich wimmerte leise bei dem Geräusch. 
 „Ups war wohl etwas zu kräftig.“, murmelte ein gewisser Magier und ich betete er würde mich irgendwie übersehen. 
 „Gott Lay bist du verrückt geworden?“ 
 Na super, Sehun war natürlich mit von der Partie. 
 „Ich warne euch, verschwindet bitte augenblicklich wieder! Prinz Luhan ist krank und will nicht gestört werden“, versuchte mein Diener die ungebetenen Gäste wieder heraus zu lotsen. 
 „Wir sind Freunde des kleinen Simulanten.“, kicherte Lay und langsam erwachte Wut in meinem Inneren. Wen nannte er hier gerade klein?! 
 „Freunde? Ich habe euch beide noch nie zuvor gesehen!“, rief der dunkelhaarige aus und ich konnte mir nur zu gut vorstellen wie der kleine Diener seine Hände in die Seiten stemmte und die Magier mit seinen großen, eindringlichen Augen musterte. 
 „So genau stimmt das nicht, wir wurden einmal vorgestellt! Mh...wie war noch gleich dein Name?“ 
 „Wovon redest du da?“, fragte mein Diener verwirrt und bevor Sehun ihm antworten konnte schlug ich die Bettdecke über den Kopf und funkelte die drei Person mit Feuern in den Augen, an. 
 „Was soll das hier? Seid gefälligst etwas leiser!“ 
 Die drei blinzelten verwirrt zu mir, es wirkte fast als hätten sie vergessen das ich überhaupt da war, doch nur einen Sekundenbruchteil später löste Lay die aufgekommene Spannung indem er sich zu mir aufs Bett warf und schnell unter die Bettdecke krabbelte. 
 „H-hey...“, rief ich aus doch Lay hatte seinen Kopf bereits mit einer friedlichen Miene auf dem Gesicht, auf mein Federkissen gebettet. Hilflos sah ich zu Sehun herüber, der sich mit der flachen Hand gegen die Stirn schlug. Keine Hilfe also. 
 Mein Diener machte große Augen, noch größer als für gewöhnlich, möchte ich hier anmerken, und ein tiefes Stirnrunzeln gravierte sich in seine Stirn hinein. 
 „Mh...Hoheit, sollte ich vielleicht die Wachen rufen?“, er schluckte schwer und betrachtete Lay, als würde er sich in der nächsten Sekunde auf mich stürzen und seine Hände um meinen Hals legen um mich zu erdrosseln. 
 Seufzend schüttelte ich den Kopf. „Ist schon gut. Du kannst gehen, du bist entlassen für heute.“ 
 „Aber...“, begann der andere, doch mein fester Blick brachte ihn zum Stocken. „Wie ihr wünscht.“ Und er verneigte sich wie immer und schritt langsam zur Türe. „Ruft solltet Ihr...Hilfe benötigen.“, meinte der dunkelhaarige nervös und schloss daraufhin die Türe hinter sich. 
 „Dir ist klar, dass der arme Kerl jetzt sonst etwas über deine Beziehung zu mir denken wird“, fing ich langsam an und atmete tief ein, meine Stimme zitterte vor Wut und ich war gefährlich kurz davor, den Magier anzuschreien. 
 „Was meinst du?“, murmelte Lay in das Kissen und würdigte mich noch  nicht einmal eines kurzen Blickes. 
 „Mh Lay...“, fing Sehun hilflos an und ich hörte ihn selbst aus der Entfernung schwer herunterschlucken. Der Magier seufzte entspannt. 
 „Lay wirklich...“ 
 Sehuns Nervosität war nicht unbegründet, denn mittlerweile hatte das Gesicht des jungen Magiers den gleichen Effekt auf mein Gemüt wie ein rotes, wedelndes Tuch vor den Augen eines wilden Stiers. 
 Mit einem gezielten Tritt, traf ich den Jungen in die Seite und beförderte ihn mit einem lauten Krachen gen Boden. 
 „Au!“
 Ich packte die Bettdecke mit eisernem Griff und warf sie erneut über meinen Kopf, rollte mich zusammen wie ein verängstigter Igel und betete die zwei Störenfriede würden die Nachricht endlich verstehen und sich aus dem Staub machen. 
 Lange herrschte Stille, dann seufzte jemand. „Das hat wirklich weh getan“, grummelte der Magier und klopfte mir leicht auf den Rücken. Ein schlechtes Gewissen machte sich in mir breit, ich war wohl tatsächlich etwas grob gewesen. 
 „Tut mir Leid“, murmelte ich noch immer unter meiner Decke und hoffte halb er hätte mich nicht verstanden. 
 Das Klopfen gegen meinen Rücken verwandelte sich bald in sanftes Streicheln und ich entspannte mich unter der sanften Geste. Das Bett quietschte leicht und sank unter dem Gewicht der neu dazugekommenen Personen leicht hinunter. 
 Schließlich, als es unter dem Baumwollmaterial zu heiß und die Luft zu knapp wurde, streckte ich den Kopf heraus und fand sowohl Lay als auch Sehun an meiner Seite auf dem großen Doppelbett. 
 „Du hast uns seit Tagen nicht mehr besucht, wir haben uns Sorgen gemacht“, sagte Sehun leise und lächelte sanft als er mein verschlafenes Gesicht betrachtete. 
 „T-tut mir Leid“, stotterte ich auf ein Neues und sehr unerwartet begannen meine Augen zu brennen. Ich war heil froh das wenigstens keine Träne meine Wange hinunter liefen. 
 „Deine Aura ist ganz dunkel.“ Lay schüttelte traurig den Kopf. „Das passt nicht zu dir, all das schwarz und grau passt kein Stück zu deinem Hauttyp.“ Der Scherz stahl meiner trockenen Kehle ein leises Lachen und ich fühlte mich wund, weil die einzigen Geräusche die meinen Hals die letzten Tage verlassen hatte, leise Schluchzer gewesen waren. 
 „Du solltest langsam wirklich aufhören dich in deinem Zimmer zu verstecken“, meinte Sehun sanft und zerknüllte die Bettdecke in seinem Schoß mit unruhigen Fingern. Ich schüttelte müde den Kopf. 
 „Komm schon, Sehun hat recht Luhan. Die Sache mit Kai...legt sich bestimmt wieder. Er ist gewiss nur nervös wegen der nahenden Hochzeit“, warf auch Lay ein und ich wunderte mich gar nicht, dass er bescheid wusste, Sehun hatte ihm gewiss schon vor Tagen anvertraut was am Abend des Maskenballes geschehen war.
 „Dennoch“, flüsterte ich nach einer langen Pause. „Er hätte das nicht sagen dürfen.“ Meine Stimme zitterte schwer und ich vergrub das Gesicht in Sehuns Schulter. Der Jüngere blieb hilflos sitzen und tätschelte mir mitfühlend die andere Schulter. 
 „Das stimmt“, grummelte Lay. „Wenn du möchtest kann ich versuchen ihn zu verzaubern.“ Lay war plötzlich sehr aufgeregt und hüpfte vom Bett. „Genau! Ich mache einfach eine sehr zerbrechliche Vase aus ihm und stelle ihn dann direkt auf die Pferde-Rennstrecke.“ 
 Sehun seufzte tief aus. „erinnerst du dich an das letzte Mal als du Kai verzaubern wolltest?“ 
 Lay stöhnte genervt auf. „Das habe ich beinahe vergessen.“ 
 Ich hob den Kopf an. Plötzlich sehr neugierig geworden. „Was ist passiert? Und warum wolltest du Kai überhaupt verzaubern?“ 
 „Weil der Kerl echt eine Plage ist“, schnaubte Lay.
 Ich runzelte die Stirn. „Wieso sagst du das?“ 
 Der Magier seufzte und blickte kurz, besorgt zu seinem besten Freund hinüber. „Es ist schon mehrere Jahre her, Sehun war noch sehr jung und gerade mal ein knappes Jahr hier gewesen.“ Der Magier holte tief Luft, während Sehun sie anhielt. „Es war eines der ersten Male, dass Kai und Sehun tatsächlich in Kontakt geraten sind, das Anwesen ist immerhin groß genug, so dass sie einander nicht wirklich zu Gesicht kommen mussten. Vor allem, da Sehun hier nicht wirklich...erwünscht war.“, sagte Lay sehr vorsichtig und hoffte den Jüngsten nicht verletzt zu haben. Dieser zuckte die Achseln, blickte jedoch nicht auf. Schließlich setzte Lay seine Erzählung fort. „Als sie sich also begegnet sind, ist dieses aufeinander Treffen nicht sehr glimpflich verlaufen.“ Ich verzog das Gesicht. Nachdem was Kai mir erzählt hatte, auch bezüglich der Eifersucht die er dem Jüngeren gegenüber empfand, weil dessen Vater diesen Sohn offensichtlich präferierte, konnte ich mir ungefähr vorstellen wie Kai reagiert haben mochte. Dennoch musste ich es ausgesprochen und bestätigt hören.  
 „W-wie ist diese Begegnung ausgegangen?“, fragte ich vorsichtig als Lay gar nicht mehr aus seinem Schweigen herauskommen konnte. 
 „Ich bin zum ersten Mal im Labyrinth gewesen und habe mich promt schrecklich darin verlaufen“, flüsterte Sehun neben mir und seine Finger waren zu zitternden Fäusten verkrampft. „Alles sah gleich aus, die Wände waren zu hoch und die Gänge wirkten immer schmäler. Ich hatte wahnsinnige Angst und bin weinend herumgeirrt.“ Sehun zuckte bei der Erinnerung leicht zusammen. „Irgendwann bin ich schließlich über meine eigenen Beine gestolpert und hingeflogen. An dem scharfen Kiesboden habe ich mir die Knie aufgescheuert und war wie gelähmt vor Schmerz und Angst.“ Sehun nahm einen zittrigen Atemzug und lachte plötzlich. „Bis endlich jemand gekommen ist. Ich habe leise Fußschritte gehört und als ich vom Boden aufgeblickt hatte, stand Kai nicht weit von mir entfernt. Ich habe leise gewimmert und ihm erklärt ich hätte mich verlaufen, doch er... Er hat mich angesehen als wäre ich ein widerliches, unnatürliches Insekt. Dann hat er leise geschnaubt und sich abgewandt. Er ist gegangen, ohne je zurückgeblickt zu haben. Hat mich einfach dort liegen gelassen.“ Angespannte Stille tränkte den Rau und ich fühlte mich als würde ich in den schweren Erinnerungen einer viel zu geplagten Kindheit, ertrinken müssen. „Ich glaube wir haben uns damals gleichermaßen stark gewünscht das ich einfach verschwinden könnte. Zumindest dies werden wir wohl auf ewig gemeinsam haben“, beendete Sehun die kleine Geschichte im Flüsterton. 
 „Wie“, krächzte ich nach geraumer Zeit und musste mich räuspern, ehe ich erneut zu sprechen begann. „Wie hast du schließlich doch noch hinaus gefunden?“ 
 Mit einem sanften Lächeln auf den Lippen deutete Sehun mit einem Kopfnicken zum Magier. „Lay hat mich schon seit geraumer Zeit gesucht und das ganze Anwesen auf den Kopf gestellt. Als er mich drinnen nirgends finden konnte, ist er schließlich nach draußen in den Garten, ein Ort den ich sonst vermieden habe, weil man sich dort weniger gut verstecken konnte. Nun ja, bis auf das Labyrinth und aus diesem Grund ist Lay dort auch hinein gegangen um mich zu suchen.“
 „Und dort habe ich ihn auch gefunden. Weinend am Boden kauernd, verletzt an beiden Beinen, orientierungslos und hilflos. Ein Kind dem die Welt schrecklich zugespielt hatte. Unfair und Hinterhältig.“ Lays dunkle Worte jagten einen Schauer über meinen Rücken, noch nie hatte ich den braunhaarigen so düster uns hasserfüllt gehört. „Ich kann dir mit Sicherheit zugestehen, dass ich deinen Verlobten nicht wirklich ausstehen kann, seitdem ich Sehun in diesem Zustand wiederfinden musste.“ 
 Sehun seufzte und rieb sich erschöpft mit dem Handrücken über die Augen. „Auf jeden Fall, um auf das vorherige zurück zu kommen, Lay hat anschließend versucht Kai in einem Akt der Rache einen kleinen Streich zu spielen. Seine Magie war noch nicht auf dem besten Stand, daher war sein Streiche Repertoire noch nicht sehr umfangreich, aber er hat sich nichtsdestotrotz fest vorgenommen Kai zumindest einen Schrecken einzujagen.“ 
 Ich wagte kaum zu fragen, tat es dann jedoch trotzdem. „Und...wie?“
 „Er wollte ihm eine Schweinenase ins Gesicht zaubern“, erklärte Sehun und schüttelte den Kopf, ein leises Lächeln auf den Lippen. Ich selbst konnte mir ein Lachen ebenfalls nicht verkneifen, mehr jedoch weil die Idee wie sich Lay solch einen Unsinn ausdachte einfach urkomisch war. 
 „Und? Wie hat Kai reagiert?“  Sehun und Lay blieben still. „Was?“
 „Der Zauber hat nicht wirklich...funktioniert.“ 
 „Er hat funktioniert!“, grummelte Lay genervt. „Nur...nicht wirklich.“ 
 Sehun verdrehte die Augen. „Während Lay den Zauber auf Kai gerichtet hat, ist dieser unerwartet an dem Jungen abgeprallt und wie ein treuer Bumerang zu seinem Besitzer zurückgekehrt.“ 
 „Das bedeutet...Lay hat den Zauber abbekommen?“, prustete ich los und Lay warf mir einen finsteren Blick zu. 
 „Das war nicht lustig! Ich konnte den Zauber für eine gesamte Woche nicht auflösen! Hat sich in mir vergriffen wie ein ekliges Geschwür.“ Den Magier schüttelte es bei der Erinnerung. 
 „Und wie...ist so etwas möglich gewesen? Wieso konntest du Kai nichts anhaben?“ 
 Lay zuckte die Achseln. „Womöglich habe ich einen Fehler begangen oder so.“ Dann runzelte er nachdenklich die Stirn. „Oder dieses Gerücht, das unter Magiern herumgeht, ist wahr.“ 
 „Welches Gerücht?“, hakte ich nach und lehnte mich aufmerksam nach vorne, als würde Lay ein Geheimnis preisgeben. 
 „Unter Magiern heißt es das königliches Blut von Prinzip aus gegen Magie resistent ist und sie sich daher von gewöhnlichen sterblichen Unterscheiden. Aus diesem Grund hat man sich früher ihre königliche Stellung legitimiert.“ 
 Ich neigte den Kopf leicht zur Seite. „Das ist Unsinn.“ 
 „Da muss ich dir zu stimmen.“ Lay seufzte. „Sonst könnte ich Sehun wohl auch nicht einfach verzaubern und bei ihm hatte ich noch nie besondere Schwierigkeiten.“ Kurz stockte er. „Nun ja, durch Sehuns Adern fließt nicht zu hundert Prozent königliches Blut, also könnte man behaupten damit sei noch nichts bewiesen.“ 
 „Dann probiere es mit mir“, bot ich achselzuckend an. „Meine Familie pflegt seit Jahrhunderten die Familienfolge nur mit ebenfalls Adligen Blutträgern fortzuführen, also wenn das Gerücht stimmt, dann sollte mir dein Zauber ebenfalls nichts anhaben können.“ 
 „Luhan das ist doch...“ 
 „Gut, einverstanden“, mischte sich Lay augenblicklich ein und nickte entschlossen. „Ich wollte dies ohnehin schon einmal ausprobieren, aber wann kommt man schon ungestraft davon einen Angehörigen der vier letzten und mächtigsten Königsfamilien Asiens zu verzaubern?“ Er zwinkerte mir zu. „Also, seid ihr euch sicher das geht in Ordnung Prinz Lulu?“ 
 Ich lachte leise. „Na los, mach schon.“ 
 „Luhan!“, weinte Sehun genervt auf. „Lay, tu das nicht, du darfst nicht einfach einen königlichen...“ 
 „Sehun, hör auf mir ins Gewissen zu reden“, schmollte Lay und sah tatsächlich etwas zwiegespalten aus. 
 „Du weißt was man dir beigebracht hat, nicht wahr? Was für Strafen auf einen Magier zukommen, der sich gegen eine der Königsfamilien richtet?“ 
 Lays Körper erbebte kurz, als würden ihm kalte Schauer den Rücken hinunter jagen. Er sah tatsächlich verängstigt aus. „Oh ich...“ 
 „Ach komm Sehunnie, ich hab wirklich nichts dagegen. Es ist doch nichts dabei wenn er mir kurz ein paar Mauseohren oder einen Rüssel herbei zaubert. Er kann den Zauber einfach auflösen und wenn das Gerücht stimmt, ist er sogar selbst der Leidtragende.“ Ich lächelte bei dem Gedanken. 
 „Es geht ums Prinzip!“, wimmerte Sehun. „Du weißt nicht was man ihm und später uns beiden, alles eingebläut hat, als wir uns der Magierkunst angenähert haben.“ 
 „Sehun hör auf, bitte halt den Mund.“, heulte Lay und presste sich die Hände gegen die Ohren.
 „Nein Lay, allein das du darüber nachgedacht hast, Luhan einfach...“ 
 „Hör bitte auf“, wiederholte Lay und seine Augen funkelten in Rage, sein Körper zitterte und langsam begann seine Silhouette in Farben zu glühen. 
 Doch Sehun war gleichermaßen aufgewühlt und wohl auch wütend, so dass er Lays Verhalten gar nicht bemerkte. Ich dagegen machte mir große Sorgen und sprang vom Bett auf um Lay an den Schultern zu packen. „Oh Gott, was ist mit dir?“ 
 „Was deine Eltern uns damals erzählt haben...“, flüsterte Sehun und offensichtlich beendete Lay den Satz in seinem Kopf, denn erneut wurde er von einer heftigen Welle der Angst durchschüttelt. 
 „Mach das er den Mund hält!“, rief Lay plötzlich aus und kniff die Augen zusammen. Der Ausruf wurde gefolgt von dem eigenartigen Strahlen das sich plötzlich in alle Richtungen verteilte und mich unerwartet gegen den Bauch traf. Jegliche Luft verließ meinen Körper und ich stolperte rücklings. 
 „Luhan!“, rief Sehun erschrocken aus und rannte auf mich zu. Er fing meinen erschlaffenden Körper auf, direkt bevor ich mit dem Boden kollidieren konnte. „Oh Gott, bist du in Ordnung? Oh Gott, oh Gott...“, murmelte der Jüngere verzweifelt und betrachtete mich aus Augen heraus die vor Sorge und Panik zu mir hinunter schrien. „Luhan bitte! Bitte, rede mit mir! Oh Gott, was...“ Sein blondes Haar fiel ihm um das schmale Gesicht und er hatte ein Muttermal auf der linken Wange, dass mir noch nie zuvor aufgefallen war. „Luhan!“ 
 Und plötzlich bewegte sich mein Körper, meine Hand griff nach seinem Nacken in einer schrecklich langsamen Manier, ohne das meine Augen sich jemals von seinem Gesicht lösen würden. „halt den Mund“, befahl ich und meine Stimme klang in meinen Ohren so fremd und unwirklich das ich mich eigentlich hätte wunder müssen, doch mein Kopf war benebelt und als meine Hand halt an Sehuns Nacken gefunden hatte, verstärkte ich den Griff und registrierte erst viel zu spät das ich den Jüngeren zu mir hinunter gezogen hatte. Erst als Sehun den Mund hielt und der in mir wütende Zauber abebbte, verstand ich in welcher Situation ich mich gerade befand. 
 Meine Lippen lagen sanft auf denen von Sehun, während meine Hand an seinem Nacken ihm verbot den Kontakt zu unterbrechen. 
 „Oh Gott das ist meine Schuld“, hörte ich Lay aus der ferne Keuchen bevor etwas in meinem Kopf zu explodieren schien und mein Körper meinem Willen und meiner Kontrolle entglitt, ehe ich von Dunkelheit fort gespült wurde.  

Königlich VerliebtOnde as histórias ganham vida. Descobre agora