Eifersucht? Nein danke!

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Am nächsten Morgen stehe ich wieder früh auf und gehe mit Finn joggen. Die frische Luft tut richtig gut. Ebenso wie die Gesellschaft.

Nach dem Duschen geht' s zum Frühstücken. Ich kann es kaum erwarten Pierre wiederzusehen. Mein Herz schlägt schneller und meine Handflächen werden feucht, so aufgeregt bin ich. Wie er sich wohl verhalten wird?

In der Aula läuft eine sexy Südländerin, mit – ich traue meinen Augen kaum – fast kniekehlenlangen, schwarzen Haaren an mir vorbei. Ich bin mir sicher, dass ich sie noch nie gesehen habe. Die wäre mir aufgefallen. So lang, wie die Haare sind. Außerdem glänzen sie, als wären sie aus reinster Seide. Das Mädchen hat braun gebrannte Haut und edle Gesichtszüge, große Mandelaugen und, schon wieder, eine wünschenswerte Figur. Ich seufze.

„Wer war DAS denn?", frage ich Rachel, die neben mir geht.

„Das ist Alessandra", antwortet Rachel. „Sie kommt aus Italien, naja aus Sizilien. Ihr Zwillingsbruder, Alessandro, ist auch hier. Ein ganz netter Junge. Die beiden gehen in unsere Parallelklasse. Soweit ich weiß, hat Alessandro mit dir Deutsch."

Ach stimmt! Im Kopf gehe ich noch einmal den Stundenplan durch. Erste Stunde Mathe, dann Französisch – als erste Muttersprache – und danach Deutsch. Nach der Pause haben wir dann Sport, der irgendwie mit GW zusammenhängt.

In Deutsch ist keiner aus der Clique, da bin ich irgendwie in einem anderen Kurs gelandet. Außer Joy, die ist noch bei mir. Aber ich denke, die zählt nicht wirklich.

Als ich die Kantine betrete, werde ich von einem Schauspiel aus meinen Gedanken gerissen, das grässlicher nicht sein könnte. Schlagartig bleibe ich stehen und es ist, als würde auch mein Herz den Atem anhalten. Ich bin wie erstarrt. Taubheit erfüllt mich, lässt meine Emotionen, meine Gedanken einfrieren. Lähmt mein Herz. Verhindert, dass es in meiner Brust zerbirst.

Alle Schüler verfolgen interessiert das Wiedersehen zweier Liebenden, die nach langer Zeit wiedervereint wurden. Regungslos beobachte ich wie Pierre – PIERRE! –die Arme öffnet und die sexy Italienerin auffängt, die sich freudestrahlend in seine Arme wirft. Sie lachen glücklich, küssen sich.

„Ach Pierre! Ich habe dich ja so vermisst!", säuselt die Italienerin.

Ich verziehe das Gesicht.

„Ich dich auch, Alessandra", schwärmt Pierre zurück.

Und dann küssen sie sich wieder. Lange diesmal. Mit Zunge. Viel Zunge. Ich glaub, ich bin im falschen Film. Alles ist weg, da sind nur noch Pierre und diese ... Pieeeep! Kältewellen jagen durch meinen Körper. Ich werde schockgefrostet, weigere mich, zu verstehen. Pierre hat doch nicht etwa...

„Dass die sich immer so aufführen müssen", stöhnt Rachel und reißt mich so aus meinen Gedanken. Offensichtlich sind die beiden schon länger zusammen.

„Ich glaube, mir wird schlecht", stoße ich aus.

Doch Rachel ist schon weitergegangen und ermahnt die anderen sich wieder aufs Essen zu konzentrieren und hört mich darum nicht mehr. Allerdings erhalte ich trotzdem ein zustimmendes Brummen.

„Ganz meine Meinung." Ich wirbele herum. „Gestatten? Ich bin Alessandro. Bruder des Lieblings der Welt, Augapfels meiner Eltern. Eine schreckliche Gegebenheit! Kaum zu glauben, dass wir DNA teilen. Und dann noch so viel..." Er seufzt ergeben.

Ich kann nicht anders. Ich grinse den, zugegeben, nicht gerade schlecht aussehenden Typen an. Er grinst zurück und offenbart strahlend weiße Zähne. Sein Gesicht hat eindeutig südländischen Einfluss, mit dunkler, olivfarbener Haut und Augen so düster, dass man keinen Unterschied zwischen Iris und Pupille erkennen kann. Insgesamt hat er eine sehr anziehende Ausstrahlung, sowie einen leicht mystischen Flair. Ich finde ihn sofort sympathisch. Mir wird auch gleich wieder etwas wohler ums Herz.

AccasuraWhere stories live. Discover now