Das brennende Dorf

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Warnung: Gewalt und Blut. Verbrennungen.

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Ich träume von Pierre. Doch als ich die Augen aufschlage, habe ich alles wieder vergessen. Was bleibt, ist das Gefühl, dass es ein ziemlich dramatischer Traum war. Er hinterlässt einen leicht bitteren Nachgeschmack.

Ich schaue mich verschlafen um. Im Krankensaal ist es ruhig. Der sanfte Schein des Mondes erleuchtet das Zimmer. Vorsichtig betaste ich das Bett auf dem ich liege und Wellen der Erleichterung spülen durch meinen Körper. Ich bin wieder Mensch! Als meine Finger plötzlich Haare spüren – die definitiv nicht meine eigenen sind – kann ich ein erschrockenes Quietschen nicht vermeiden.

„Sofie?", murmelt jemand verschlafen.

Ich ziehe meine Hand zurück.

„P-Pierre?" Ich richte mich überrascht auf.

„Du bist endlich wach!"

Ich ignoriere seine Erleichterung. „Warum bist du hier? Es ist mitten in der Nacht."

Pierre richtet sich mit einem Gähnen auf. Sein Stuhl knarzt eindrucksvoll. „Ich habe gewartet, bis du wieder aufwachst."

Gefühle überschwämmen mein Herz. Gefühle, die ich nicht mehr will. Die mich für einen Moment überwältigen. Weshalb ich vermutlich auch etwas ruppig reagiere.

„Schön, ich bin wach. Du kannst jetzt gerne gehen und beruhigt in deinem eigenen Bett schlafen."

Er mustert mich einen Augenblick. „Okay. Aber nur unter zwei Bedingungen."

Bedingungen? Dieser Typ hat den Nerv mir Bedingungen zu stellen?

„Was für Bedingungen?", will ich vielleicht etwas spöttisch wissen.

„Erste Bedingung: Bitte geh morgen wieder in den Unterricht."

„Morgen?", frage ich entgeistert. Ich dachte an dieser Schule gibt es keinen Wochenendunterricht!

„Ja, morgen. Wir haben schon Sonntag. Du hast das komplette Wochenende verschlafen."

Sonntag? Oh-ha! Aber da ich auf jeden Fall morgen wieder in den Unterricht gehen werde, ist das nicht unbedingt eine weltbewegende Bedingung. Eher wirklich merkwürdig.

„Ich werde mein Bestes geben", verspreche ich.

„Die zweite Bedingung..." Er blickt unsicher nach unten. „Bitte- Bitte vergib mir! Ich..."

Er klingt richtig gehend verzweifelt. Flehend. Jegliche Emotionen sickern aus meinem Körper. Ich bin noch nicht bereit dafür. Kann nicht vergeben, nicht vergessen. Zu frisch sind noch die Erinnerungen, zu markant die alten Narben.

„Ich..." Meine Kehle wird eng. „Ich kann nicht. Pierre. Ich kann nicht!"

Er sieht auf und unsere Augen treffen sich im mondbeschienen Zwielicht des Raumes.

„Tut mir leid", flüstere ich und senke meinen Blick auf meinen Schoß.

„Es ist- Du hast doch nichts falsch gemacht! Mir tut es leid. Ich..."

Pierre stockt und eine unangenehme Stille erfüllt den Raum. Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Schweigend sitze ich da, den Kopf gesenkt.

Irgendwann steht Pierre auf. Er zögert kurz, verabschiedet sich dann jedoch mit einem „Versuch noch mal zu schlafen". Die Tür fällt hinter ihm ins Schloss und das leise Klicken hallt in dem großen Raum wieder, als würde es nie mehr enden.

Plötzlich halte ich es in dem Bett nicht mehr aus. Ich stehe hastig auf und laufe ans Fenster. Ohne zu Zögern reiße ich es auf und genieße die frische, kühle Nachtluft. So gelingt es mir langsam meine Gedanken zu ordnen, meine Gefühle zu entwirren.

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⏰ Last updated: Sep 01, 2019 ⏰

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