FBI oder CIA?

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Vor den Umkleiden trennen wir uns, mit Küsschen auf die Wangen. Es erntet uns ein paar neugierige Blicke.

Ich grinse Alessandro an. „A dopo, mio regazzo."

Dann verschwinde ich in der Mädchenumkleide. Der erstickende Geruch von Deo und altem Schweiß lässt mich fast wieder rückwärts heraus taumeln. Doch ich reiße mich zusammen und geselle mich zu Rachel. So schnell wie möglich ziehe ich meine Sportsachen an und verlasse die Umkleide wieder. Nach ein paar Schritten bleibe ich stehen.

Einige Schüler wärmen sich anscheinend schon auf. Die Betonung lieg auf: Aufwärmen. Das Mädchen, das an meinem ersten Tag auf der Treppe saß und mit dem Feuer gespielt hat, jongliert mit Feuerkugeln, ein Junge trainiert Messerwerfen, Finn steht bei einem etwas älteren Mann, der ihm eine Kampfsportart zu zeigen scheint und David übt mit einem anderen Jungen Fechten.

Ich schaue mich weiter mit großen Augen um. Kann es kaum fassen. Das ist also Sport? Keine Ahnung, was ich erwartet hatte. Das jedenfalls nicht!

„Na, Sofie. Ist ein Bisschen anders, als an deiner alten Schule oder?"

Mir legt jemand eine Hand auf die Schulter. Ich fahre herum und hebe abwehrend einen Arm.

„Keine Angst, ich bin' s nur", meint Herr Sommer beruhigend.

Keine Angst? Ich bin' s nur? Toller Satz! Muss ich mir merken! Ich schnaube.

„Was ist denn?", frage ich viel freundlicher als mir zumute ist.

„Komm. Setzen wir uns erst mal hin."

Herr Sommer geht zu einer Bank, die ein paar Meter entfernt an der Wand steht. Ich seufze und folge ihm. Was er wohl will? Hoffentlich nicht den Psychologen spielen und mit mir über gestern reden. Wiederholt seufzend lasse ich mich neben meinen Lehrer auf die Bank fallen.

Herr Sommer redet nicht lange um den heißen Brei herum. „Hier wirst du lernen, wie du mit deinen Gaben umgehen kannst", beginnt er. „Denn in diesen Gaben, die du besitzt, ist großes Verteidigungs- und Angriffspotenzial. Die Gabe der Illusion ist gut zum Täuschen und mit Telekinese kann man so allerhand bewegen.

„Deine Gaben werden sich selbstverständlich noch weiter entwickeln. Im Moment kannst du vermutlich nur kleinere Gegenstände bewegen und das Aussehen von Personen annehmen, die du schon einmal gesehen hast. Das wird sich vermutlich noch verändern, wenn du deine Energiereserven trainierst. Aber jetzt lass uns einfach mal anfangen, ja?" Ich habe aufmerksam zugehört und bin schon gespannt, wie es jetzt weiter geht. „Zu aller erst die Theorie! Sonst haben wir bei der Praxis keine Chance."

Ich nicke und nehme mir vor, mir so viel wie möglich zu merken.

„Nun, dann lassen Sie uns loslegen!" Ich sehe Alessandro aus der Kabine kommen und mir fällt ein, dass ich keine Ahnung habe, was er für eine Gabe hat. „Aber bevor wir anfangen, können Sie mir vielleicht sagen, was meine Freunde für Gaben haben? Da wäre ich Ihnen sehr verbunden."

Herr Sommer nickt verständnisvoll.

„Natürlich, natürlich."

„Danke. Was Finn kann, weiß ich. Aber was können die anderen?"

Herr Sommer überlegt kurz, dann meint er: „Also Rachel kann ihren Geist von ihrem Körper lösen. Außerkörperliche Erfahrungen, kurz AKE. Im Englischen heißt es Out-of-Body-Experience, kurz OBE. Sie hält sich dabei auf den sogenannten Astralebenen auf. Auf diesen Ebenen ist nichts fest, sprich, man kann durch Wände gehen. Es soll in etwa so sein, als sei man ein Geist. Du siehst alles, hörst alles, doch dich hört und sieht niemand.

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