Deal

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Noch immer stehe ich mit Raphael vor dem Club. Es sind vielleicht zwei Minuten vergangen, doch für mich fühlt es sich wie Stunden an. Immer mal wieder höre ich, wie Raphael scharf die Luft einzieht, was mich wissen lässt, dass wieder irgendwas passiert ist. „Warum gehst du eigentlich nicht dazwischen?", frage ich schließlich und spreche somit die Frage aus, welche mir schon die ganze Zeit auf der Zunge liegt. Raphael schaut auf mich herab. Seine Mimik lässt keine einzige Emotion zu. „Weil es ihre Angelegenheit ist, Klara. Ich will am Ende nicht zwischen den Stühlen stehen, nur weil ich mich eingemischt habe. Sollte es brenzlig werden, überleg ich es mir vielleicht nochmal." Raphael zwinkert mir zu und wendet seinen Blick wieder von mir ab. „Leute! Chillt doch mal ey!", höre ich plötzlich eine männliche Stimme aus dem nichts brüllen. Ein bisschen spät, würde ich behaupten. Die Stimme habe ich irgendwo schon mal gehört, kann sie jedoch nicht zuordnen. Vorsichtig drehe ich mich in Raphaels Armen um und sehe einen dunkelhäutigen Mann zwischen den zwei Streithähnen stehen. „Wer ist das?", frage ich an Raphael gewandt. „Maxwell.", gibt er mir daraufhin knapp als Antwort. Ich nicke verstehend und kann mich langsam wieder an ihn erinnern. Er war im Backstage in der Arena in Hamburg.

„Er hat doch angefangen! Was willst du damit bezwecken, Joe?! Gönnst du mir die Freundschaft zu einer Frau nicht oder was?!", brüllt nun John wieder. Ihm scheint es wohl noch ganz gut zu gehen. Ich kann sein Gesicht jedoch nicht sehen, da er seinen Rücken zu mir gewandt hat. „Laber doch keine scheiße, John. Ich gönn dir alles, nur muss deine Anwältin lernen dass sie sowas mit mir nicht machen kann.", erklärt Jonas seinem besten Freund ruhig. Sein rechtes Auge ist rot. Das wird wohl ein blauer Fleck. Geschieht ihm recht.

„Du spinnst doch! Ich hab nen Freund, verdammt! Da kann ich nicht mit dir ins Bett steigen!", rufe ich wütend in die Konversation ein. Augenblicklich werde ich von allen Seiten überrascht angeschaut. „Du hast 'nen Freund?", fragt John nach einiger Zeit der Stille und findet somit als erstes seine Stimme wieder. Endlich sehe ich sein Gesicht. Er sieht etwas mitgenommen aus und ich sehe, dass seine Lippe aufgeplatzt ist und leicht blutet. Ich nicke vorsichtig, woraufhin auch John nickt und sich wieder zu Jonas dreht. „Dann sag deinem Freund, ich brauch dich für ne Nacht!", ruft Jonas als nächstes und lacht laut los. „Halt doch mal die Fresse, Joe! Und bedräng die Frau nicht so.", sagt nun Maxwell und mustert ihn genervt. „Ich will nur das, was mir zusteht.", entgegnet Jonas ihm und drängt sich an John vorbei.

John scheint es nicht so wirklich zu merken, da er sich nicht von der Stelle rührt. Ob er wirklich so überrascht ist, dass ich einen Freund habe? Ich bin so in Gedanken, dass ich nicht merke wie Jonas auf Raphael und mich zukommt. Erst als Raphael mich immer fester an sich drückt, schüttle ich die Gedanken ab. Jonas kommt schließlich vor mir zum stehen und grinst mich an. Seine Hand geht zu meinem Kinn, welches er festhält und nach oben drückt, sodass ich ihm in die Augen schauen muss. „Fass sie nicht an.", bemerkt Raphael hinter mir bedrohlich, Jonas scheint das aber wenig zu interessieren. Er würdigt Raphael nur einen kurzen Blick und fokussiert sich dann wieder auf mich. „Du beendest das Mandat erst, wenn das zwischen uns geklärt ist. Verstanden?" Ich nicke vorsichtig. Worauf lasse ich mich hier nur ein? „Dann hat sich das ja geklärt. Ich melde mich die nächsten Tage bei dir. Achja, wer ist eigentlich der Glückliche?", fragt er nun und drückt mit seiner Hand an meinem Kinn etwas fester zu. Er hat wieder dieses grinsen auf den Lippen, welches mich immer wieder aufs neue unwohl fühlen lässt. Ungern möchte ich Jonas sagen, wer genau mein Freund ist. Der Griff von Jonas an meinem Kinn fängt an weh zu tun. „Du tust mir weh.", entgegne ich ihm stattdessen und versuche meinen Kopf etwas zurückzuziehen. „Wer dein Freund ist, hab ich gefragt!", sagt Jonas nun lauter. Ich sehe, wie wütend er wird. Die Erinnerungen an die Situation in der Kanzlei vor ein paar Wochen kommen zurück und ich fange an zu weinen. „Jonas, lass sie los!", sagt nun auch Raphael lauter und schlägt mit einem Arm, seine Hand von meinem Kinn. „Was ist los, Rabenmann?! Stehst du auch auf deine kleine Anwältin wie Johnny, oder was?!", lacht Jonas nun auf, behält seine Hände jedoch bei sich. Was Raphael antwortet, bekomme ich nicht mit. Mein Gedanke dreht sich nur um John. Warum hat er es mir nie gesagt? Stimmt es überhaupt? Aber warum wäre er sonst so ausgetickt nach der Aussage von Jonas?

„Ich fahr dich nach Hause, Klara. Komm.", holt mich die Stimme von Raphael schließlich wieder aus meinen Gedanken. Ich habe derweil aufgehört zu weinen und auch Jonas ist nirgends zu sehen. „Wo ist Jonas?", frage ich also vorsichtig. „Weg.", gibt Raphael mir sehr informativ als Antwort, woraufhin ich nicke. John steht noch immer an der gleichen Stelle wie zuvor. „Was ist mit John?", frage ich nach, als Raphael sich auf den Weg zum Auto machen will. „John! Kommst du mit?", ruft er daraufhin seinem Freund zu. Dieser dreht seinen Kopf in unsere Richtung und setzt sich schließlich in Bewegung.

Criminal minds (Gzuz FF) *Abgeschlossen*Where stories live. Discover now