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Alec:

Ich saß auf meinem Bett, hatte die Beine angezogen und mich bis zum Kinn zugedeckt, während Dave davor stand.

Er löcherte mich schon mindestens eine halbe Stunde mit Fragen.

Die meisten davon waren „Was war das gerade?!" „Wer zur Hölle ist Dean?!" „Warum redest du nicht mit mir?!"

Gerne hätte ich geantwortet, aber ich brauchte meine gesamte Konzentration dafür, um die Bilder zurückzudrängen.

Irgendwann wurde es Dave zu doof. Er stampfte aus dem Zimmer und knallte laut die Tür hinter sich zu, trampelte hörbar die Treppen runter und dann war es still.

Er war weg, dachte ich. Er hatte keine Lust mehr auf mich. Ich hatte ihn vertrieben, verloren, würde ihn nie wieder sehen.

Das brachte mich dazu, runter zu rutschten, in die liegende Position und zusammengerollt wie ein Baby zu weinen.

Je länger ich alleine war, desto bewusst wurde mir, was ich gerade getan hatte. Ich hatte Dave nicht nur bei einem anderen Namen genannt, nein ich hätte es getan, in einem viel zu intimen Moment. Und ich hatte ihn angeschrien, ihn weggeschickt.

Der Moment war so schön gewesen, wieso hatte ich das so kaputt gemacht?

Verdammt, ich liebte Daves Nähe doch. Daves Taten. Daves Art, mich zu erregen. Wieso hatte ich all das jetzt zerstört?

Er war sicherlich sehr sauer auf mich. Enttäuscht.

Er dachte bestimmt, ich hätte dabei an einen anderen gedacht. Hatte ich ja auch, aber nicht im guten Sinne.

Ich wollte zu ihm und es ihm erklären.

Aber das musste ich nicht, denn er kam zurück. Er kam zurück, zusammen mit meiner Mutter und einem Beruhigungstee.

Sie stellte die Tasse auf meinem Nachtkästchen ab und setzte sich auf die Bettkante, strich mit beruhigend über den Arm.

Ich sah dabei aber nur Dave an, der im Türrahmen stand und deutlich nicht wusste, wohin mit ihm.

Ich schämte mich so für alles. Das mit Dean, dass ich gerade weinte, und wie ich überhaupt reagiert hatte. Daher schaute ich weg und vergrub mein Gesicht tiefer in Kissen.

Kurz danach hörte ich, wie die Tür sich schloss und Schritte entfernten, also ging er diesmal wohl wirklich.

„Du hättest es ihm erzählen sollen, Liebling", seufzte Mum und lehnte sich zu mir, um tröstend den Arm um ich zu legen.

„Wer würde mir das glauben? Außerdem bin ich selbst schuld, er wird mich hassen, weil ich das zugelassen habe"

„Schatz, er hasst dich nicht und das könnte er auch niemals tun. Er fühlt sich schuldig und er hat Angst um dich. Beruhige dich etwas, von mir aus schlaf auch ein wenig, aber bitte rede dann mit ihm. Er hat gesagt, er wird nicht gehen, bis er weiß, was los ist. Aber er wird warten, bis du soweit bist"

„Ich hab ihn gar nicht verdient", schniefte ich und rieb mir über die Augen.

„Doch, mein Schatz, das hast du. Ihr beide seit perfekt füreinander, wenn ihr nicht ständig alles zwischen euch kommen lasst." Sie strich mir die Haare aus der Stirn, gab mir einen Kuss darauf und lächelte mich dann an.

Ich schniefte nochmal, aber nickte dann entschlossen und vor allem gestärkt von ihren Worten und ihrer Energie.

„Denkst du also, er ist noch da?"

„Mit Sicherheit", lächelte sie.

Ich schluckte meine Angst herunter und fragte dann leise: „Kannst du ihn zur mir schicken?"

Das Herz Der Dunkelheit (Manxman)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt